"Man darf das Klinikum nicht kaputtreden"

Homburg. Vor einigen Tagen hatte eine Bürger-Initiative, bestehend aus ehemaligen Politikern, einem Wissenschaftler und einem Geschäftsmann, Vorschläge gemacht, das Saarland aus dem Schuldental zu führen (wir berichteten). Dabei wurden auch Vorschläge zur Zukunft der Universität des Saarlandes gemacht, unter anderem "Schließung der Medizinischen Fakultät in Homburg"

 Gehen am Uniklinikum irgendwann die Lichter aus? Die Betroffenen am Klinikum können das gebetsmühlenartig wiederkehrende Ansinnen einer Schließung inzwischen schon nicht mehr hören. Foto: thw

Gehen am Uniklinikum irgendwann die Lichter aus? Die Betroffenen am Klinikum können das gebetsmühlenartig wiederkehrende Ansinnen einer Schließung inzwischen schon nicht mehr hören. Foto: thw

Homburg. Vor einigen Tagen hatte eine Bürger-Initiative, bestehend aus ehemaligen Politikern, einem Wissenschaftler und einem Geschäftsmann, Vorschläge gemacht, das Saarland aus dem Schuldental zu führen (wir berichteten). Dabei wurden auch Vorschläge zur Zukunft der Universität des Saarlandes gemacht, unter anderem "Schließung der Medizinischen Fakultät in Homburg".Eine Aussage, die bereits Landrat Clemens Lindemann mächtig in Harnisch gebracht hatte. Auch innerhalb des Universitätsklinikums dürften über das Ansinnen einer Schließung ärgerliche Worte gefallen sein, doch die Führungsspitze ist dafür bekannt, in der Öffentlichkeit niemals emotional Stellung zu nehmen. Deshalb gab sich auch der Ärztliche Direktor Professor Ingo Steudel ruhig, aber in der Sache bestimmt. Er wertet die Vorschläge zur Schließung des Klinikums, die immer mal wieder hochkämen, als "Teil des politischen Geschäfts, bei dem vermutlich ausgelotet werden sollte, wie groß die Resonanz auf derlei Ansinnen ausfällt". Ärgerlich sei daran, "dass durch das Wiederkehren der immer gleichen Sparvorschläge auf die Dauer doch etwas hängen bleibt und die Leute anfangen zu glauben, die Schließung sei am Ende womöglich eine Tatsache".

Dass man sich frage, wo das Land mit seinen Schulden lande, sei verständlich, sagte Steudel, "aber die Vorschläge, die gemacht wurden, stellen ja das ganze Land in Frage". Er als Schwarzwälder frage sich schon manchmal, warum das, was das positive Potenzial des Saarlandes ausmache, ständig zur Disposition gestellt würde.

Für eine Region, noch dazu eine, die mit Strukturproblemen zu kämpfen habe, sei es fatal, an Bildung und Ausbildung zu sparen, "denn das ist die Zukunft. Wenn man die Hochschulausbildung nicht fördert, gehen am Ende alle jungen Leute weg und dann kann man hier die Wissenschaft vergessen". Das Problem liege darin, dass Medizin als Grundlagenwissenschaft in engem Zusammenhang stehe mit Molekularbiologie, Bioinformatik und Gentechnologie. Wer diese enge Verzahnung mit den Zukunftswissenschaften verkenne, schade dem Land.

Man müsse sich keine Illusionen machen, betonte Professor Steudel weiter: "Wenn die Medizinerausbildung wegfällt, ist dies auch das Ende des Klinikums. Das eine geht nicht ohne das andere. Wir werden die schwierigen und komplizierten Fälle nur mit dem entsprechenden wissenschaftlichen Hintergrund behandeln können." Würde die Medizinische Fakultät geschlossen, gingen 2000 Arbeitsplätze allein in diesem Bereich verloren, hinzu kämen noch einmal 1000 Arbeitsplätze, die unmittelbar mit der Fakultät verbunden wären. "Ich weiß nicht, was man dabei einspart, 4000 Menschen arbeitslos zu machen, das wäre die Größenordnung von Saarstahl." Das Saarland möge aufhören, sich ständig in seinen Grundfesten in Frage zu stellen, rät der Ärztliche Direktor. Und man solle das, worauf das Land stolz sein könne, nicht kaputtreden. maa

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