Gewölbe wahrt noch sein Geheimnis

St. Ingbert. Ein Job für harte Männer: Schubkarre für Schubkarre schieben die Arbeiter der Blieskasteler Firma Krill Sand aus dem Kellergewölbe am Fuß der St. Ingberter Josefskirche. Über eine provisorische Bretterrampe führt der Weg in einen flachen Container. Im Gewölbe sorgt eine Lichterkette für schummrige Beleuchtung

St. Ingbert. Ein Job für harte Männer: Schubkarre für Schubkarre schieben die Arbeiter der Blieskasteler Firma Krill Sand aus dem Kellergewölbe am Fuß der St. Ingberter Josefskirche. Über eine provisorische Bretterrampe führt der Weg in einen flachen Container. Im Gewölbe sorgt eine Lichterkette für schummrige Beleuchtung. Mit eingezogenem Kopf müssen die Männer ihre Fracht nach draußen transportieren wegen der niedrigen Decke. Immerhin, mit jeder Ladung gewinnt der Raum im vorderen Teil mehr Höhe. Meißelspuren an Decke und Wänden zeigen, wie mühevoll hier einst ein Tunnel in den Sandstein getrieben worden ist.Von einem Eiskeller (in früheren Jahrhunderten wurde in solch kühlen Räumen Eis gelagert) unter der Kirche wussten Pfarrei-Mitglieder in der Vergangenheit Vages zu berichten. Jetzt ist er zur Kaiserstraße hin neben dem Treppenaufgang geöffnet: 45 Meter lang und fünf bis sechs Meter breit. Es ist ein Ort, über dessen Anfänge spekuliert wird. "Vielleicht war er Teil der alten Hobelsburg", sagt Architekt Klaus Daub. Über diese Burg gibt es wenig konkrete Informationen. In Wolfgang Krämers "Geschichte der Stadt St. Ingbert" steht zu lesen: "Alle Gründe sprechen dafür, dass die Burg der Junker von St. Ingbert auf dem Hobels stand und die tiefen dort vorhandenen Felsenkeller irgendwie dazu gehörten." Aus alten Schriften geht nach seinen Forschungen lediglich hervor, dass die Burg bereits 1483 zerfallen war. Historisches Interesse steht bei den Arbeiten am Fuß der Josefskirche momentan aber nicht im Vordergrund. Beim Wiederaufbau des 2007 von einem Großfeuer massiv beschädigten Gotteshauses ist auch das Feuchtigkeitsproblem, das die fast 120 Jahre alte Kirche stets begleitet hat, in den Blickpunkt gerückt (die SZ berichtete). Dabei wurde schnell die Frage nach den Fundamenten des Gebäudes aufgeworfen. Architekt Daub: "Es war bekannt, dass es einen Eiskeller gegeben hat." Ein enger Schacht führte seitlich der Kirche in die Tiefe. Am Boden gab es nur wenig Bewegungsfreiheit. Alfred Krill, Chef der gleichnamigen Baufirma: "Ich bin mit der Lampe rein und habe an den Wänden die Meißelstriemen gesehen. Als ich wieder draußen war, habe ich gesagt, ich hab' euern Eiskeller." Seine Leute haben dann den Zugang freigelegt. Architekt Daub: "Offensichtlich handelt es sich um eine zweigeschossige Konstruktion." Vor dem Eingang führt eine rundgelaufene Treppe abwärts. Ein neun Meter tiefer Brunnenschacht ist ebenfalls Relikt längst vergangener Tage. Im Tunnel sind gemauerte Fundamente der östlichen Kirchenseite zu sehen. "Niederwürzbacher Ziegelstein", sagt Daub.

Die Kirche, erläutert er weiter, sei so platziert, dass ihr Hauptschiff nicht über der Höhle steht. Damit habe man Spannungen auf dem Fels vermeiden wollen. Deshalb sei der Chorraum des Gotteshauses südlich ausgerichtet und nicht östlich, wie das eigentlich üblich ist. Der Eiskeller wurde in späteren Jahren zugeschüttet. Keine gute Idee, da der Sand Quellwasser vom Hobels wie ein Schwamm halte, erläutert Daub. Die Männer der Firma Krill schaffen ihn jetzt wieder raus und sorgen so dafür, dass Wasser ablaufen kann.

Ein harter Job, um die Kirche trocken zu bekommen. Aber ein lohnender. Der Eiskeller soll später für Interessierte offen bleiben. "Vielleicht war der Eiskeller Teil der alten Hobelsburg."

Klaus Daub, Architekt

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