Routiniert zu klanglichen Höhen

St Ingbert · Vorbildlich geführter Alt, klangschön-betörende Violine: Die Musiker brillierten beim Passions-Konzert in der Christuskirche in St. Ingbert. Doch nicht alles glänzte: Christian von Blohn hatte es schwer, die solistischen Partien an die äußerst geringen klanglichen Möglichkeiten der Truhenorgel anzupassen.

 Der Organist Christian von Blohn, Violinist Helmut Haag und die Altistin Angela Lösch (von links) gaben ein Passionskonzert in der St. Ingberter Christuskirche. Foto: Jörg Jacobi

Der Organist Christian von Blohn, Violinist Helmut Haag und die Altistin Angela Lösch (von links) gaben ein Passionskonzert in der St. Ingberter Christuskirche. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

. Kirchenjahreszeitlich bedingt besinnlich ging es zu in der betont kammermusikalischen "Passionsmusik", zu der die evangelische Christuskirchengemeinde am Sonntag eingeladen hatte. Angela Lösch (Alt), Christian von Blohn (Truhenorgel) und Helmut Haag (Violine) musizierten Werke von Bach und Telemann. Hausherr Pfarrer Fred Schneider-Mohr, der zwischen den Musikdarbietungen abschnittweise aus dem Leidensbericht des Matthäus-Evangeliums las, machte das zahlreich erschienene Publikum zuvor auf die die Bedeutung der "Theologia crucis" (Kreuzestheologie) für das gesamte Kirchenjahr aufmerksam, die der Programmkomposition bewusst zugrunde gelegt worden war, und wie sie insbesondere auch für die beiden lutherischen Komponisten Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann ganz persönlich bestimmend gewesen ist.

So erklärte es sich auch schlüssig, dass mit der eingangs stimmig musizierten viersätzigen G-Dur-Sonate für Violine und Basso continuo (BWV 1021) und einer Arie aus dem Weihnachtsoratorium der dramaturgische Bogen programmatisch über das eigentliche Kernthema der Passion Christi und das einschlägige kirchenmusikalische Repertoire hinaus ausgedehnt wurde. Angela Lösch präsentierte sich in der "weihnachtlichen" Arie "Schließe, mein Herze, dies selige Wunder" wie auch in den drei Schemelli-Liedern (Bach) und der berühmten Erbarme-dich-Arie aus der Matthäuspassion (BWV 244 Nr. 47) mit einem durchweg vorbildlich geführtem und exzellent gestütztem Alt, der sich in der kammermusikalisch-luziden Akustik des postmodernen Kirchsaals optimal präsent und intonationsrein entfalten konnte. Helmut Hag agierte von Anfang bis Ende gewohnt routiniert und konsequent professionell und steigerte zuletzt seinen Violinpart in Bachs Erbarme-dich-Arie zu klangschön-betörender Sinnlichkeit.

Christian von Blohn hatte einige Mühe, seinen Continuo-Part sowie solistische Partien an die äußerst geringen klanglichen Möglichkeiten der hier vielleicht doch allzu bescheidenen Truhenorgel geschickt anzupassen, was sich insbesondere in der - vor allem im Bassbereich - hauchig-schmalbrüstigen 8-Fuß-Lage deutlich bemerkbar machte. Ansonsten adaptierte er die ausgewählten Variationen aus Bachs großer Choralpartita (pedaliter!) über das Passionslied "Sei gegrüßet, Jesu gütig" mit beachtlichem spielerischen Geschick an das Kleinorgelwerk. Ob die an vorletzter Programmposition musizierte, mehr als abgedroschene "Air" aus Bachs dritter Orchestersuite in D-Dur, zumal in dieser ausgedünnten Besetzung mit stark reduziertem Continuo, noch durch den generellen Verweis auf gewisse kreuzestheologische Implikationen des Passionsgedankens sinnreich gedeckt ist, mag manchem doch fraglich erscheinen.

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