Ruf zum Frühgebet liebt nicht jeder

St. Ingbert. Die neuen Glocken der St. Ingberter Josefskirche sind weithin zu hören. Dem katholischen Christen ein Wohlklang, ruft das Geläut in den Morgenstunden bei anderen aber auch Kritik hervor. Ein Bürger aus dem Musikantenviertel etwa fragt, ob denn morgens um sieben Uhr auch während der Schulferienzeit tatsächlich schon geläutet werden müsse. Mancher St

 Als Ende August vergangenen Jahres die neuen Glocken im Turm von St. Josef verankert wurden, herrschte eitel Freude. Jetzt gibt es erste leise Kritik am Läuten der Innenstadt-Kirche. Foto: Evelyn Schneider

Als Ende August vergangenen Jahres die neuen Glocken im Turm von St. Josef verankert wurden, herrschte eitel Freude. Jetzt gibt es erste leise Kritik am Läuten der Innenstadt-Kirche. Foto: Evelyn Schneider

St. Ingbert. Die neuen Glocken der St. Ingberter Josefskirche sind weithin zu hören. Dem katholischen Christen ein Wohlklang, ruft das Geläut in den Morgenstunden bei anderen aber auch Kritik hervor. Ein Bürger aus dem Musikantenviertel etwa fragt, ob denn morgens um sieben Uhr auch während der Schulferienzeit tatsächlich schon geläutet werden müsse. Mancher St. Ingberter wäre doch sicher froh, wenn seine schulpflichtigen Kinder um diese Zeit nicht geweckt würden.Pfarrer Arno Vogt kontert mit Humor: "Da sollte der Betroffene froh sein. St. Josef läutet morgens um sieben Uhr, üblicherweise ist das Angelus-Läuten schon um sechs Uhr." In der St. Ingberter Herz-Mariae-Kirche würden die Glocken schon eine Stunde früher erschallen.

In der Sache selbst sieht der Pfarrer keinen Handlungsspielraum. Das Angelus-Domini-Läuten (lateinisch für "Engel des Herrn", das Gebet zum Gedächtnis der Menschwerdung Jesu) sei eine jahrhundertealte Tradition. Drei Mal am Tag läuten dafür die Glocken. Morgens um sechs Uhr - oder wie in St. Josef um sieben Uhr - mittags um zwölf und am frühen Abend um 18 Uhr. Vogt macht darauf aufmerksam, dass es in St. Ingbert rund 14 000 Katholiken gebe und mit den protestantischen Christen zusammen mehr als die Hälfte der Einwohner christlichen Glaubens sei.

Im übrigen verweist der Pfarrer auf Veränderungen am Kirchturm im Zuge der Brandsanierung, die den Klang des Geläutes dämpften. Vogt: "Die Schallluken sind durch die eingebauten Jalousien viel dichter. Es dringt weniger nach draußen als früher."

Zu dem Thema gibt es auch Gerichtsurteile. So hat die "Neue juristische Wochenschrift" unter Berufung auf ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofes Baden-Württemberg geschrieben, wer in der Nähe einer Kirche wohne, müsse das morgendliche Läuten der Glocken hinnehmen. Denn es gelte als akzeptierte kirchliche Tradition. Nach verschiedenen Quellen geht diese Tradition auf das 13. Jahrhundert zurück. Allerdings zunächst als abendliches Läuten. Das Läuten am Morgen und Mittag kam in den folgenden Jahrhunderten dazu.mbe

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