Katar kauft Paris

Paris/Berlin. Das neueste "Spielzeug" für Paris Saint-Germain kostet 45 Millionen Euro, es hört auf den Namen Lucas Moura. Pünktlich zum Jahreswechsel wurde der 20 Jahre alte brasilianische Nationalspieler als weiteres Mosaiksteinchen beim Tabellenführer der Ligue 1 vorgestellt - stilecht im Museum für islamische Kunst in Doha

Paris/Berlin. Das neueste "Spielzeug" für Paris Saint-Germain kostet 45 Millionen Euro, es hört auf den Namen Lucas Moura. Pünktlich zum Jahreswechsel wurde der 20 Jahre alte brasilianische Nationalspieler als weiteres Mosaiksteinchen beim Tabellenführer der Ligue 1 vorgestellt - stilecht im Museum für islamische Kunst in Doha. Mit seinen Öl- und Gasmilliarden bastelt das Emirat Katar an einem eigenen Gesamtkunstwerk in der französischen Hauptstadt. Es will PSG mit aller Macht an die Spitze des europäischen Vereinsfußballs hieven. Auf dem Weg dorthin scheint den neuen Besitzern, der Investorengruppe Qatar Sports Investment (QSI), jedes Mittel recht. Kein Spieler ist zu teuer.

Zlatan ist zufrieden

"Paris ist ein Klub, der sich in großer Veränderung befindet. Ich bin erst seit sechs Monaten hier, aber die Dinge gehen sehr schnell voran", sagte der schwedische Superstar Zlatan Ibrahimovic gestern: "Die besten Spieler entscheiden bei einem Wechsel nicht unbedingt nach der Tradition eines Klubs." Das tat auch Ibrahimovic nicht, der als Königstransfer im Sommer von Mailand nach Paris gewechselt war. Fast 250 Millionen Euro haben die Besitzer bereits in das kickende Personal investiert, Moura wird nicht der letzte Neuzugang für das Team von Trainer Carlos Ancelotti gewesen sein. Die neuen Herrscher um Präsident Nasser Al-Khelaïfi, der innerhalb von fünf Jahren zu Europas Spitze gehören will, krempeln den Klub gehörig um.

200 Millionen pro Saison

Und dabei sind sie durchaus erfinderisch. Zuletzt bestimmte ein geplanter Mega-Deal mit der staatlichen Tourismusbehörde Katars (QTA) die Schlagzeilen. 150 bis 200 Millionen Euro sollen dadurch zusätzlich in die Vereinskassen gespült werden. Jährlich, versteht sich.

Doch der Deal dürfte Untersuchungen nach sich ziehen. Im Rahmen des Financial Fair Play der Europäischen Fußball-Union (Uefa) sind nur Sponsoring-Verträge zu "marktüblichen Konditionen" zulässig. Zum Vergleich: Bayern München soll von seinem Hauptsponsor Telekom rund 20 Millionen Euro bekommen, der FC Barcelona, der für die "Qatar Foundation" wirbt, etwa 30 Millionen Euro.

Eigentlich dürfte es nicht möglich sein, die neuen Uefa-Richtlinien auszuhebeln, die ein Steckenpferd des Präsidenten Michel Platini sind. Pikant ist allerdings, dass ausgerechnet Platinis Sohn Laurent Europa-Vertreter der neuen PSG-Eigner ist. In Frankreich stößt das Treiben des Emirats zunehmend auf Ablehnung in der Politik. "Es empört mich, wenn ich sehe, welche Summen dort ausgegeben werden. Gleichzeitig kämpfen viele kleinere Vereine um ihr Überleben", sagte die ehemalige französiche Sportministerin Roselyne Bachelot.

Zumal die Investitionen des arabischen Emirats bei PSG in einem größeren Zusammenhang stehen. In den vergangenen Jahren kauften Investoren aus Katar in ganz Frankreich mehrere symbolträchtige Luxus-Immobilien, das Königreich ist über seinen Investment-Fonds an rund einem Dutzend französischer Unternehmen beteiligt - zum Teil in sensiblen Branchen wie der Rüstungsindustrie.

Im Oktober sorgte in Paris ein angedachter millionenschwerer Fonds Katars für Unternehmer aus den vernachlässigten französischen Vorstädten für Aufregung. Es hagelte Kritik quer durch die Parteienlandschaft. Der Abgeordnete Lionnel Luca (UMP) verlangte eine parlamentarische Untersuchung über die Aktivitäten Katars in Frankreich.

Unterstützung dürfte er von den treuen PSG-Fans erhalten. Denn unlängst erklärte der Verein, sowohl seinen Namen als auch das Logo ändern zu wollen. Die Erinnerung an die historisch bedeutungsvolle Pariser Vorstadt Saint-Germain-en-Laye, immerhin Geburtsort des französischen Königs Ludwig XIV., ist den neuen "Sonnenkönigen" aus Katar anscheinend nicht weltläufig genug. Künftig soll der Verein unter dem Namen Paris FC antreten - und in hell- statt dunkelblau spielen.

Die hartgesottenen Fans, die zuletzt vor allem durch Ausschreitungen auffielen, rufen schon jetzt zum Boykott auf. Das Problem: Wirklich stören dürfte das in der Führungsetage des Vereins niemanden.

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