Am Puls der Jugendförderung

Saarbrücken. Man sieht es ihnen nicht an, diesen Händen. Fast zu zart und feingliedrig wirken sie, eingedenk ihrer jahrelangen Arbeit. Weder das Wetter von weit über 2000 Einsätzen an der Seitenlinie hat sie gegeerbt, noch haben die unzähligen Talente, die von ihnen geformt wurden, ihre Spuren hinterlassen. Selbst das Alter hat ihnen kaum etwas anhaben können

Saarbrücken. Man sieht es ihnen nicht an, diesen Händen. Fast zu zart und feingliedrig wirken sie, eingedenk ihrer jahrelangen Arbeit. Weder das Wetter von weit über 2000 Einsätzen an der Seitenlinie hat sie gegeerbt, noch haben die unzähligen Talente, die von ihnen geformt wurden, ihre Spuren hinterlassen. Selbst das Alter hat ihnen kaum etwas anhaben können. Und doch sind sie das Werkzeug, mit dem Volker Müller seit 40 Jahren als Jugendtrainer beim Saarländischen Fußballverband (SFV) arbeitet.

Stephan Kuntz, Marc Ziegler, Jörg Reeb oder Wolfgang Seel gingen durch seine Schule. Die erste Generation, die er 1969 als zuständiger Trainer der U12 und U13 betreute, ist mittlerweile selbst jenseits der 50. Und so ist Müllers Arbeit durch die Jahre auch immer Spiegelbild der Jugendförderung im deutschen Fußball gewesen. Von den Anfängen der systematischen Jugendarbeit bis hin zum Millionengeschäft um den Fußballnachwuchs. "Das ist ein Unterschied, wie Tag und Nacht", sagt Müller selbst. War die Talentsuche damals häufig noch Glückssache, "bleibt heute kaum noch ein Talent unentdeckt." Kein Verein oder Verband kann es sich mehr erlauben, Potenziale brach liegen zu lassen oder erst zu spät zuzugreifen. Immer früher wechseln Talente in die Jugendinternate der großen Vereine.

Eine Entwicklung, der Müller entschieden widerspricht: "Wir müssen entgegensteuern, weil diese Entwicklung falsch ist. Dass man ein Hochtalent in den entsprechenden Rahmen bringt, ist für mich selbstverständlich. Aber die Spieler, die auf der Bank sitzen, was ist mit denen? Wenn ich sehe, dass ein pfälzischer Großverein 27 Spieler im Kader hat, ist das ein Witz." Zumal in den jüngeren Jahrgängen die Talentauswahl einem Glücksspiel gleicht und die weitere Entwicklung kaum vorherzusehen ist. Die Zeiten, in denen großes Talent ausreichte sind vorbei, sagt Müller: "Talent haben viele, doch es gehört mehr dazu. Fleiß, Disziplin und die Bereitschaft, sich einzuordnen. In den Schoß fällt niemand mehr etwas. Dafür sind die Dichte und der Wettbewerb zu groß. Wir haben im Saarland im Moment einige Spieler im A-Jugend-Bereich, die sind hochtalentiert, aber da wird nichts draus werden, weil der entscheidende Wille fehlt, den andere, weniger talentierte haben."

Gerade im Saarland - sicher auch bedingt durch den Mangel an tatsächlichen Großvereinen - macht Müller vor allem die Gründung von Jugendfördergemeinschaften Hoffnung. Er erklärt: "Das ist der einzig richtige Weg. Der Spieler bleibt in seinem gewohnten Umfeld, da können sie immer spielen, da sind sie nicht Konkurrenten, sondern Mitspieler. Eine breite Basis in Zusammenarbeit mit den Verbandsauswahlen." Ein Kozept, das zumindest im Saarland greift. "Wir könnten im Moment eine komplette A-Jugend-Nationalmannschaft stellen. Vor kurzem standen fünf Saarländer gleichzeitig auf dem Feld", berichtet Müller stolz. Eine Entwicklung, an der auch er entscheidenden Anteil hat. < wird fortgesetzt"Talent haben viele, doch es gehört mehr dazu."

Verbandsjugendtrainer

Volker Müller

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