Abgang mit Rundumschlag

Saarbrücken · Paukenschlag beim 1. FC Saarbrücken: Der stellvertretende Chef des Aufsichtsrates und frühere Präsident, Horst Hinschberger, ist gestern zurückgetreten. Die Vereinsführung kritisiert er scharf.

Abstiegsplatz, Trainerwechsel - und jetzt das: Horst Hinschberger ist gestern überraschend als stellvertretender Aufsichtsrats-Vorsitzender des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken zurückgetreten. "Das Vertrauensverhältnis zu den handelnden Personen ist zerrüttet. So habe ich beispielsweise von der Trainerentlassung erst aus den Medien erfahren", sagte Hinschberger der Saarbrücker Zeitung: "Mein Rücktritt ist ein Signal für einen Neuanfang im Verein, dem hoffentlich andere folgen. Das Vertrauen der Menschen und der Wirtschaft im Land in den FCS ist auf dem Nullpunkt angekommen. So kann, so darf es nicht weitergehen."

Hinschberger war von 2007 bis 2010 Präsident des FCS, unter seiner Leitung stieg der Verein von der Oberliga in die 3. Liga auf. Der Slogan "Liebe kennt keine Liga" wird ebenso mit ihm verbunden wie die Intensivierung der Fanarbeit und der Aufbau des Fanradios. "Ich bin einfach nicht mehr bereit zuzuschauen, wie positive Entwicklungen, die zu meiner Zeit auf den Weg gebracht wurden, nach und nach wieder kaputt gemacht werden", sagte Hinschberger, der 2010 in den Aufsichtsrat wechselte, sich dort aber oft "ausgebremst" fühlte. Sein Verhältnis zu Schatzmeister Dieter Weller und Vize-Präsident Harald Ebertz gilt als ebenso belastet wie die Zusammenarbeit mit Aufsichtsrats-Chef Reinhard Klimmt.

Der 63 Jahre alte frühere Landtagsabgeordnete Hinschberger hat seine Aufsichtsratskollegen und die Vereinsführung in einem Brief über seinen Schritt informiert. "Ich hätte das schon machen sollen, als man Dieter Ferner damals gehen ließ", sagte Hinschberger weiter.

Wie Hinschberger glauben Fans und Mitglieder nicht mehr daran, dass Präsidium und Aufsichtsrat die Probleme des Vereins lösen kann. "Ich hatte bereits 15 Anrufe und werde auch auf der Straße angesprochen, wie man eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen kann", sagte gestern der Ehrenratsvorsitzende Werner Cartarius. Zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung müssen zehn Prozent der knapp unter 2000 Vereinsmitglieder auffordern. Wie die Fanbetreuung bestätigte, sollen wohl am Samstag beim Heimspiel gegen den Chemnitzer FC (14 Uhr) Unterschriften-Sammlungen erfolgen.

Die Mitgliederversammlung - ob außerordentlich oder regulär im November - wählt den Aufsichtsrat, der anschließend das Präsidium beruft. "Ich bin gerne bereit, einen Neuanfang zu begleiten", sagte Hinschberger: "In der derzeitigen personellen Konstellation stehe ich aber nicht zur Verfügung. Mir geht es nicht um die Liga und schon gar nicht um mich. Es geht um den 1. FC Saarbrücken."

Deutlich mehr Kandidaten als für die Vereinsführung gibt es für die Trainerstelle. "Dazu kommen einige Kandidaten, die sich nicht beworben haben, die aber für uns durchaus interessant sind", sagte Vize-Präsident Harald Ebertz. Der Fahrplan der Trainersuche scheint klar: Aus den etwa 35 Kandidaten kommt eine Hand voll in die engere Auswahl. Mit diesen werden persönliche Gespräche geführt. Letztendlich entscheidet das Präsidium. "Natürlich in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsrat", sagte Ebertz. Hinschberger wird dem nicht mehr angehören.

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Auf einen BlickHeute um 19 Uhr tritt der Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken zu einem Benefizspiel bei der DJK Ensheim an. Der Eintritt ist frei, allerdings werden Spenden gesammelt für den Ensheimer Christoph Kaas, der unter einer degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems leidet. cor

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