Zwetschgenkuchen statt Duschgel

Saarbrücken. Bei den meisten Marathonläufen finden die Sportler in der obligatorischen Läufer-Tüte als kleines Präsent ein Duschgel vor. In Saarbrücken gab es gestern ein Gläschen bester Marmelade - typisch für diese Veranstaltung, die "Gourmet-Marathon" heißt und sich mit einer Kombination aus Laufen und Kulinarik aus der Masse der Marathon-Veranstaltungen hervortut

Saarbrücken. Bei den meisten Marathonläufen finden die Sportler in der obligatorischen Läufer-Tüte als kleines Präsent ein Duschgel vor. In Saarbrücken gab es gestern ein Gläschen bester Marmelade - typisch für diese Veranstaltung, die "Gourmet-Marathon" heißt und sich mit einer Kombination aus Laufen und Kulinarik aus der Masse der Marathon-Veranstaltungen hervortut. Während die Verpflegungsstellen, wie überall, Wasser, isotonische Getränke und Obst reichen, warten im Ziel Leckereien wie schokolierte Früchte, Zwetschgenkuchen, Lyoner-Flammkuchen und ein Trauben-Holunderblüten-Drink. Zwei Tage lockte ein Spezialitäten-Markt mit beliebten und exotischen Angeboten tausende Besucher ans Staatstheater.170 Marathon-Veranstaltungen gibt es in diesem Jahr in Deutschland, der Boom ebbt allerdings seit drei Jahren ab, die Teilnehmerzahlen gehen tendenziell zurück zu Gunsten des Halbmarathons.

In Saarbrücken legten gestern allerdings gegen den Trend beide Disziplinen zu. Es kamen 157 "Marathonis" (davon 25 Frauen) und 972 Halbmarathonläufer (davon 273 Frauen) ins Ziel, hinzu kamen noch Dutzende Staffeln sowie Teilnehmer der Kinderläufe. Gourmet-Marathon-Erfinder und -Macher Ralf Niedermeier kam am Ende auf 2052 Starter und war mit dem Zuspruch "sehr zufrieden". Im nächsten Jahr soll es nach seinen Worten aber keinen Marathon mehr geben, sondern nur noch einen halben sowie kürzere Strecken. Das "Thema Gourmet" solle aber ausgebaut werden.

Obwohl dem Anspruch nach der Genuss im Vordergrund steht, waren die Leistungen bei prächtigem, vielen Läufern sogar zu warmem Spätsommerwetter gestern so stark wie nie zuvor. Vorjahressieger Dietmar Bier (vom Verein Trierer Stadtlauf) siegte beim Marathonlauf in 2:36:42 Stunden, bei den Frauen gewann die Triathletin Sarah Fladung (LAZ Saarbrücken) in 3:20:19 Stunden. Den Halbmarathonlauf gewannen die Russin Olga Dubovskaya in 1:16:31 Stunden und der Ukrainer Ivan Babaryka in 1:05:38 Stunden.

Viele Freizeitläufer und Debütanten werden den Saarbrücker Marathon dank der hier erreichten ganz persönlichen Traumziele nie vergessen. So der Püttlinger Journalist und Zwei-Zentner-Mann Simon Mario Avenia, 33, der bis Donnerstag nie zuvor in seinem Leben gelaufen war, abends einen Vortrag des Ausdauer-Sportlers Joey Kelly hörte, am Samstag Sportschuhe kaufte und am Sonntag den Halbmarathon bewältigte - trotz Blasen an den Füßen in heiterer Gelassenheit. Ute Kemmer von der Leichtathletik-Gemeinschaft (LAG) Saarbrücken verbesserte ihre Halbmarathon-Zeit um zehn Minuten auf unter 1:47 Stunden und siegte in ihrer Altersklasse (W 50). Der 29-jährige Benjamin Grewer aus Saarbrücken lief "vor der Haustür" ebenso den ersten Marathon des Lebens wie Susanne Grassel aus der Nähe von Karlsruhe, die sich für dieses große Vorhaben gezielt das kleine Saarbrücken mit dem abwechslungsreichen 10,5-Kilometer-Kurs ausgesucht hatte - und mit einer Endzeit von 3:54 Stunden nicht enttäuscht wurde.

Was dem Saarbrücker Marathon jedoch noch fehlt, ist ein großes Publikum. Die Saarbrücker nehmen die Veranstaltung eher hin als begeistert an. Auf den meisten Streckenabschnitten waren die Läufer unter sich, vor allem nach 12 Uhr.

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