Wildschweine im Visier

Saarbrücken · Im Saarland gibt es immer mehr Wildschweine – und immer mehr Unfälle mit Schwarzwild. Daher haben sich Behörden und Jäger darauf verständigt, die Jagd auf die Tiere auszuweiten. Kritik kommt von Tierschützern.

Angesichts des rasant gestiegenen Schwarzwildbestandes sollen Jäger zukünftig Wildschweine verstärkt bejagen. Vor diesem Hintergrund haben das Saar-Umweltministerium, der Saarforst Landesbetrieb und die Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS) gemeinsam entsprechende Handlungsempfehlungen verfasst. Darin seien "alle bereits jetzt möglichen Strategien" zur Schwarzwild-Jagd aufgeführt, teilte die Sprecherin des Umweltministeriums, Sabine Schorr, auf SZ-Anfrage mit.

Die Maßnahmen könnten dabei helfen, die durch Schwarzwild verursachten "Verkehrsunfälle, Schäden in der Landwirtschaft und in privaten Hausgärten" zu verringern. Da alle Beteiligten hinter den Empfehlungen stünden, sei davon auszugehen, dass auch die Jäger die Maßnahmen ergreifen, so Schorr. Auch Landesjägermeister Daniel Hoffmann geht davon aus, dass sich die VJS-Mitglieder überwiegend an die Empfehlungen halten werden, teilte er mit. Derweil kritisierte der Verein Menschen für Tierrechte - Tierversuchsgegner Saar das Papier scharf. Wie Vereinschef Rolf Borkenhagen mitteilte, halte er diese für eine "totale Kriegserklärung gegen Wildschweine."

Insgesamt 19 Maßnahmen beinhaltet das Papier. Nach Ansicht der Verfasser spielt die Kirrjagd eine wesentliche Rolle bei der Bejagung und Verringerung des Wildschweinsbestands. Dabei werden Wildschweine an eine bestimmte Stelle mit ausgelegtem Futter (zum Beispiel Mais, Kartoffeln oder Äpfel) gezielt angelockt. Bis zu ein Kilogramm Futter pro Tag sollte auf einer Fläche von 75 Hektar verteilt werden, heißt es. Überdies sollten revierübergreifende Bewegungsjagden einen wichtigen Beitrag leisten. Bei dieser Jagdart könnten Hunde - im Einvernehmen mit den beteiligten Jagdpächtern - in fremde Jagdbezirke eindringen, heißt es. In Ballungsräumen mit hohem Schwarzwildbestand sehe man beispielsweise den "Einsatz von Stadtjägern" als eine wichtige Möglichkeit an.

In den vergangenen Jahren sind laut Ministerium pro Jahr zwischen 4500 und 7000 Stück Schwarzwild im Saarland geschossen worden. Allein im Jagdbereich des Saarforstes habe sich 2012/2013 die Zahl des erlegten Schwarzwildes mehr als verdoppelt. Laut Bauernverband Saar belaufen sich die durch Wildschweine verursachten Schäden in der Landwirtschaft jedes Jahr auf einen sechsstelligen Betrag.

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