Volle Binnenschifffahrt voraus

Saarbrücken/Dillingen. Die Zahlen sprechen für sich: Gerade einmal 40 Meter maßen die längsten Schiffe, die so genannten Pénichen, die bis vor 25 Jahren auf der Saar schippern konnten. 110 Meter lang sind die Großmotorgüterschiffe und gar 185 Meter messen die Schubverbände, die seit dem Ausbau des Flussbetts das Land passieren

Saarbrücken/Dillingen. Die Zahlen sprechen für sich: Gerade einmal 40 Meter maßen die längsten Schiffe, die so genannten Pénichen, die bis vor 25 Jahren auf der Saar schippern konnten. 110 Meter lang sind die Großmotorgüterschiffe und gar 185 Meter messen die Schubverbände, die seit dem Ausbau des Flussbetts das Land passieren. "Die neueste Generation der Großmotorgüterschiffe misst 135 Meter - da passen 4000 Tonnen Güter drauf, das entspricht der Leistung von 16 Pénichen oder hundert Lkws", rechnet der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamts Saarbrücken (WSA), Albert Schöpflin, vor.Damit die Großschiffe, die voll beladen drei Meter tief im Wasser liegen, die Saar passieren können, musste der Fluss auf vier Meter vertieft und an manchen Stellen verbreitert werden. "1974 begann der Ausbau von der Mündung in die Mosel stromaufwärts, am 28. Oktober 1987 war der erste Abschnitt von Konz bis Dillingen fertig", sagt Schöpflin.

Kurz zuvor öffnete die Schleuse Mettlach, die den direkten Schiffsverkehr von der Saar auf die Mosel ermöglichte. "Davor ging es aufgrund der Höhendifferenz nur in Richtung Frankreich." Bis 2001 dauerte es, bis die Großschiffe bis in die saarländische Landeshauptstadt fahren konnten. Bei der Saarbrücker Luisenbrücke ist für sie jedoch Schluss. Ursprüngliche Pläne, das Flussbett bis oberhalb Saarbrückens, etwa bis zur Halberger Hütte, auszubauen, seien nach langen Diskussionen verworfen worden.

Seit vor elf Jahren die Saarbrücker Staustufe fertiggestellt wurde, sei die komplette Saar nun erstmals durchgehend befahrbar: "Mit dem Sportboot kommt man nun über Saar, Saarkanal und französische Kanäle wie dem Rhein-Marne-Kanal direkt bis ans Mittelmeer", sagt Schöpflin. 1800 Sportboote passierten jedes Jahr die Saar, auch die Fahrgastschifffahrt, die mit teils 105 Meter langen Booten ebenfalls zur Großschifffahrt zählt, habe sich gut etabliert.

Weniger Schiffe, mehr Fracht

Die Zahl der Güterschiffe sei mit etwa 2000 im Jahr etwas niedriger: "Aber durch die größeren Schiffe hat sich die Gütermenge erhöht und liegt bei rund vier Millionen Tonnen", bilanziert der Amtsleiter. Vor allem Kohle und Erze würden verstärkt stromaufwärts ins Saarland geschifft, um den Bedarf der Hütten zu decken. Neu seien die Grundöl-Transporte für das Tanklager der Firma Méguin in Dillingen, derzeit noch im Probebetrieb. Aus dem Saarland exportiert würden vor allem Stahlprodukte - dies sei vor dem Ausbau mit Bahn und Lkw erfolgt. Anlässlich des Jubiläums stellt das WSA auch seine Ausbildungsgänge vor: Wasserbauer, Verwaltungsfachangestellte, technischer Zeichner und Binnenschiffer. Wie lange diese noch am Standort Saarbrücken stattfinden werden, vermag Albert Schöpflin nicht zu sagen. Bis Mitte/Ende 2014 soll das WSA Saarbrücken zu einer Außenstelle des WSA Trier abgestuft werden. Auch droht der letzten eigenständigen Bundesbehörde im Saarland 2020 mit 180 Beschäftigten die Schließung. Die endgültige Entscheidung auf Bundesebene sei noch nicht getroffen, das Saarland setze sich für den vollständigen Erhalt des WSA in Saarbrücken ein, hieß es auf Anfrage aus dem Wirtschaftsministerium. Das Wasser- und Schifffahrtsamt sei unter anderem wegen des höheren Betriebsaufwandes bei steigender Tonnage und wachsender Bedeutung der Saar für den Tourismus notwendig.

Auf einen Blick

Zum Festakt am kommenden Sonntag, 28. Oktober, haben sich prominente Gäste angekündigt: Unter anderem sprechen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Michael Odenwald in Funktion eines Staatssekretärs beim Bundesverkehrsministerium.

Ab 13 Uhr sind alle Bürger in den Außenbezirk Dillingen des WSA eingeladen (Zur Staustufe, 66763 Dillingen), wo neben Schiffsrundfahrten, Schleusenbesichtigungen auch das RWE-Kraftwerk besichtigt werden kann. Das WSA stellt seine Land- und Wasserfahrzeuge vor und präsentiert seine Aufgaben und Ausbildungsgänge. Daneben gibt es ein Kinderprogramm. ukl

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