Vogesen-Pässe für Motorräder bald gesperrt?

Colmar/Saarbrücken. Im Elsass hat der Ärger die Gemüter ergriffen. Ging es vor einigen Wochen noch um einen Streit über den Abschuss von Wölfen diesseits und jenseits des Vogesen-Kamms, so sind es jetzt die Motorradfahrer, die auf die Barrikaden gehen wollen

 Bergpässe sind bei Motorradfahrern beliebt. Foto: gms

Bergpässe sind bei Motorradfahrern beliebt. Foto: gms

Colmar/Saarbrücken. Im Elsass hat der Ärger die Gemüter ergriffen. Ging es vor einigen Wochen noch um einen Streit über den Abschuss von Wölfen diesseits und jenseits des Vogesen-Kamms, so sind es jetzt die Motorradfahrer, die auf die Barrikaden gehen wollen. Denn der Präfekt des Départements Haut-Rhin in Colmar, Alain Perret, hatte jüngst angeregt, über ein Motorradverbot an Wochenenden auf den Vogesen-Pässen nachzudenken. Sofort gingen in den elsässischen Zeitungen die Wogen hoch. Die Sektion Haut-Rhin der französischen Föderation der Motorradfahrer (Section haut-rhinoise de la Fédération française des motards en colère, FFMC 68) machte einen "Rassismus gegen die Motorradfahrer" aus, der von der offiziellen Politik geschürt werde. Als "Akt der Diskriminierung" empfand die FFMC 68 den Vorstoß des Präfekten, den sie umgehend mit einer Petition im Internet beantwortete. Und gemeinsam mit zwei weiteren Organisationen von Motorsportfans kündigte man an, gegen die angedachte Sperrung der Vogesen-Pässe die zuständigen Gerichte anzurufen.Daraufhin machte Präfekt Perret am 24. Januar in einer Presseerklärung einen kleinen Rückzieher. Gemeinsam mit dem Generalrat, so meldete er, habe er speziell die Achtung einer intakten Umwelt in den Vogesen im Auge, und dies gleichzeitig mit dem Ausbau des Tourismus, mit der Sicherheit auf der Straße sowie mit dem freien Zugang aller Verkehrsteilnehmer zum Straßennetz. Bei diesen Überlegungen spiele aber auch die Unfallhäufigkeit auf den Gebirgsstraßen eine große Rolle. Es handele sich hier, so der Präfekt weiter, nur um ein Nachdenken darüber, welche Maßnahmen man eventuell ergreifen könnte. Keine Einschränkung auf den Pässen werde ohne die Einbindung der betreffenden Verkehrsteilnehmer erfolgen. Und zur Beschwichtigung folgte noch der Satz: "In keinem Fall steht ein Verkehrsverbot auf der Tagesordnung."

Andererseits - doch dies steht noch nicht so in den Zeitungen - wird man an Einschränkungen für Autos und Zweiräder auf den beliebten Passstraßen nicht vorbeikommen. Damit sind allerdings nicht die Hauptrouten gemeint, über die während der Werktage der Schwerlastverkehr rollt, sondern die schmalen und kurvenreichen Anstiege. Hier führt gelegentlich die Tour de France entlang - Strecken also, die so auch eine Herausforderung für jeden Amateur-Radfahrer darstellen und bei Motorradfahrern wegen des Kurvenvergnügens ebenfalls angesagt sind.

Die gemeinsame Nutzung viel befahrener Passstraßen durch sämtliche Gruppen von Verkehrsteilnehmern stößt jedoch an ihre Grenzen, besonders dort, wo es richtig steil wird. Da bleiben Wanderer oft einfach mitten auf der Fahrbahn stehen, weil sie nicht mehr können. Sie werden umkurvt von Radfahrern, die auch am Ende ihrer Kräfte angelangt sind. Zudem wollen Autos bergauf an diesen Hindernissen vorbeifahren, können aber nicht, weil aus der Haarnadelkurve wenige Meter oberhalb immer wieder Zweiräder in hohem Tempo heranrasen. Situationen, wie sie unfallträchtiger kaum sein können. Insofern wird wohl die Überlegung, viel befahrene Bergpässe abwechselnd für zwei- oder vierrädrige Fahrzeuge zu sperren beziehungsweise freizugeben, über kurz oder lang in den Mittelpunkt der Debatte rücken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort