Sexuelle Vielfalt „normalisieren“

Saarbrücken · Der Pädagoge Stefan Timmermanns sieht das Saarland in der Sexualerziehung auf einem guten Weg. Denn hier habe – anders als etwa in Baden-Württemberg – die „sexuelle Vielfalt“ bereits in den Lehrplänen Einzug gehalten.

Einen offenen Umgang mit nicht-heterosexuellen Lebensweisen - den wünscht sich Professor Stefan Timmermanns an den saarländischen Schulen. Und er fordert: Lehrer sollen sich als liberale Vorbilder in dieser Frage klar positionieren. Am Freitag hielt Timmermanns im Kultusministerium einen Vortrag für den Lesben- und Schwulenverband Saar, er ist Professor für Soziale Arbeit in Frankfurt.

Schon seit Beginn des Schuljahres gelten im Saarland neue Richtlinien zur Sexualerziehung an den Schulen. Zwar suchten sich nur die wenigsten nicht-heterosexuellen Schüler vor ihrem Coming-out Hilfe in der Lehranstalt. Dennoch sei die Schule ein wichtiger Bezugsort für sie. Wichtig aus Sicht Timmermanns ist, dass Sexualerziehung auch Eingang in andere Fächer als die Biologie findet. So solle vermieden werden, dass das Thema rein auf die Sexualität reduziert wird.

In den Richtlinien des Kultusministeriums wird das so empfohlen. Im Saarland wurde diese Richtlinie ohne öffentliche Debatte verabschiedet - anders als in Baden-Württemberg. Dort setzten sich in einer Online-Petition fast 200 000 Unterzeichner gegen die Pläne der Regierung ein, die "Akzeptanz sexueller Vielfalt" in den Bildungsplan aufzunehmen. Die Mehrzahl der Bürger zeige sich aber als Unterstützer der Regierungspläne. Im Saarland sei man da schon deutlich weiter, sagte Timmermanns.

Fünf bis zehn Prozent der Schüler seien nicht heterosexuell. Dazu zählten nicht nur Homosexuelle, sondern unter anderem auch Trans- oder Intersexuelle. Viele davon fühlten sich noch lange nicht ausreichend akzeptiert, unter ihnen sei etwa die Suizidrate fünf- bis sechs Mal höher. Um auch Schüler mit konservativen Weltbildern zu erreichen, möchte Timmermanns diese auf moderne Auslegungen von Koran und Bibel aufmerksam machen. Was er nicht möchte, sei ein Sonderstatus für das Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt.

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