Schrille Töne warnen vor dem Ernstfall

Saarbrücken. Morgen Mittag um Schlag zwölf wird es laut in den Landkreisen St. Wendel und Neunkirchen: Alle Sirenen heulen zur Probe, um zu testen, ob im Katastrophenfall noch alle funktionieren. Das teilte die Feuerwehr der beiden Landkreise mit. Ein Katastrophenalarm warnt im Ernstfall vor Überschwemmungen, Schadstoffwolken, Unfällen in Atomkraftwerken, Bränden oder Stürmen

Saarbrücken. Morgen Mittag um Schlag zwölf wird es laut in den Landkreisen St. Wendel und Neunkirchen: Alle Sirenen heulen zur Probe, um zu testen, ob im Katastrophenfall noch alle funktionieren. Das teilte die Feuerwehr der beiden Landkreise mit.Ein Katastrophenalarm warnt im Ernstfall vor Überschwemmungen, Schadstoffwolken, Unfällen in Atomkraftwerken, Bränden oder Stürmen. Bereits im Vorjahr wurde er in St.Wendel und Neunkirchen geübt. Dirk Schäfer, Sprecher der Feuerwehr des Landkreises St.Wendel, erklärte der SZ: "Damit die Bürger im Notfall richtig reagieren und sich selbst in Sicherheit bringen können, sollen sie wieder für die Warnsignale der Sirenen sensibilisiert werden."

Im Katastrophenfall wird der Sirenenalarm vom St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald (CDU) oder der Neunkircher Landrätin Conny Hoffmann-Bethscheider (SPD) ausgelöst. "Die Sirenensignale sollen im Ernstfall so verstanden werden, dass der einminütige auf- und abschwellende Dauerton die Bevölkerung warnt und bedeutet: Gefahr, Radio einschalten. Ein anschließender ebenfalls einminütiger Dauerton gibt Entwarnung", heißt es dazu aus dem Innenministerium.

Den Saarländern sind die Sirenengeräusche nicht fremd. "In den Landkreisen Neunkirchen und St.Wendel werden wie auch im Regionalverband Saarbrücken die Sirenen einmal im Monat durch ein kurzes Anlaufen lassen überprüft", sagte Schäfer. Das bestätigte Detlef Köberling, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands: "Die meisten Gemeinden im Saarland lassen am ersten Samstag im Monat um zwölf Uhr die Sirenen für zwölf Sekunden anlaufen. Bei größeren Proben kam es in der Vergangenheit zu Beschwerden wegen Lärmbelästigung."

Zur Dichte der Warngeräte im Saarland äußert sich Köberling kritisch: "Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden durch den Bund deutschlandweit so viele Sirenen abgebaut, dass man heute nicht mehr von einem flächendeckenden Netz sprechen kann." Feuerwehrsprecher Dirk Schäfer erklärte dazu: "Sirenenwarnungen müssen zeitgleich und flächendeckend stattfinden, damit die Bürgerinnen und Bürger nicht verunsichert werden."

Da die Verwaltung der Sirenen bei den Kommunen liegt, konnten weder das Innenministerium noch die Feuerwehr die genaue Anzahl beziffern. Allerdings, so das Ministerium: "Aufgrund des Wegfalls des Ost-West-Konfliktes hat der Bund zu Beginn der 90er Jahre die Unterhaltung seiner Zivilschutzsirenen eingestellt und den Kommunen die kostenlose Übernahme angeboten. Im Saarland hat ein Großteil der Städte und Gemeinden von dem Übernahmeangebot Gebrauch gemacht."

Die klassischen Sirenen stellen nicht die einzige Möglichkeit dar, um Warnungen zu verbreiten. Heute ist es nicht mehr abwegig, sich eine Alarmierung der Bevölkerung durch Handys oder Smartphones vorzustellen. Feuerwehrchef Köberling geht sogar noch einen Schritt weiter. Aus seiner Sicht würde eine Rauchmelderpflicht in Haushalten nicht nur für mehr Sicherheit sorgen, sondern die Geräte könnten auch bei Katastrophen warnen. "Wenn in allen Haushalten spezielle Rauchmelder montiert wären, könnte diese auch über Notfälle von außerhalb der eigenen vier Wände informieren."

Im Innenministerium hält man das für noch nicht umsetzbar: Warnungen über Mobilfunknetze oder Rauchmelder könnten zwar eine sinnvolle Ergänzung sein, hieß es. Hohe Netzauslastung könne aber zu Zeitverzögerung führen. "Bürger sollen wieder für Sirenen sensibilisiert werden."

Dirk Schäfer, Feuerwehr

Hintergrund

Der Physiker Charles Cagniard de la Tour erfand 1819 die Sirene. Die Erfindung des Franzosen ermöglichte es, hochfrequente Töne auf mechanischem Weg zu erzeugen. Am häufigsten kommt heute die sogenannte Motorsirene vor. Deren Ton wird umso heller, je schneller sich die Scheibe im Inneren dreht. In Deutschland warnten Sirenen im Zweiten Weltkrieg vor Fliegerangriffen. Die Bundesrepublik richtete im Ost-West Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion ein flächendeckendes Netz mit etwa 80 000 Sirenen ein. Nach 1991 wurden über die Hälfte der Sirenen wieder abgebaut. Da der Katastrophenschutz in der BRD heute Ländersache ist, gibt es heute vor allem viele regionale Lösungen zur Alarmierung der Bürger. ds

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