"Umweltkatastrophe" an der Pferdemosel

Saarbrücken. Der Naturschutzbund (Nabu) an der Saar bezeichnet es als "Umweltkatastrophe mit behördlichem Segen": Die so genannte Pferdemosel, ein Moselaltarm zwischen Besch und Nennig und Natura-2000-Schutzgebiet, ist bereits in der vergangenen Woche ausgetrocknet

Saarbrücken. Der Naturschutzbund (Nabu) an der Saar bezeichnet es als "Umweltkatastrophe mit behördlichem Segen": Die so genannte Pferdemosel, ein Moselaltarm zwischen Besch und Nennig und Natura-2000-Schutzgebiet, ist bereits in der vergangenen Woche ausgetrocknet. Das Wasser- und Schifffahrtsamt in Trier hatte im Zuge der jährlichen Schifffahrtssperre Arbeiten an der Uferböschung einer nahe gelegenen Schleuse durchgeführt. Daher wurde die Mosel zeitweise um bis zu zwei Meter abgesenkt.Das hatte in der Pferdemosel immense Auswirkungen: Unterwasserpflanzen wurden weggeschwemmt, Brutstätten für Vögel wurden zerstört, tausende Fische und andere Wasserlebewesen wurden in die Mosel mitgerissen oder starben. "Das Biotop wird Jahre brauchen, um sich zu erholen", erklärt Rudi Reiter, der stellvertretende Landesvorsitzende des Nabu. Dabei wäre der Schaden leicht zu verhindern gewesen, so Reiter: "Man hätte nur einen kleinen Damm beim Übergang zur Mosel bauen müssen. Diese Stelle hat sogar eine Lkw-Zufahrt."

Der Nabu wirft nun dem saarländischen Umweltministerium und der Bundesschifffahrtsverwaltung vor, den Schutzstatus dieses Gebietes missachtet zu haben. Das Wasser- und Schifffahrtsamt benötigt zwar keine Genehmigung des Ministeriums für eine Absenkung, muss diese aber anzeigen. Dies war am 30. Dezember 2010 geschehen. Das zuständige Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) hatte nach Angaben von Ministeriums-Sprecherin Sabine Schorr aus fachtechnischer Sicht keine Bedenken geäußert. Das bestätigt Charlotte Kurz vom Schifffahrtsamt in Trier: "Uns wurden keine Auflagen gemacht."

Genau das kritisiert der Nabu: "Ich weiß aus belastbarer Quelle, dass die Gewässerökologen nicht befragt wurden. So etwas darf nicht passieren", sagt der Nabu-Landeschef Ulrich Heintz. Das Umweltministerium hat eingeräumt, dass keine naturschutzrechliche Prüfung stattfand, "da mögliche Auswirkungen auf die Natur aus wasserrechtlicher Sicht nicht erkennbar" gewesen seien. Der Nabu lässt die Gesetzeslage prüfen und behält sich vor, die Staatsanwaltschaft einzuschalten.

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