Namenloser Hund im Zwinger

Saarbrücken. Sie sitzen die ganze Nacht allein und verängstigt in der Dunkelheit. Wo ist Herrchen hin? Es hat sich aus dem Staub gemacht, wollte nicht erkannt werden. Hat sein Tier in der Auffangbox vorm Tierheim zurückgelassen. Nicht selten kommt es vor, dass sich Tierbesitzer den offiziellen Weg ins Tierheim sparen

 Im Ria-Nickel-Tierheim landen immer wieder Hunde, deren Besitzer sich überfordert fühlen. Foto: Thorsten Wolf

Im Ria-Nickel-Tierheim landen immer wieder Hunde, deren Besitzer sich überfordert fühlen. Foto: Thorsten Wolf

Saarbrücken. Sie sitzen die ganze Nacht allein und verängstigt in der Dunkelheit. Wo ist Herrchen hin? Es hat sich aus dem Staub gemacht, wollte nicht erkannt werden. Hat sein Tier in der Auffangbox vorm Tierheim zurückgelassen. Nicht selten kommt es vor, dass sich Tierbesitzer den offiziellen Weg ins Tierheim sparen. Stattdessen setzen sie ihr Tier außerhalb der Öffnungszeiten in den Auffangboxen, die viele saarländische Tierheime auf ihrem Gelände aufgestellt haben, aus.Im Ria-Nickel-Tierheim in Homburg gibt es seit über zehn Jahren einen Fundzwinger für Hunde und eine kleine Box für Katzen und Kleintiere, in denen man sein Tier anonym abgeben kann. Tierpflegerin Anneke Bohley hat sich daran gewöhnt, mindestens drei Mal im Monat am Morgen ein "entsorgtes" Tier aus der Box zu holen. "Es ist inzwischen Alltag für uns geworden. Es ist zwar traurig, dass Menschen diesen Weg gehen, doch es ist immer noch besser, als wenn die Besitzer ihr Tier in einer verschlossenen Kiste im Wald entsorgen. So können wir wenigstens helfen", sagt Bohley. Ob Meerschweinchen, Kaninchen, Katzen, Vögel, Hunde oder Ratten, in der Box fanden die Mitarbeiter des Tierheims schon so manches zurückgelassene Haustier. Das Problem: Die meisten Besitzer hinterlassen keine Informationen über das Tier. "So wissen wir leider nicht, wie das Tier heißt, ob es beißt, geimpft oder kastriert ist. Da geht man schon mit einem mulmigen Gefühl an die Box heran. Oft sind die Tiere verängstigt und da kann es auch mal vorkommen, dass sie schnappen", berichtet die Tierpflegerin. Wünschenswert, so Bohley, sei es, wenn die Besitzer wenigstens einen Zettel mit den wichtigsten Daten hinterlassen würden. Dafür hängt vorm Tierheim ein Briefkasten. Bohley sieht den Grund dafür, dass Menschen ihr Tier anonym abgeben, nicht nur in der Scham: "Oft haben die Leute auch Angst, dass es etwas kostet, wenn sie ihr Tier im Tierheim abgeben. Das ist bei uns aber völlig kostenfrei."

Auch im Bertha-Bruch-Tierheim in Saarbrücken gibt es seit rund 15 Jahren Auffangboxen für Hunde, Katzen und Kleintiere. Allerdings sind diese in erster Linie für die Tierrettung der Feuerwehr gedacht. In der Nacht aufgegriffene Hunde können dort hineingesetzt werden. "Die Box für Katzen und Kleintiere wird auch von Privatpersonen genutzt. Gerade in der Hochsaison, wenn die Katzen Junge bekommen, ist die Box jeden Tag gefüllt", sagt Josephine Mathis, Vorsitzende des Tierschutzvereins 1924 Saarbrücken und Umgebung. Auch sie würde sich wünschen, dass die Leute das Tier persönlich abgeben: "Wir wollen mehr über das Tier erfahren. Welche Macken es hat, einfach auch um Unfälle zu vermeiden."

Frithjof Schaffner vom Tierheim Linxbachhof in Niederlinxweiler hat zwar schon von den Auffangboxen an Tierheimen gehört, hält allerdings nichts davon. "So viel Courage müssen die Leute schon haben, dass sie ihre Tiere persönlich bei uns abgeben. Anonym, das ist zu einfach." bla

"Es ist besser, als das Tier im Wald auszusetzen."

Anneke Bohley, Homburger Tierheim

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