Mit roten Hüten gegen den tristen Alltag

Klarenthal. Mit roten und pinkfarbenen Hüten, lila Kleidern, wallenden Federboas und jeder Menge guter Laune trafen sich kürzlich knapp ein Dutzend Frauen im evangelischen Gemeindezentrum in Klarenthal. Sie sind die bundesweit erste deutsche Ortsgruppe der amerikanischen "Red Hat Society" (Rote-Hüte-Verein)

 Die Klarenthaler "Red Hat Power Ladies". Foto: Monika Jungfleisch

Die Klarenthaler "Red Hat Power Ladies". Foto: Monika Jungfleisch

Klarenthal. Mit roten und pinkfarbenen Hüten, lila Kleidern, wallenden Federboas und jeder Menge guter Laune trafen sich kürzlich knapp ein Dutzend Frauen im evangelischen Gemeindezentrum in Klarenthal. Sie sind die bundesweit erste deutsche Ortsgruppe der amerikanischen "Red Hat Society" (Rote-Hüte-Verein).Diese Frauenbewegung treibt in den USA seit 1998 ihr fröhliches "Ungehörig-Sein" und ist dank Becky Deutsch nun auch im Saarland heimisch geworden. Die Deutsch-Amerikanerin, die seit 20 Jahren in Klarenthal lebt, ist vom Grundgedanken der Bewegung so begeistert, dass sie am liebsten ganz Deutschland mit roten Hüten und lila Kleidern überziehen möchte. "Die Gruppe in Klarenthal soll erst der Anfang sein. Ich wünsche mir, dass überall in Deutschland Frauen um die 50 Farbe in ihr Leben bringen".

"Farbe" ist in diesem Fall wörtlich gemeint. Je fantasievoller und bunter, umso besser. Einzige Regel: Frauen ab 50 tragen einen roten Hut und lila Kleidung, Frauen von 18 bis 49 kombinieren Rosa und Lavendel. Das geht zurück auf das Gedicht "Warnung" von Jenny Joseph. Darin heißt es: "Wenn ich eine alte Frau bin, werde ich lila tragen mit einem roten Hut, der nicht dazu passt und mir nicht steht, und ich werde meine Rente für Cognac und Sommerhandschuhe und Sandalen aus Satin ausgeben". Aus diesem Aufruf zur Renitenz im Alter leitete sich die Frauenbewegung ab, die mittlerweile weltweit Nachahmer findet.

"Ziel unserer Aktivitäten ist es", so Becky Deutsch, "Frauen zu bestärken, soziale Verbindungen aufzunehmen und sich gemeinsam durchs Leben zu begleiten". Mittlerweile gibt es in Klarenthal zwei Gruppen: Die "Red Hat Power Ladies" und "Feuer und Flamme". Die Gruppen bestehen aus acht und sechs Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dennoch einiges verbindet: Ihre Lust am Leben und die Freude, dem grauen Alltag eine besondere Note zu verleihen, durch gemeinsame Unternehmungen in bunter Kleidung. Ihr Alter liegt zwischen 42 und 69 Jahren. Sie kommen aus Schafbrücke, Saarbrücken, Klarenthal, Neunkirchen oder Elm, sind verheiratet, verwitwet oder allein stehend, haben Kinder oder keine, sind berufstätig, verrentet oder waren immer Hausfrauen.

Die Älteste ist Ruth Gauer: "Die Anregung, aus dem Rahmen zu fallen, mal anders zu sein als alle Welt es erwartet, hat mir aus dem Herzen gesprochen", erklärt die 69-jährige Witwe aus Klarenthal. "Seit ich bei der Gruppe 'Feuer und Flamme' bin, fühle ich mich bedeutend jünger". mj

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