Linsler hat mit 70 noch Spaß als Chef

Das alles überragende Thema der Linken 2012 war der Kampf um die Führung. Können Sie den Ex-Kandidaten für die Bundesspitze, Oskar Lafontaine, für seine politische Arbeit im Saar-Landtag nun neu motivieren?Linsler: Wir haben mit Katja Kipping und Bernd Riexinger eine Parteispitze, die auch von Oskar Lafontaine und dem saarländischen Landesverband der Linken unterstützt wird

 Will sich nicht an die strengen Vorgaben der Schuldenbremse halten: Linkspartei-Landeschef Rolf Linsler schob am SZ-Abakus die Perlen großzügig auf die Investitionsseite. Denn mit einer Millionärssteuer sehe die Finanzlage bedeutend besser aus, argumentiert er. Foto: Iris Maria Maurer

Will sich nicht an die strengen Vorgaben der Schuldenbremse halten: Linkspartei-Landeschef Rolf Linsler schob am SZ-Abakus die Perlen großzügig auf die Investitionsseite. Denn mit einer Millionärssteuer sehe die Finanzlage bedeutend besser aus, argumentiert er. Foto: Iris Maria Maurer

Das alles überragende Thema der Linken 2012 war der Kampf um die Führung. Können Sie den Ex-Kandidaten für die Bundesspitze, Oskar Lafontaine, für seine politische Arbeit im Saar-Landtag nun neu motivieren?Linsler: Wir haben mit Katja Kipping und Bernd Riexinger eine Parteispitze, die auch von Oskar Lafontaine und dem saarländischen Landesverband der Linken unterstützt wird. Ende gut - alles gut. Und Oskar Lafontaine muss für seine Arbeit im Landtag nicht motiviert werden.

Sie werden selbst im September 70 Jahre. Ist das ein Datum, über ein Ende Ihrer politischen Laufbahn nachzudenken?

Linsler: Sicher denkt man darüber nach, wenn man in zwei Monaten 70 wird. Richtig ist aber auch, dass ich mich gesund und munter fühle. Solange ich in meinem Alter noch bei allen Altersgruppen ankomme und entsprechendes Gehör finde, sehe ich da im Prinzip kein Problem. Ich habe drei wichtige Ämter, ich bin Parteivorsitzender, Vizepräsident im Landtag und Fraktionschef im Saarbrücker Stadtrat: Das macht viel Arbeit, aber auch viel Spaß.

Wer könnte Sie im Amt des Vorsitzenden beerben?

Linsler: Ich mache meine Arbeit gern. Im Übrigen halte ich nichts davon, wenn gewählte Vorsitzende über ihre Nachfolger spekulieren. Wenn es einmal so weit ist, wird die Nachfolgerin oder Nachfolger von den Delegierten des Landesparteitags gewählt.

Sollen die Nachfolger so jung sein wie bei der Saar-FDP, mit einer übersprungenden Generation, also Anfang 30-Jährigen an der Spitze?

Linsler: Nicht das Alter, sondern die Fähigkeit der Kandidatinnen und Kandidaten sollte den Ausschlag geben. Wir haben in der Landespartei in allen Altersgruppen Mitglieder, die das politische Handwerk gelernt haben.

Die Linksfraktion im Landtag hat das höchste Durchschnittsalter. Gibt es überhaupt genug junge Sozialisten im Saarland?

Linsler: Was oft übersehen wird: die Wählerinnen und Wähler werden auch immer älter. Wir haben eine ganze Reihe begabter junger Politikerinnen und Politiker. Unsere Bundestagsabgeordnete Yvonne Ploetz ist beispielsweise 27 Jahre alt.

Zählt zum Nachfolgekandidatenkreis auch Sandy Stachel, die 24-jährige Landesvize?

Linsler: Sie ist ein weiteres Beispiel dafür, dass junge Leute bei der Saar-Linken Verantwortung übernehmen.

Eine große Koalition ist immer eine Riesenchance für die Opposition, sich zu profilieren: Mit welchen heißen Themen werden Sie nach den Ferien die Landesregierung grillen?

Linsler: Das zentrale Thema ist die Haushaltspolitik. Die Große Koalition hat keinen Plan, wie man den Schuldenberg von zwölf Milliarden Euro abtragen kann. Ohne die von uns befürwortete und von der CDU Saar abgelehnte Millionärssteuer, die in Europa immer populärer wird, gibt es keine Lösung. Wir setzen weiter auf Belegschaftsbeteiligungen in der saarländischen Wirtschaft. Bei der Saarbrücker Zeitung haben die Stiftungen von CDU, SPD und FDP jetzt die Möglichkeit, eine ähnliche Lösung wie beim Spiegel-Verlag, an dem die Mitarbeiter eine Mehrheit haben, herbeizuführen. Wir dürfen nicht vergessen, das Vermögen der Saarbrücker Zeitung ist nicht von Familie Holtzbrinck und nicht von den Parteistiftungen, sondern von der SZ-Belegschaft aufgebaut worden. Wir werden weiterhin darauf drängen, dass in Schlüsselunternehmen der Saar-Wirtschaft in der Gesellschafterversammlung eine Mehrheit entsteht, um saarländische Interessen durchzusetzen. Bei der VSE haben sich Karrenbauer und Maas über den Tisch ziehen lassen, weil sie beim Verkauf der RWE-Anteile keine saarländische Mehrheit durchgesetzt haben. Weiterhin werden wir den Unterrichtsausfall an den Schulen bekämpfen. Zudem werden wir immer wieder einen Anlauf machen, um die Wucherzinsen bei den Kontoüberziehungen zu verbieten.

Macht die Linke bei dem Burgfrieden mit, den SPD und CDU zur Rettung der Eigenständigkeit des Landes geschlossen haben? Oder sind Ihnen ordentliche Arbeits- und Lebensverhältnisse wichtiger als ein eigenständiges Saarland? Die jüngste Meinungsumfrage zeigte bereits ein Patt.

Linsler: Ich habe als Gewerkschaftschef schon immer auf die Selbstständigkeit des Saarlandes gepocht. Das gilt auch für die Linkspartei. Lafontaine und ich sind eingefleischte Saarländer, wir halten nichts davon, dass man die Selbstständigkeit aufgibt. Es wäre auch falsch, denn das würde bedeuten: ein eigener Rundfunk, ein eigenes Theater und weitere zentrale Einrichtungen des Saarlandes wären gefährdet.

Sie sind in diesem Frühjahr wieder Großvater geworden, haben jetzt acht Enkel. Glauben Sie den Vorhersagen der Wirtschaftsweisen, dass Ihre Enkel mal für die Schulden blechen müssen, die der Großvater ihnen eingebrockt hat?

Linsler: Der jüngste Vorschlag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt, dass die Linke bei ihrem Konzept zum Schuldenabbau Unterstützung aus der Wissenschaft erhält. Für die Zockerschulden der Banken sollen diejenigen blechen, die sie verursacht haben.

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