Linken-Landesgeschäftsführer setzt Mitglied unter Druck

Saarbrücken. Bei den Linken brodelt es weiter. Jetzt hat Landesgeschäftsführer und Bundestagsabgeordneter Thomas Lutze (Foto: Becker & Bredel) im Gespräch mit der SZ eingeräumt, ein Parteimitglied über dessen Anrufbeantworter unter Druck gesetzt zu haben

Saarbrücken. Bei den Linken brodelt es weiter. Jetzt hat Landesgeschäftsführer und Bundestagsabgeordneter Thomas Lutze (Foto: Becker & Bredel) im Gespräch mit der SZ eingeräumt, ein Parteimitglied über dessen Anrufbeantworter unter Druck gesetzt zu haben. Noch am gleichen Tag habe Lutze zudem eine Abstimmung über das Wahlrecht des Mitglieds bei einer Versammlung initiiert, wie Lutze und der betroffene Gilbert Kallenborn übereinstimmend berichten.

Schauplatz der Auseinandersetzung ist der Gemeindeverband Wallerfangen, Heimat des Bundesvorsitzenden Oskar Lafontaine. Der steht auch persönlich im Fokus, da sich der Konflikt zwischen Lutze und Kallenborn offenbar an einer Beschwerde Kallenborns an die Schiedskommission über den Ablauf der Wahlen beim Kreisparteitag in Ensdorf im März entzündete (wir berichteten). Demnach ist bis zum Verfahrensende ungewiss, ob Lafontaine ein gültiges Mandat für den Bundesparteitag im Mai besitzt. Die Schiedskommission war gestern nicht zu erreichen.

Lutze erklärte derweil, mit Kallenborn eine Lösung gesucht zu haben, indem der seine Anfechtung gegen die Delegierten-Wahl Lafontaines zurückziehe. Lutze startete deshalb nach eigenen Angaben am 26. März einen weiteren Versuch, als er auf den Anrufbeantworter sprach: Sollte der Genosse nicht bis 18 Uhr seinen Einspruch zurückziehen, "dann erlebst du mich von der anderen Seite", so Lutze auf dem Anrufbeantworter.

Kallenborn erklärte, dass er gegen Lutze gerichtlich vorgehe. Er wirft ihm unter anderem Nötigung, Erpressung und Abschneidung seines Wahlrechtes vor. Unmittelbar vor der Abstimmung gegen ihn habe Lutze zudem eine "Brandrede" gehalten und ihm Kontakt zur Presse vorgehalten.

Lutze räumte Kritik am Verhalten Kallenborns ein, und er betonte, zugleich die Wahl von Ensdorf kritisiert zu haben. Er forderte zugleich generell mehr internen Dialog. Allerdings sei die Abstimmung gegen Kallenborn "nicht zu Ende gedacht gewesen". "Es tut mir ehrlich leid", so Lutze.

Linken-Landeschef Rolf Linsler sagte gestern, dass der Landesvorstand ein Ausschlussverfahren gegen Kallenborn erwäge, sollten die Streitigkeiten nicht enden. Jüngst seien vier Verfahren an die Bundesschiedskommission gegeben worden. Eines sei bereits abgeschlossen. pg

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