Kohde-Kilsch muss in Wohltätigkeitsverein CDU-Politiker weichen

Saarbrücken/Wetzlar · Ex-Tennisprofi Claudia Kohde-Kilsch wurde jetzt von der Spenden-Radtour eines Wohltätigkeitsvereins ausgeladen, als dessen Schirmherrin sie seit sechs Jahren fungiert. Grund dafür ist ihre Funktion als Politikerin der Linken.

Weil Ex-Tennisprofi Claudia Kohde-Kilsch im Saarland als Bundestagskandidatin für die Linke antritt, hat der im mittelhessischen Braunfels ansässige "Verein Menschen für Kinder" seine bisherige Schirmherrin vor einer Woche von einer Spenden-Radtour zugunsten krebskranker Kinder am 14. September ausgeladen. Der hessische Minister für Bundesangelegenheiten, Michael Boddenberg (CDU), hatte den Verein vor die Wahl zwischen ihm und ihr gestellt, wie Boddenbergs Sprecher auf SZ-Anfrage bestätigte.

Der Minister habe dem Verein - allerdings bereits im Februar - mitgeteilt, dass er einen gemeinsamen Auftritt mit der früheren Wimbledon- und US-Open-Siegerin "nicht gut findet". Denn die Linke, für die Kohde-Kilsch nun aktiv ist, sei "in Teilen keine Partei wie jede andere". Boddenberg, so sein Sprecher, habe dem Verein zugleich signalisiert, dass er kein Problem damit hätte, wenn sich der Verein für Kohde-Kilsch entscheiden würde, "zumal er ihr Engagement ehrenwert findet und sie möglicherweise das noch bekanntere Gesicht ist". In diesem Fall würde er das Amt eines "Ehrenschirmherrn", das ihm der Verein für die Radtour angeboten hatte, "aber gerne zur Verfügung stellen".

Zugleich trat Boddenbergs Sprecher dem Eindruck entgegen, es wäre dabei auch um Geld gegangen. Zwar sei es richtig, dass die hessische Landesregierung traditionell am Vorabend der Radtour einen Empfang gebe und das auch dieses Jahr tue, um den Verein beim Sammeln von Spenden für krebskranke Kinder zu unterstützen. Es habe aber kein "Junktim" gegeben, wonach die Landesregierung den Empfang nur dann ausrichtet, wenn Kohde-Kilsch ihm fernbleibt.

Vereins chef Volker Zimmerschied, ein SPD-Mitglied, war am Freitag für die SZ nicht erreichbar. Der "Wetzlarer Neuen Zeitung" bestätigte er, dass er Kohde-Kilsch wegen Boddenberg abgesagt hat. Kohde-Kilsch zufolge hat Zimmerschied ihr dabei gesagt, Boddenberg habe erklärt, "nicht mit einer Kommunistin auf der Bühne stehen" zu wollen.

In Hessen wird am 22. September nicht nur der Bundestag, sondern auch der Landtag gewählt. Die Tour, zu der rund 500 Teilnehmer erwartet werden, findet eine Woche vor dem Doppel-Wahltermin statt. Kohde-Kilsch bekundete auf SZ-Anfrage ihr Unverständnis über das Verhalten von Zimmerschied und Boddenberg. Bei "Menschen für Kinder" gehe es nicht um Politik, sondern um Kinder und deren Leid, das sie bei vielen Klinikbesuchen hautnah erlebt habe.

Andere prominente Sportler, die an der Tour teilnehmen, äußerten sich auf SZ-Anfrage verärgert über die Ausladung von Kohde-Kilsch. Der ehemalige Ringer-Weltmeister Alexander Leipold sagte: "Bei so etwas sollte man die Politik aus dem Spiel lassen." Ex-Radprofi Marcel Wüst unterstrich, der Verein heiße "Menschen für Kinder" und nicht "Politiker für Kinder". Er fügte hinzu: "Dass der eine sagt, ich gehe nicht mit dem anderen auf die Bühne, tut mir echt Leid. Das ist Kindergarten für Große."

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