Junge Polizisten üben Selbstverteidigung

Saarbrücken. Der Diplom-Psychologe Uwe Füllgräbe hat auf die Bedeutung der Personalauswahl für die Polizei hingewiesen. Er vertrat auf einem bundesweiten Seminar der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Saarbrücken die Auffassung, dass dies ein wichtiger Faktor beim Thema "Gewalt gegen Polizeibeamte" sei, dem Thema des Seminars

 Einsatz- und Zugriffstraining der Gewerkschaft der Polizei in der Saarbrücker Joachim-Deckarm-Halle. Foto: Becker&Bredel

Einsatz- und Zugriffstraining der Gewerkschaft der Polizei in der Saarbrücker Joachim-Deckarm-Halle. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Der Diplom-Psychologe Uwe Füllgräbe hat auf die Bedeutung der Personalauswahl für die Polizei hingewiesen. Er vertrat auf einem bundesweiten Seminar der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Saarbrücken die Auffassung, dass dies ein wichtiger Faktor beim Thema "Gewalt gegen Polizeibeamte" sei, dem Thema des Seminars.Es gebe Persönlichkeitsstrukturen, die das Überleben von Polizisten in lebensgefährlichen Situationen begünstigten. So liefen Polizeibeamte, die "nur das Gute im Anderen suchen", eher Gefahr, im Einsatz umzukommen, als andere. "Wer sich nicht wehren will, lädt zu Ausbeutung und Aggression ein", unterstrich Füllgräbe. Polizeibeamte müssten "freundlich" und "aufgeschlossen", zugleich aber jederzeit "reaktionsbereit" sein, wenn die Situation es erfordere.

Ebenso seien Menschen, die "die persönliche Lebenssphäre vernachlässigen", "extrem introvertiert" und "zu kooperativem Denken unfähig" seien, als Polizeibeamte ungeeignet. Als "Überlebenspersönlichkeiten" erweisen sich nach Angaben des Diplom-Psychologen vor allem Personen mit einem "aktiven Lebensstil" und einer "guten Systemsteuerung des eigenen Lebens". Diese könnten im Regelfall Gefahren gut erkennen.

Ebenfalls günstig für den Polizeiberuf sei eine "synergistische", also "nicht ich-zentrierte Persönlichkeit". Sie gewinne ein positives Lebensgefühl auch dadurch, dass es "dem Anderen" oder "dem Gesamtsystem gut geht". Wichtig für die Ausübung des Polizeiberufs sei darüber hinaus die vorherige gedankliche Auseinandersetzung mit dem Tod, betonte Füllgräbe. Denn Gewalt gegen die eigene Person entstehe "oft blitzschnell und unerwartet".

Hugo Müller, Vizepräsident der Saar-Polizei, sprach sich auf der Veranstaltung dafür aus, den Strafrahmen für Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte weiter zu verschärfen. Es gehe nicht an, so etwas wie einen "Kaninchendiebstahl" zu bestrafen. Die jüngste Gesetzesverschärfung reiche nicht aus, da sie vor Gericht in Tateinheit mit anderen Straftaten oft für das Strafmaß irrelevant sei, rügte Müller. Innenministerin Monika Bachmann (CDU) verwies beim Thema Gewalt in Fußballstadien darauf, dass die Vereine eine "Verantwortung für die Fankultur" hätten.

Zu der bundesweiten Veranstaltung unter dem Motto "Eigensicherung ist kein Zufall" hatten die Junge Gruppe der GdP und die Europäische Wing Tsun Organisation (EWTO) eingeladen. Wing Tsun ist eine Selbstverteidigungsform, die umgangssprachlich oft als Kung Fu bezeichnet wird. Auf der Veranstaltung am vergangenen Wochenende gab es fünf Workshops zu den Themen Selbstschutz in der Annäherungsphase, Annäherung und Zugriff, die Fixierung in der Bodenlage, das Waffenhandling, der Waffenschutz, der Einsatz von Schlagstöcken sowie der Zugriff am und im Pkw. nof

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