Gerangel um die Linken-Sitze im Bundestag

Saarbrücken. Er hat es wieder nicht getan. Auch beim Treffen des Linken-Landesvorstandes am Donnerstag ließ Oskar Lafontaine die Frage aller Fragen unbeantwortet: Will er zurück auf die Bühne der großen Politik und für den Bundestag kandidieren? Stattdessen soll der 69-Jährige herumlaviert haben, er werde sich so entscheiden, dass es der Partei bei der Wahl im September helfe

Saarbrücken. Er hat es wieder nicht getan. Auch beim Treffen des Linken-Landesvorstandes am Donnerstag ließ Oskar Lafontaine die Frage aller Fragen unbeantwortet: Will er zurück auf die Bühne der großen Politik und für den Bundestag kandidieren? Stattdessen soll der 69-Jährige herumlaviert haben, er werde sich so entscheiden, dass es der Partei bei der Wahl im September helfe. Ginge es danach, was der Saar-Linken am meisten nützt, müsste er antreten. Der Bundestagsabgeordnete Thomas Lutze schätzt immerhin, dass 80 Prozent der Linken-Stimmen im Saarland auf Lafontaine zurückzuführen sind. "Vor diesem Hintergrund würde ich es absolut begrüßen, wenn er antritt", sagte Lutze. Der "alte Schlachtgaul" (Lafontaine über Lafontaine 2003) will sich erst im Mai entscheiden, wie er kürzlich Journalisten wissen ließ. Offen ist, welche Rolle in seinen Überlegungen die Fraktion im Saar-Landtag spielt: Mit Lafontaines Weggang würde die nicht eben an charismatischen Köpfen reiche achtköpfige Fraktion ihr Aushängeschild verlieren.Es geht in diesen Tagen in der Linken allerdings längst nicht mehr nur um Lafontaine. Vor der Aufstellung der Bundestagswahl-Liste am 5. Mai herrscht ziemliches Durcheinander, auch wenn Parteisprecher Martin Sommer beschwichtigt, es gebe "nichts Neues". Das hängt damit zusammen, dass es mehr Interessenten gibt, als voraussichtlich Mandate zu verteilen sind. Aktuell stellt die Saar-Linke zwei Abgeordnete in Berlin: Thomas Lutze (43) und Yvonne Ploetz (28). Lutze will "selbstverständlich auf Platz eins" der Landesliste kandidieren. Ploetz verweist darauf, dass man innerparteilich "gerade in der Debatte" sei, allerdings lässt auch sie Interesse am Spitzenplatz durchblicken. Sollte Lafontaine antreten, würden Lutze und Ploetz freiwillig Platz machen. Das Interesse am Spitzenplatz ist so groß, weil die aktuellen Umfragewerte wohl nur ein Mandat für die Saar-Linke hergeben. Wäre Lafontaine Spitzenkandidat, darauf weist Ploetz hin, müssten auf den Plätzen zwei und drei nach der Parteisatzung Frauen stehen; für Lutze wäre kein Platz mehr. Der frühere Mitarbeiter Lafontaines sieht das ganz anders: Die Quotenregelung widerspricht seiner Meinung nach dem Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes. Bei der Kandidaten-Aufstellung habe öffentliches Recht daher Vorrang vor der Parteisatzung. Schon 2005 und 2009 sei die Liste von zwei Männern angeführt worden. "Ich werde mich auch von meinem Geschlecht nicht von einer Kandidatur abhalten lassen", so Lutze.

Seit wenigen Tagen gibt es einen weiteren Mitspieler im Rennen um einen aussichtsreichen Listenplatz: die frühere Weltklasse-Tennisspielerin Claudia Kohde-Kilsch (49), seit Mai Pressesprecherin der Linken im Landtag. Rekrutiert wurde sie damals von Lafontaine, mit dem sie seit Jahrzehnten befreundet ist. "Richtig ist, dass ich mein Einverständnis zu einer Kandidatur gegeben habe", sagte sie der SZ auf Anfrage. Wurde sie von Oskar Lafontaine gefragt oder meldete sie von sich aus ihr Interesse an? "Beides so ein bisschen", sagt sie. Die Frage des Listenplatzes sei aber noch nicht entschieden; auch als Direktkandidatin im Wahlkreis Saarbrücken ist sie seit kurzem im Gespräch. "Ich harre der Dinge", sagt die Ex-Profi-Sportlerin. Nach einem Jahr als Pressesprecherin im Hintergrund der Linken-Abgeordneten wolle sie in der Öffentlichkeit nun selbst für die Meinungen kämpfen, die sie für richtig halte. "Das war schon immer mein Ding." Ein Mandat im Bundestag fände sie "superspannend und interessant". Mit Blick auf ihre möglichen Konkurrenten Lutze und Ploetz sagte Kohde-Kilsch, aus ihrem früheren Leben als Sportlerin sei sie Konkurrenz gewohnt. "Konkurrenz belebt immer das Geschäft. Ich bin da ganz entspannt."Foto: dpa

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