„Für Rüstung, Kriege und Banken ist immer Geld da“

Wallerfangen · Zumindest beim Kampf gegen das Kapital und den politischen Gegner passt zwischen Oskar Lafontaine und Gregor Gysi kein Blatt Papier. Bei einem der ersten gemeinsamen Auftritte nach ihrem Streit 2012 holten sie beim Aschermittwochstreffen der Linken in Wallerfangen vor 500 Gästen zum Rundumschlag aus.

Gysi knöpfte sich zunächst CSU-Chef Horst Seehofer vor. Dessen auf Zuwanderer gemünzte Parole "Wer betrügt, der fliegt" kommentierte Gysi mit den Worten: "Ich weiß gar nicht, warum er den halben Bundestag entlassen will." Das Einzige, was die große Koalition bisher hinbekommen habe, sei eine "drastische Erhöhung der Diäten". Angela Merkel mache Politik für Konzerne und Banken. "Für Rüstung, Kriege und Banken ist immer Geld da, für Bildung nicht", erboste sich Gysi. Deutschland habe den größten Niedriglohnsektor Europas; dass die Bundesregierung nichts dagegen unternehme, sei ein "einzigartiger Skandal".

Lafontaine stichelte, er würde ja gerne die große Koalition im Saarland kritisieren. Aber sie habe bislang so gut wie nichts getan. Da nutze auch eine Image-Kampagne nichts. Zum Auto-Deal des Verfassungsschutzes mit Luxemburg sagte er: "Lasst den Verfassungsschutz doch für alle Bürger im Saarland Autos mit Behördenrabatt kaufen!" Dann widmete sich Lafontaine der großen Politik. Die Riester-Rente sei "mit der größte Betrug" an der deutschen Bevölkerung, der Appell zur privaten Altersvorsorge an den Kapitelmärkten "ein Verbrechen". Die deutsche Außenpolitik sei in den letzten Jahren "verkommen". Es sei nicht gerade ein Zeichen guter Diplomatie, wenn sich Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in der Ukraine "auch mit Faschisten" treffe. Lafontaine und Gysi mahnten, in der Krim-Krise die Interessen Russlands ernst zu nehmen. "Wir wollen eine Friedensordnung für Europa im Einvernehmen mit Moskau", sagte Lafontaine - um wenig später die "Schleimerei" gegenüber den USA zu geißeln.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort