Fair produzierte Uniformen gefordert

Saarbrücken · Keine Kinderarbeit, angemessener Lohn sowie Mindeststandards an Arbeitsbedingungen bei der Herstellung: Das Netzwerk Entwicklungspolitik Saar fordert, die geplanten neuen Polizeiuniformen fair produzieren zu lassen.

 Noch ohne Fairtrade-Siegel: So wie hier in Hessen sollen die neuen Uniformen der Saar-Polizei aussehen. Foto: Hessische Polizeirundschau

Noch ohne Fairtrade-Siegel: So wie hier in Hessen sollen die neuen Uniformen der Saar-Polizei aussehen. Foto: Hessische Polizeirundschau

Foto: Hessische Polizeirundschau

Als im November 2012 eine Textilfabrik in Bangladesch brannte, starben mindestens 120 Menschen. Die Sicherheitsvorkehrungen in der Fabrik waren dürftig, unzählige Arbeiter produzierten dort billig Kleidung. Viele Fabriken in Bangladesch arbeiten so, Produktion und Handel sind alles andere als das, was als fair bekannt ist. Das Geschäftsmodell funktioniert, weil viele Kunden vor allem auf den Preis achten - nicht darauf, wie die Kleidung produziert wird.

Gegen Dumpingbedingungen

"Die öffentliche Hand sollte dort eine Vorbildfunktion haben", sagt Harald Kreutzer, Vorsitzender des Netzwerks Entwicklungspolitik Saar (NES). Er fordert, dass das Saarland die Dumpingbedingungen nicht unterstützt. Eine Gelegenheit, diese Rolle als Vorbild einzunehmen, biete sich jetzt, wenn die neuen Polizeiuniformen angeschafft werden. Diese sollen aus fairem Handel stammen, fordert das NES. Das bedeutet: Keine Kinderarbeit, angemessener Lohn für die Arbeiter und gewisse Mindeststandards an Arbeitsbedingungen bei der Herstellung der Uniformen. Die neuen, blauen Polizeiunformen, die das Saarland gemeinsam mit Hessen und Rheinland-Pfalz anschafft, wurden kürzlich in Mainz vorgestellt. Der Produktionsauftrag ist noch nicht vergeben, wie das Saar-Innenministerium mitteilt. Eine faire Produktion macht aus Sicht des NES auch ökonomisch Sinn: "Billig produzieren bedeutet auch, dass an den Rohstoffen gespart wird", sagt Kreutzer.

Gemäß der Haushaltsordnung müsse das Land den Auftrag nach wirtschaftlichem Ergebnis vergeben - also nach dem Preis-Leistungsverhältnis. Den Auftrag habe das Land europaweit ausgeschrieben, momentan hätten sich 28 Interessenten gemeldet, sagt der Sprecher des Innenministeriums, Maik Müller. Darauf, dass die Uniformen aus fairer Produktion stammen, werde das Land nicht explizit Wert legen. Dennoch sind die Produktionsbedingungen mitentscheidend. So muss sich der Hersteller dazu verpflichten, die Kernarbeitsnorm der Internationalen Arbeitsorganisation einzuhalten. Das bedeutet, dass jeder Arbeiter mindestens 14 Jahre alt ist, die Firma keine Zwangsarbeiter beschäftigt und der Belegschaft das Recht zur Versammlungsfreiheit gestattet.

Dennoch sind die fairen Produzenten noch nicht aus dem Rennen um den Auftrag. Kreutzer berichtet von einem guten Beispiel aus Nordrhein-Westfalen. Dort habe das Land Uniformen fair produzieren lassen - "weil der entsprechende Produzent der günstigste war".

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