Experte räumt mit „Mythen der Gesundheitspolitik“ auf

Saarbrücken · Gibt es in einer alternden Gesellschaft automatisch mehr kranke Menschen? Explodieren die Kosten im Gesundheitssystem tatsächlich? Verteuert der medizinische Fortschritt die Behandlungen? Dreimal nein lautete die Antwort des Gesundheitsökonomen Hartmut Reiners, der am Mittwoch beim Forum des Verbands der Ersatzkassen (VdEK) Saar mit „Mythen der Gesundheitspolitik“ aufräumte. „Die These je älter desto kränker stimmt für einen Teil“, räumte Reiners ein.

Doch für Menschen mit mittlerem und höheren Bildungsabschluss hätten sich aufgrund verbesserter Ernährung und steigendem Wohlstand die Lebensjahre ohne gesundheitliche Beschwerden erhöht.

Von einer "Kostenexplosion" im Gesundheitswesen zu sprechen, sei nicht gerechtfertigt: "Die Ausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung sind in den letzten 30 Jahren relativ konstant gemessen an ihrem Anteil am Bruttoinlandsprodukt geblieben", erklärte Reiners. Allerdings seien im gleichen Zeitraum die Beitragssätze der Krankenkassen angestiegen. "Grund hierfür sind sinkende Einnahmen etwa wegen sinkender Reallöhne, aber sie haben auch ein Ausgabenproblem." Es gebe eine "Überausrüstung" mit teuren Geräten wie Computertomographen. Andere Länder wie Schweden und England hätten zudem eine bessere Auslastung der Geräte, nannte Reiners ein Einsparpotenzial. Medizinische Fortschritte hätten nicht zu dramatischen Kostensteigerungen geführt. Durch neuere Forschungen seien viele Operationen ambulant durchführbar, Medikamente besitzen oft einen Zusatznutzen, der gewisse Operationen überflüssig macht.

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