Droht dem Land die „graue Wohnungsnot“?

Saarbrücken · Rund 32 000 barrierefreie Wohnungen für Senioren fehlen im Saarland, schätzt der Sozialverband VdK und fordert, dass das Land den Umbau von Wohnungen unterstützt. Ein entsprechendes Programm gab es zwar bereits – es war aus Sicht des VdK aber nicht auf die saarländischen Eigenheiten zugeschnitten.

 Armin Lang Foto: THorsten Wolf

Armin Lang Foto: THorsten Wolf

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Im Alter in den eigenen vier Wänden zu leben, wird für Rentner künftig immer schwieriger. Einer Studie des Pestel-Instituts zufolge fehlen in Deutschland 2,5 Millionen barrierefreie Wohnungen für Senioren. Im Saarland sind es nach Schätzungen des Sozialverbands VdK rund 32 000 Wohnungen. Matthias Günther, Pestel-Studienleiter, warnte deshalb bereits vor einer "grauen Wohnungsnot".

Der VdK Saar hat aus diesem Grund nun ein Förderprogramm des Landes gefordert, das Menschen unterstützt, die ihr Heim alters- oder behindertengerecht umbauen wollen. Im Schnitt kostet es 15 600 Euro, eine Wohnung barrierefrei zu gestalten, also beispielsweise Rampen einzubauen oder die Badewanne durch eine bodengleiche Dusche zu ersetzen. Über 500 Millionen Euro würde die Umgestaltung der 32 000 Wohnungen somit kosten.

Dabei müsste aus Sicht des VdK das Rad gar nicht neu erfunden werden. Vielmehr fordert der Sozialverband, das ehemalige Förderprogramm "Wohnen im Alter" wieder aufzunehmen. ",Wohnen im Alter' war sehr erfolgreich", erklärt Peter Springborn, Geschäftsführer des VdK. Seit Dezember 2008 förderte das Land rund 2500 Baumaßnahmen mit 6,4 Millionen Euro. Die Nachfrage war so groß, dass die Mittel bereits im Juni 2010 ausgeschöpft waren - das Programm musste eingestellt werden.

Das Nachfolgeprogramm, das im März 2012 eingeführt worden war, kritisiert der VdK hingegen als Misserfolg. Dabei wurden bis Ende 2013 Zuschüsse und Darlehen zur Herrichtung von Mietwohnungen für ältere und behinderte Menschen vergeben. Damit verfehlte das Programm aber aus Sicht des VdK sein Ziel, denn: "Die Förderung muss auch für Eigenheimbesitzer greifen", betont Armin Lang, Landesvorsitzender des VdK. Voraussetzung für die Förderung war, dass mindestens zwei Wohnungen in einem Haus umgebaut werden. 96 Mietwohnungen wurden so im Jahr 2012 mit Fördermitteln erneuert. Die zahlreichen Eigenheimbesitzer gingen jedoch leer aus. Mit 60 Prozent ist die Eigenheimdichte im Saarland eine der höchsten in ganz Deutschland.

Deshalb macht sich der VdK nun für die Wiederauflage von "Wohnen im Alter" stark - mit kleinen Änderungen, etwa bei der Altersgrenze. Denn nur wer mindestens 60 Jahre alt ist, konnte Förderung beantragen. "Damit wurden jüngere Menschen mit Behinderung ausgeschlossen", sagt Springborn. Daneben sprach sich der VdK auch für eine unabhängige Wohnberatung aus, die ebenfalls aus Fördergeldern finanziert werden solle. Landkreise oder Pflegestützpunkte könnten die Beratung übernehmen, so Lang.

Mit einem Förderprogramm für den sozialen Wohnungsbau ließen sich an anderer Stelle Kosten sparen - davon ist der VdK überzeugt. Denn wer sich nicht zuhause pflegen lassen kann, weil seine Wohnung nicht barrierefrei ist, muss ins Pflegeheim ziehen. "Die Heimpflege ist jedoch teurer als die Pflege daheim", erklärt Lang.

Ob der VdK mit seiner Forderung Erfolg haben wird, ist noch offen. Das Saar-Finanzministerium teilte mit, das Programm "Wohnen im Alter" werde derzeit evaluiert. Danach werde darüber entschieden, ob und in welcher Form es erneut aufgelegt werde, so eine Sprecherin.

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