"Das hat mich verletzt"

Saarbrücken. Für Bischof Stephan Ackermann (49) ist er von "zentraler Bedeutung", der konfessionell geprägte Religionsunterricht in den Schulen. Seine besondere Aufgabe liege darin, den jungen Menschen den Glauben zu erschließen

 Ein nachdenklicher Bischof Ackermann beim Thema Missbrauch in der Kirche. Foto: Robby Lorenz

Ein nachdenklicher Bischof Ackermann beim Thema Missbrauch in der Kirche. Foto: Robby Lorenz

Saarbrücken. Für Bischof Stephan Ackermann (49) ist er von "zentraler Bedeutung", der konfessionell geprägte Religionsunterricht in den Schulen. Seine besondere Aufgabe liege darin, den jungen Menschen den Glauben zu erschließen. Ein diskussionsfreudiges Trie-rer Kirchenoberhaupt sprach damit beim SZ-Redaktionsbesuch ein Thema an, das zwei Stunden später auch den Jahresempfang der katholischen Bistümer Trier und Speyer in den Saarbrücker Willi-Graf-Schulen prägte.Religiöse Bildung sei nicht einfach eine Anhäufung von Wissen, "sondern zielt darüber hinaus auf die Aneignung von Haltungen, Grundüberzeugungen und sozial-kultureller Kompetenz", sagte der Diözesanbischof vor Vertretern aus Politik, Wirtschaft und kirchlichen Verbänden.

Im Redaktionsgespräch hatte Ackermann zuvor vor einschneidenden Einsparungen bei der katholischen Theologie an der Saar-Uni gewarnt. Denn: "Religionslehrer brauchen auch eine ordentliche Ausbildung", meinte er. Ackermann nannte die gegenwärtige personelle Ausstattung einen "unhaltbaren Zustand". Der Staatskirchenvertrag sehe vier Lehrstühle vor. Nur einer sei seit Jahren "regulär besetzt". Juristische Schritte habe man bisher nicht in Erwägung gezogen, so der Bischof auf Nachfrage. "Doch wir haben gegenüber der Landesregierung unsere Position bereits deutlich gemacht." Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer (CDU) versicherte am Abend bei dem Empfang, die Regierung werde sich "vertragstreu verhalten" und eine "vernünftige Lösung für die Ausbildung von Religionslehrern und Theologen finden".

Ackermann wies vor den SZ-Journalisten Vorwürfe aus der Öffentlichkeit zurück, er als Missbrauchsbeauftragter der Bischofskonferenz mache zwar "große Sprüche", im eigenen Bistum Trier gehe er allerdings zu nachlässig mit pädophil auffällig gewordenen Priestern um. "Das hat mich verletzt", bemerkte der Bischof. Das Bistum habe sich in den vergangenen beiden Jahren als sensible Anlaufstelle für all jene gezeigt, die Missbrauchserfahrungen gemacht haben. "Wir müssen uns aber auch an rechtsstaatliche Normen halten", erklärte Ackermann. Vorwürfe und Verdächtigungen seien noch keine Beweise. Dass der Bischof dabei Richter und Staatsanwalt sei, mache die Situation sicher schwieriger, räumte der Kirchenmann auf Nachfrage ein.

Thema beim SZ-Gespräch war auch das jüngste Dekret der Bischofskonferenz, das vor wenigen Wochen für Schlagzeilen sorgte. Danach verbindet die katholische Kirche in Deutschland eine Kirchenmitgliedschaft unmittelbar mit der Zahlung der Kirchensteuer. Ackermann warb um Verständnis für die Position der Bischöfe: Aus Steuerersparnis aus der Kirche auszutreten und dennoch gläubiges Mitglied zu bleiben, sei nicht möglich. "Der Kirchenbeitrag ist Ausdruck der konkreten Verbindung mit der konkreten Kirche, die eben auch eine Solidargemeinschaft ist", befand der Bischof. "Ich kann auch nicht die Dienste des ADAC kostenfrei in Anspruch nehmen, aber kein Mitglied sein", veranschaulichte er die Position der Kirche. Die öffentliche Diskussion sei aber so verlaufen, als gehe es den Bischöfen nur um den schnöden Mammon. Angesprochen auf den Umgang der Kirche mit geschiedenen Wiederverheirateten, die von den Sakramenten ausgeschlossen sind, sprach Ackermann von einem "längeren Klärungsprozess". Das Problem sei den Bischöfen bekannt, "aber nicht allein in Deutschland zu lösen". Es gehe darum, "pastorale Lösungen zu finden, wenn Ehen gescheitert sind". Beim kirchlichen Arbeitsrecht hätten die Bischöfe "klare Signale" gegeben, dass eine Anstellung von nach der Scheidung Wiederverheirateter etwa in Kitas oder der Caritas möglich werden könnte.

"Religionslehrer brauchen eine ordentliche Ausbildung."

Bischof Ackermann

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