Blinde Saloua hofft auf Hilfe

Nador/Dillingen. Den Himmel ihrer Heimat Marokko hat die 21-jährige Saloua Bojaada schon lange nicht mehr gesehen. Und sie wird ihn wohl auch nie mehr sehen können. Die hübsche, dunkelhaarige Frau ist blind. Ein Schicksal, das tragisch ist. Das aber durch die Herkunft der jungen Frau noch tragischer wird

Nador/Dillingen. Den Himmel ihrer Heimat Marokko hat die 21-jährige Saloua Bojaada schon lange nicht mehr gesehen. Und sie wird ihn wohl auch nie mehr sehen können. Die hübsche, dunkelhaarige Frau ist blind. Ein Schicksal, das tragisch ist. Das aber durch die Herkunft der jungen Frau noch tragischer wird.

Denn ihre Eltern können Saloua nicht helfen: Sie sind arm, haben noch vier weitere Kinder und leben in einer heruntergekommenen Neubau-Ruine in Nador, einer marokkanischen Hafenstadt. Saloua besuchte gerade einmal vier Jahre lang eine Schule, hat ansonsten keinerlei Ausbildung genossen oder Fertigkeiten entwickelt.

Die meiste Zeit ihres Lebens saß sie offenbar sich selbst überlassen in der Wohnung ihrer Eltern und wurde in keiner Weise gefördert. "Sie fühlt sich regelrecht wertlos und hat kein Selbstbewusstsein. Ihr wurde nie vermittelt, dass auch Blinde lernen können", erklärt Dr. Mohammed Ghodstinat.

Der gebürtige Iraner ist selbst seit seiner Kindheit blind und leitet die Initiative "Hilfe für Einzelschicksale International" in Dillingen, die Saloua bereits seit zwei Jahren unterstützt. Dillinger Bürger haben diesen Verein mit rund 100 Mitgliedern 1992 anlässlich des Golfkrieges gegründet. Sein Ziel: Einzelpersonen helfen, die durch das Raster großer Hilfsorganisationen fallen. Ghodstinat: "Wir helfen Menschen, die wegen Krankheit, Unfällen, Kriegsverletzungen oder Misshandlungen medizinische Hilfe brauchen."

Saloua konnte dank der Initiative vor zwei Jahren das erste Mal Hoffnung schöpfen. Damals zahlte der Verein ihr Reise-, Flug-, und Krankenhauskosten, damit Saloua sich im Saarland einer Hornhautoperation unterziehen konnte. Professor Berthold Seitz vom Universitätsklinikum in Homburg erklärte sich bereit, sie kostenlos zu operieren. Mit Erfolg. Saloua konnte wieder sehen, als sie zurück in ihre Heimat Marokko flog.

"Doch dann geschah das Unfassbare: Die von Professor Seitz angeordnete notwendige Nachbehandlung in Marokko mit Augentropfen und regelmäßigen Augenarzt-Besuchen unterblieb. Salouas Eltern haben sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht darum gekümmert", erklärt Ghodstinat. Saloua erblindete wieder.

Eine nun von der Dillinger Initiative organisierte weitere Untersuchung in der Homburger Universitätsklinik vor wenigen Wochen brachte die traurige Nachricht, dass derzeit selbst eine zweite Operation Salouas Augenlicht nicht wiederherstellen könnte.

"Salouas Eltern sind sehr religiös. Sie sehen ihre Blindheit als gottgewollt an und haben sie nach ihrem erneuten Erblinden mehr oder weniger aus dem Familienverband ausgeschlossen", schildert Ghodstinat. Die 21-Jährige, die zunächst bei der Homburgerin Elfi Schäfer untergebracht war, die ehrenamtlich bei der Initiative "Hilfe für Einzelschicksale international" arbeitet, lebt nun vorübergehend bei Landsleuten in Düsseldorf.

"Wir wollen dieser jungen Frau eine lebenswerte Zukunft ermöglichen", erklärt Ghodstinat. Saloua brauche mehr Selbstwertgefühl, Kontakt zu Gleichaltrigen und eine Ausbildung.

Eine Möglichkeit wäre Salouas Unterbringung in einer Blindenschule mit Internat, zum Beispiel in der Louis-Braille-Schule in Lebach. "Dort", erklärt Ghodstinat, "könnte sie Deutsch lernen und die Blindenschrift." Die junge Frau möchte nämlich gerne eine Ausbildung zur Masseurin beginnen, mit der sie später in ihrer Heimat Marokko Fuß fassen und für sich selbst sorgen kann. "Sie fühlt sich regelrecht wertlos."

Dr. Mohammed Ghodstinat über die 21-jährige Saloua

Auf einen Blick

1000 Euro monatlich über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren wären finanziell notwendig, damit Saloua in Deutschland leben und eine Blindenschule besuchen kann. Die Dillinger Initiative sucht nun Paten für Saloua, die bereit wären, sich über diesen Zeitraum mit einer Spende von mindestens 20 Euro monatlich zu engagieren. Zudem sucht sie eine Gastfamilie, die Saloua in der unterrichtsfreien Zeit oder an Festtagen aufnehmen könnte. Kontakt: Dr. Mohammed Ghodstinat, Tel. (0 68 31) 70 14 20. Im Internet: www.hilfe-einzelschicksale.de.vu ko

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