"Barrierefrei von A nach B"

Saarbrücken. Eine elektronische Stimme im Bus sagt "Nächster Halt", nennt eine Haltestelle - und der blinde oder sehbehinderte Fahrgast weiß, dass er aussteigen muss. Diese Hilfe gibt es im Saarland leider nicht überall im Nahverkehr, beklagt der Blinden-und Sehbehindertenverein für das Saarland (BSV-Saar)

Saarbrücken. Eine elektronische Stimme im Bus sagt "Nächster Halt", nennt eine Haltestelle - und der blinde oder sehbehinderte Fahrgast weiß, dass er aussteigen muss. Diese Hilfe gibt es im Saarland leider nicht überall im Nahverkehr, beklagt der Blinden-und Sehbehindertenverein für das Saarland (BSV-Saar). Damit sich das ändert, weist die Organisation heute in Saarbrücken auf Probleme bei der Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) hin. Zum internationalen "Tag des weißen Stocks" lädt sie zu einer Podiumsdiskussion mit Vertreten des Saarländischen Verkehrsverbundes (SaarVV) und der Verkehrsmanagement Gesellschaft Saar (VGS) ein."Es geht darum, in einen Dialog zu treten, uns kennen zu lernen, und über langfristige Lösungsmöglichkeiten zu sprechen", sagte BSV-Referent Michael Klingler der SZ. In Sachen Barrierefreiheit sei im Saar-Nahverkehr schon "viel Gutes" passiert, ergänzte Heinz-Peter Engels vom BSV. Dazu gehörten Telefon-Hotlines zu Fahrplänen, bauliche Orientierungshilfen an Haltestellen, absenkbare Einstiege in Bussen. Dennoch stießen Bus-und Bahnfahrer, die nichts oder nicht gut sehen, mancherorts besonders in ländlichen Gebieten noch auf Barrieren. Etwa an Fahrplänen hinter einer Glasscheibe. "Ist der Fahrplan nicht unmittelbar hinter Glas, sondern ist ein Abstand dazwischen, lässt er sich mit der Lupe kaum lesen", sagt Klingler. Bei der Schriftgröße sei man "realistisch. Die kann nicht so groß gemacht werden, dass wir sie alle gut lesen können."

Eine Ergänzung wünscht sich der BSV bei elektronischen Fahrplan-Anzeigen an Saarbahn-Haltestellen. "Akustische Ansagen per Knopfdruck könnten dort informieren, welche Linien wo in Kürze anfahren", erklärt Klingler. Um Verwechslungen auch beim Bus-Einstieg zu vermeiden, seien Ansagen aus den teils schon vorhandenen Außenlautsprechern an Fahrzeugen machbar - und hilfreich. Das vielleicht größte Problem sei, dass flächendeckende "Nächster Halt"-Ansagen im Bus fehlten, meint Engels. "Das macht den Ausstieg schwer. Man muss den Fahrer bitten, Bescheid zu geben, wenn man am Ziel ist. Das funktioniert nicht immer." Für den Ausbau dieser Technik im Saarland will der BSV eintreten. Ebenso dafür, dass es in Bussen wieder Behinderten-Sitzplätze direkt hinter dem Fahrer gibt. Klingler: "Für uns ist es wichtig, schnell einen Platz zu finden. Die Orientierung im fahrenden Bus ist schwierig, wenn man die Haltestangen nicht sieht."

Der BSV-Saar mit rund 440 Mitgliedern hofft auf künftige "Zielvereinbarungen" mit dem kommunalen Nahverkehr. Man wolle erreichen, dass die rund 1800 Blinden und geschätzt 5000 Sehbehinderten im Land "besser und barrierefrei von A nach B kommen können".

Auf einen Blick

Die Podiumsdiskussion beginnt heute um 14 Uhr im Zentrum für Blinde und Sehbehinderte in Saarbrücken, Küstriner Straße 6. Um 15.15 Uhr wird dort der barrierefreie Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention vorgestellt. Ab 16 Uhr referiert Barbara Käsmann-Kellner über Netzhauterkrankung durch Diabetes. kes

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