Abzocke mit dubiosen Anwaltsbriefen

Spiesen-Elversberg. Mehrere SZ-Leser haben kürzlich einen Brief von einer spanischen Anwaltskanzlei erhalten, den sie als "völlig vertraulich und streng geheim" behandeln sollen. Darin gibt sich eine Maria Baylos als Anwältin eines verstorbenen Herrn aus, dessen Nachname mit dem des Empfängers identisch ist

Spiesen-Elversberg. Mehrere SZ-Leser haben kürzlich einen Brief von einer spanischen Anwaltskanzlei erhalten, den sie als "völlig vertraulich und streng geheim" behandeln sollen. Darin gibt sich eine Maria Baylos als Anwältin eines verstorbenen Herrn aus, dessen Nachname mit dem des Empfängers identisch ist. Der Tote soll vor seinem Ableben die stolze Summe von 13,5 Millionen US-Dollar bei einer Sicherheitsfirma in Spanien hinterlegt haben, heißt es in dem Schreiben. Das Unternehmen habe die Anwältin beauftragt, ein Familienmitglied, einen Erben oder Begünstigten zu finden. Andernfalls werde das Geld beschlagnahmt.

Bisher seien alle ihre Bemühungen, einen Berechtigten zu finden, erfolglos geblieben, schreibt Baylos. Und hier kommt der Empfänger des Briefes ins Spiel: "Eigentlich bitte ich Sie um Ihre Einwilligung, Sie der Sicherheitsfirma als der Nachfolger (…) des Geldes unseres verstorbenen Kunden zu präsentieren, da Sie den gleichen Nachnamen haben", so die Absenderin. Denn dann werde die Firma das Schließfach freigeben. Alle "legalen Dokumente", die dazu notwendig wären, stelle sie zur Verfügung.

Zudem schlägt die angebliche Anwältin dem Empfänger vor, 20 Prozent der 13,5 Millionen US-Dollar an Hilfs-Organisationen zu verschenken und den restlichen Betrag gleichmäßig an sie und den angeblichen Erben zu verteilen. Die Transaktion sei "völlig risikofrei", beteuert die Absenderin.

Das Kuriose an dem Brief: Sowohl die angegebene Kanzlei "Baylos Abogados" in Madrid als auch die Anwältin gibt es wirklich. Auf ihrer Internetseite preist sich die 1943 gegründete Firma als eine der führenden Kanzleien des Landes an, die für ihr hoch qualifiziertes Team aus Spezialisten bekannt sei. Allerdings soll der Empfänger mit Baylos über ihre private Telefonnummer oder E-Mail-Adresse Kontakt aufnehmen.

"Auf keinen Fall darauf reagieren, sondern das Schreiben einfach ignorieren", rät Sabine Wilhelm von der Verbraucherzentrale Saarland. Der Beraterin sind ähnlich gelagerte Abzock-Maschen bekannt, die vor allem Senioren als Zielgruppe haben. "Das Prozedere ist immer gleich."

Aktuell verschicke so auch die Notarkanzlei Scholzer & Wiederspan aus Hamburg Schreiben. Die Empfänger sollen an einem Gewinnspiel von Versand- und Verlagshäusern teilgenommen und 65 000 Euro gewonnen haben. Diese warteten bei einer Schweizer Geldtransport-Firma auf Freischaltung, heißt es. Eine Dame, die bei dem Notar angerufen hat, sollte zuerst 2 000 Euro für die notwendige Zoll-Abwicklung zahlen.

Allgemein empfiehlt Wilhelm, keine persönlichen Daten preiszugeben, auf keinen Fall Geld zu überweisen und keinen Kontakt mit dem Absender aufzunehmen: "Gerade bei Telefongesprächen werden oft psychologisch geschulte Mitarbeiter eingesetzt, die die Verbraucher einwickeln", sagt Wilhelm. mv

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von mehreren SZ-Leser-Reportern. Wenn Sie auch Interessantes zu erzählen haben, wenden Sie sich entweder per SMS/Fax an Tel. (06 81) 5 95 98 00 oder per Mail an: leser-reporter@sol.de.

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