Abschied von Ottmar Schreiner

Saarlouis. Es sind mehr als 700 Menschen, die gekommen sind, um Abschied zu nehmen. Abschied von einem, "der immer zur rechten Zeit sein Wort erhoben hat, um sich für die Schwachen stark zu machen", sagt Prälat Warnfried Bartmann. Um den Sarg von Ottmar Schreiner herum sind unzählige Blüten auf dem Boden verstreut. Flankiert von Kerzen und Kränzen

Saarlouis. Es sind mehr als 700 Menschen, die gekommen sind, um Abschied zu nehmen. Abschied von einem, "der immer zur rechten Zeit sein Wort erhoben hat, um sich für die Schwachen stark zu machen", sagt Prälat Warnfried Bartmann. Um den Sarg von Ottmar Schreiner herum sind unzählige Blüten auf dem Boden verstreut. Flankiert von Kerzen und Kränzen. Zwei Fotos links und rechts des Altars zeigen Schreiner, wie er auch in der Öffentlichkeit bekannt war: mit offenem Hemdkragen und wachem Blick. Anerkennung zollt ihm der Dillinger Prälat auch im Namen des Trierer Bischofs Stephan Ackermann. Der Abschied von Ottmar Schreiner, er fällt vielen sichtlich schwer. Der Saarknappenchor singt das "Sanctus" aus der deutschen Messe von Franz Schubert."Wir verlieren eine klare und feste Stimme für ein besseres Land und ein friedlicheres und sozialeres Zusammenleben", sagt SPD-Parteichef Sigmar Gabriel, der ebenso wie andere Trauergäste aus Berlin angereist ist. "Mehr als einmal" habe Schreiner "gegen alle anderen in der SPD gestanden", so Gabriel, "und er hat oft Recht gehabt". Noch vor einem Jahr habe er das Schreiner auch persönlich gesagt: "Es wäre besser gewesen, öfter auf ihn zu hören." Ein "streitbarer Kämpfer" sei der Saarländer gewesen, aber ebenso auch "lebensfroh, humorvoll, nie verletzend, oft verzeihend und ein guter Kumpel, ein feiner Mensch". Zum Sarg gewandt sagt Gabriel: "Lieber Ottmar, alles Gute und Glück auf!" Anschließend kondoliert er Schreiners Ehefrau Brigitte und seinen Töchtern Sarah und Laura.

Sichtlich bewegt nimmt auch SPD-Landeschef Heiko Maas in einer Trauerrede Abschied von Ottmar Schreiner. "Ich habe selten jemanden getroffen, bei dem jedes Wort so echt klang, so ehrlich", sagt er. Und: "Gäbe es eine Stimme der kleinen Leute, sie würde sich anhören wie die von Ottmar Schreiner." Diese Stimme werde jetzt fehlen. Sein Vermächtnis sei: "Sich selbst treu bleiben, ohne sich zu wichtig zu nehmen." Maas erzählt, wie sehr Schreiner seine Heimatstadt Saarlouis am Herzen gelegen habe. "Heute gehen wir mit Dir noch einmal durch Deine Stadt. Mach's gut, mein Freund." Maas ringt mit den Tränen, seine Stimme bricht.

Nachdem IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild das verstorbene Gewerkschaftsmitglied Schreiner in einer ebenfalls freundschaftlich zugetanen Rede als "Stimme der sozialen Gerechtigkeit in diesem Land" und "einen von uns" gewürdigt hat, erweist die Trauergemeinde Schreiner das letzte Geleit. Hunderte ziehen quer durch die Innenstadt von Saarlouis zum Alten Friedhof, wo sie Schreiners Grab säumen. Still und andächtig stehen die Menschen beisammen. Auf Wunsch der Familie erklingt noch Leonard Cohens "Bird on the wire" und Johnny Cashs "Ring of fire", zwei Songs, die er gern mochte. Um 16.30 Uhr findet Ottmar Schreiner, der "streitbare Sozialdemokrat" und "feine Mensch", seine letzte Ruhe.

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