20 000 beim schrillen Umzug

Saarbrücken. Mehr als doppelt so viele Besucher wie im vergangenen Jahr sind am Sonntag zur Parade des Christopher Street Days - veranstaltet vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) Saar - nach Saarbrücken gekommen. Zwischen 20 000 bis 25 000 Schaulustige beobachten schätzungsweise nach Polizeiangaben die CSD-Parade

Saarbrücken. Mehr als doppelt so viele Besucher wie im vergangenen Jahr sind am Sonntag zur Parade des Christopher Street Days - veranstaltet vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) Saar - nach Saarbrücken gekommen. Zwischen 20 000 bis 25 000 Schaulustige beobachten schätzungsweise nach Polizeiangaben die CSD-Parade. Im vergangenen Jahr waren es nach Angaben der Polizei etwa 10 000.

Am Nachmittag zog ein Tross aus 20 Wagen - dekoriert mit bunten Luftballons, Bannern, Plakaten und Lametta - durch die Saarbrücker Innenstadt. Die Parade startete vor der Congresshalle und führte von der Hafenstraße über die Viktoriastraße in die Bahnhofsstraße, auf den St. Johanner Markt bis zur Obertor Straße. Schwule, Lesben und Transsexuelle stellten eigene modische Kreationen zur Schau - von flügelähnlichen Federboa-Konstruktionen, mit Silberketten verzierten Hotpants bis hin zu blau-weißen Matrosen-Mützen. Ins Auge fielen auch die langen Gewänder und weiß geschminkten Gesichter der fünf Schwestern vom "Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz" (OSPI), einem eingetragenen Verein. Die im Vereinsnamen enthaltenen Wörter "perpetuell" und "Indulgenz" kommen aus dem Lateinischen. Perpetuell bedeutet "ewig". Indulgenz hat zwei Bedeutungen: "Straferlass" und im übertragenen Sinne bedeutet es "Ausschweifung".

Schwester Belladonna, die ihren bürgerlichen Namen nicht nennen will, ist seit vier Jahren aktives Mitglied des Schwesternordens. Das erste und wichtigste Ziel des OSPI sei es, universelle Freude zu verbreiten. Dafür seien die Schwestern in der schwul-lesbischen Szene unterwegs, in Cafés, Kneipen und auf Partys. Die Ordensschwestern würden um Spenden für Menschen mit Aids und für Hospize bitten. Auf dem CSD Saar-Lor-Lux sammelten sie für die Aidshilfe Saar.

Auch zwei Vorsitzende der saarländischen Landtagsfraktionen ließen es sich nicht nehmen, auf parteieigenen Umzugswagen mitzufeiern. Etwa SPD-Landeschef Heiko Maas an der Seite der Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen Elke Ferner oder FDP-Landeschef Christoph Hartmann. Allerdings zeigten die Politiker im Gegensatz zu den Parade-Akteuren kaum nackte Haut. Saarbrücken. Auf der CSD-Podiumsdiskussion mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten am Samstag in Saarbrücken stand unter anderem die rechtliche Gleichstellung von Schwulen, Lesben und Transsexuelle im Fokus. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschlands (LSVD) fordert, dass im Grundgesetzartikel drei auch das Merkmal der "sexuellen Identität" aufgenommen werden soll.

Die Landeschefin der Grünen Claudia Willger-Lambert setzt sich im Saarland für eine Initiative zur Änderung der Landesverfassung ein. Die Linkspartei-Abgeordnete Barbara Spaniol sagte, ihre Partei schließe sich der Forderung der Grünen an. Der stellvertretende FDP-Landesvorsitzende Oliver Lukic erklärte, es gebe noch keine Beschlusslage über eine Änderung der Landesverfassung. Die FDP stünde dieser Initiative aber offen gegenüber.

Die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen Elke Ferner sagte, die SPD werde sowohl im Landtag als auch im Bundestag der Verfassungsänderung zustimmen. Der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Schmitt signalisierte, Gesprächsbereitschaft für eine Verfassungsänderung auf Landesebene. bera

"Fühle dich nicht schuldig, egal wie du bist."

Schwester Belladonna vom "Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz".

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