Im Stollen führt jetzt ein Verein Regie

Velsen. Schon bevor es losging im April vorigen Jahres hatten Volker Etgen, Vorsitzender des Vereins Erlebnisbergwerk Velsen, und seine Vereinskollegen nach eigener Auskunft eine Menge Anfragen: "400 bis 500 Leute wollen rein", sagten sie damals

Velsen. Schon bevor es losging im April vorigen Jahres hatten Volker Etgen, Vorsitzender des Vereins Erlebnisbergwerk Velsen, und seine Vereinskollegen nach eigener Auskunft eine Menge Anfragen: "400 bis 500 Leute wollen rein", sagten sie damals. Durchschnittlich 500 bis 600 Besuchern im Monat haben sie seither die Arbeitswelt des Kohlebergbaus gezeigt, berichten Etgen und sein Stellvertreter Hermann Braun jetzt im SZ-Redaktionsgespräch. "Rekord war der Juni", mit etwa 1000 Gästen - da bescherte das Warndt-Weekend dem Erlebnisbergwerk Extra-Ansturm.Was die beiden engagierten Ehrenamtlichen besonders freut: Unter den rund 5000 Besuchern, die von April bis Dezember kamen, waren mehr als 50 Schulklassen. Für Schüler-Führungen bekommt der Verein Unterstützung: 4,50 Euro pro Kind übernimmt das Land, so dass die Schüler nur je drei Euro Eintritt zahlen müssen. So hat der Verein das Logo der Landesregierung in seinem neuen Informations-Flyer auf die vorderste Seite gestellt. Allerdings klein, in der Ecke. Im Mittelpunkt des Titelbildes steht das Erlebnisbergwerk selbst. Das wollen Etgen, Braun und ihre Mitstreiter, mehrheitlich ehemalige Bergleute, erhalten für die Nachwelt. Die Erinnerung an den Kohlebergbau im Land wachzuhalten, dafür eigne sich dieser Ort ganz besonders, meinen sie: "Das Erlebnisbergwerk Velsen ist einzigartig in Deutschland und Europa", haben sie - mit Ausrufezeichen! - in ihre Broschüre geschrieben.

Die Anlage zu erhalten, ist freilich nicht so einfach. Sie steht noch unter Bergrecht, so muss der Verein strenge Bergbau-Sicherheitsvorschriften beachten. Der Betrieb kostet zudem Geld. Braun zählt auf: Energiekosten für den Betrieb der Maschinen sind der dickste Brocken. Obwohl der Verein da spart: "Die Heizung brauchen wir fast nicht", sagt Braun. Hinzu kommen Aufwandsentschädigungen für die Besucherbegleiter, Haftpflicht-, Unfall- und Gebäudeversicherungen, Grundsteuer, Gebühren für Technik-Prüfungen, Kosten für Reparaturen. Bei Letzteren legen die Vereinsmitglieder nach Kräften selber Hand an. Jeden Samstagvormittag, erzählt Etgen, ist Arbeitseinsatz. Zehn, zwölf Leute seien da immer dabei. Und nicht nur Ruheständler, "es kommen auch Jüngere". Bei der internen Organisation - wer führt welche Gruppe, wer übernimmt welche Arbeit? - hilft dem Verein das Internet.

So weit, so gut - und die Probleme? "Die Beschilderung!", sagt Braun: Noch immer gibt es kein Hinweisschild an der Autobahnabfahrt Klarenthal/Stangenmühle. Bei den Kommunen wisse niemand so recht, wer zuständig sei, sagt Braun, "also entscheidet keiner was". Noch ein Problem: die Verkehrsanbindung. Etgen berichtet von einer Schulklasse, die ihren geplanten Besuch wieder absagen musste, weil sich einfach keine Busverbindung vom nahen Gersweiler nach Velsen fand.

Kontakt: Tel. (01 76) 56 58 60 13, Internet: www.erlebnisbergwerkvelsen.de

Foto: Maurer

Foto: Maurer

Hintergrund

Das Erlebnisbergwerk Velsen ist entstanden aus einem Luftschutz-Bauwerk, das im Zweiten Weltkrieg an der damaligen Grube Velsen angelegt wurde. Nach 1945 diente der in ein Sandsteinmassiv gesprengte Stollen der Untertage-Ausbildung angehender Bergleute. Nach und nach entstanden 700 Meter Strecke auf drei Sohlen, mit Fahrkorb und kompletter Grubentechnik. Nebenbei konnten sich Besucher dort ein Bild machen vom Arbeitsalltag im Kohlebergbau.

Für die Ausbildung wird der Stollen seit Ende 2011 nicht mehr benötigt, die Verfüllung drohte. Privatleute und Politiker setzten sich leidenschaftlich dafür ein, ihn als Erlebnisbergwerk und touristische Attraktion für die Region zu erhalten. Um das Erlebnisbergwerk zu betreiben, gründeten ehemalige Bergleute im August 2011 einen Verein. Der mietete im April 2012 - nach zähen Verhandlungen - die Anlage für einen symbolischen Preis von der RAG Montan Immobilien. Seither führt er dort Besuchergruppen; mit dem Erlös bestreitet er die Betriebskosten. Der Mietvertrag läuft bis Ende 2013. Wie es danach weitergeht, ist bisher offen. dd

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