16 Chöre machten Saarbrücken zur singenden Stadt

Saarbrücken · Ein kraftvoll klingendes Bekenntnis zum Anderssein sollte es werden. Das erste lesbisch-schwule Chorfestival "SaarQueerele" ist in Saarbrücken am Wochenende dem Anspruch der Organisatoren gerecht geworden.

 Imposantes Bild auf der Rathaustreppe: Die Festivalteilnehmer bei der Hymne "Wir sind alle anders!". Foto: Iris Maurer

Imposantes Bild auf der Rathaustreppe: Die Festivalteilnehmer bei der Hymne "Wir sind alle anders!". Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Ob sich Amei Scheib am Samstag wohl wie ein weiblicher Gotthilf Fischer fühlte, als sie zum Abschluss des Straßensingens die stimmgewaltigen Massen dirigierte?16 Chöre und damit mehr als 300 Sängerinnen und Sänger hatten sich am Samstagmittag unter ihrer Leitung auf der Rathaustreppe versammelt, um dem Straßenlärm zu trotzen und das Lied "Wir sind alle anders!" zu schmettern. Das war nicht irgendein Lied, sondern eine Hymne, geschrieben von dem chilenischen Komponisten Daniel Osorio zu Ehren des lesbisch-schwulen Chorfestivals, das am Wochenende unter dem Namen "SaarQueerele" zum ersten Mal in Saarbrücken stattfand.

Den Text hatte eine Arbeitsgruppe der beiden Saarbrücker Gemischten Chöre beigesteuert, die als Veranstalter fungierten. Zum feierlichen Anlass waren alle Choristen von Oberbürgermeisterin und Schirmherrin Charlotte Britz, die das Rathaus in Regenbogenfarben hatte flaggen lassen, zum Empfang geladen. Dass man vor Aufregung zwei hymnische Fehlstarts hinlegte und Amei Scheib als künstlerische Leiterin Organisator Hasso Müller-Kittnau zu einer spontanen Grußrede nötigte, wurde einfach weggelacht.

Gute Laune, Impulsivität und Spaß waren schließlich Markenzeichen des gesamten Festivals, das zahlreiche Zuhörer lockte.

Und auch Zuschauer, denn vor allem beim Abendprogramm der "SaarQueerele" galt es nicht nur, vielem zu lauschen, sondern es gab auch viel zu sehen. So rieb sich am Samstagmorgen wohl mancher, der die Ensembles am Abend zuvor in der Congresshalle erlebt hatte, verwundert die Augen, weil Chöre wie die Karlsruher "Schrillmänner" oder die Mainzer "Uferlosen" in Zivil kaum noch wiederzuerkennen waren: Ungeschminkt, in unifarbenen Polo-Shirts statt schräger Kostümierung traten viele Gastchöre an verschiedenen Stellen der City auf, um Saarbrücken mit Ausschnitten ihrer aktuellen Programme in eine "Singende Stadt" zu verwandeln. Im Wechsel ging's von der Ludwigskirche zur Europagalerie, von dort zum Musikhaus Knopp in die Futterstraße und weiter zum Marktbrunnen, zum Café Becker, zum Vapiano und schließlich ans Rathaus, so dass nahezu gleichzeitig an jeder Station Formationen nacheinander Straßenkonzerte gaben. In der Futterstraße etwa wuchs das Publikum stetig, so dass bald zur Bahnhofstraße hin kein Durchkommen mehr war.

Dort machten unter anderem "Die Taktlosen" aus Köln ihrem Namen gottlob keine Ehre. Und dort servierten die Frankfurter "Mainsirenen" hinreißend komische Schwulitäten. kek

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