Fakten und Mythen über heimische Bäume

Saarbrücken · „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen.“ Das empfiehlt der Volksmund, wenn man im Wald oder am Waldrand von einem Gewitter überrascht wird und sich vor Regen und Blitzen in Sicherheit bringen will.

 Eichen spielten schon in der Mythologie der alten Kelten eine zentrale Rolle. Fotos: Iris Maurer

Eichen spielten schon in der Mythologie der alten Kelten eine zentrale Rolle. Fotos: Iris Maurer

 Volkskundler Gunter Altenkirchen unter einer Eiche.

Volkskundler Gunter Altenkirchen unter einer Eiche.

Der Auftakt der Veranstaltungen 2014 im Botanischen Garten der Saar-Uni hätte nicht besser sein können. Bei strahlendem Sonnenschein kamen über 50 Interessierte, um sich bei einer Führung über einheimische Bäume zu informieren. Der Clou dieser Führung war, dass sie von zwei Spezialisten gehalten wurde.

Wolfgang Stein, promovierter Biologe und Direktor des Botanischen Gartens, erklärte biologische Fakten, Gunter Altenkirch erläuterte dagegen Bräuche und mythologische Sagen zu den Bäumen. Altenkirch hat sich als Volkskundler im Saarland einen Namen gemacht und führt sein eigenes "Museum für dörfliche Alltagskultur" in Rubenheim. Der erste Baum, der von den beiden Kennern vorgestellt wurde, war die Eiche. "Wenn es den Menschen nicht gäbe, hätten wir hier bei uns nur Wald. Baumfreie Flächen gäbe es nur in Mooren, an Küsten und im Hochgebirge. Daher steht die Eiche normalerweise im Wald", erklärte Stein: "Auf Wiesen tun sich Eichen schwerer, denn hier wachsen zu viele andere Pflanzen." Die Eiche sei für die Menschen immer ein besonderer Baum gewesen, erläuterte Altenkirch: "Schon im Wort Druide steht das Dru für die Eiche. Und für das Osterfeuer wurden Eichen angezündet, die Asche sollte vor Gewittern schützen."

Der Volkskundler zog immer wieder Parallelen zum Brauchtum, das heute noch auf den Dörfern gelebt wird. So ist die Eiche einer der Zweige des Palmwischs, der am Palmsonntag in der Kirche geweiht wird. Der nächste Baum, der besprochen wurde, war die Eibe. "Bei uns gäbe es eigentlich keine Nadelgehölze, erst die Römer brachten sie nach Mitteleuropa", begann Stein seine Erklärungen. "Die Eibe ist sehr giftig, nur die roten Beeren sind ungiftig. Allerdings ist der Kern der Beeren wiederum giftig". Daher hätte es im 19. Jahrhundert einen gefährlichen Brauch gegeben, ergänzte der Volkskundler. "Bei dieser Mutprobe mussten junge Männer die Beeren essen, und den Kern unzerkaut schlucken. Dann konnte er ausgeschieden werden und war ungefährlich. Aber das war nicht leicht." Von der Ulme erfuhren die Teilnehmer, dass sie heute am Aussterben sei. Ein Pilz, der von Käfern übertragen wird, befällt die Bäume.

Allerdings konnten resistente Ulmen gezüchtet werden. Und solch ein Exemplar steht im angrenzenden Wald des Botanischen Gartens. Altenkirch erzählte den Teilnehmern, dass ein Zweig der Ulme Teil der Schöpfungsgeschichte der Germanen war. Auch die Birne als Stellvertreter für den Apfelbaum, die Esche und die Eberesche, die Linde und der Holunderstrauch wurden vorgestellt. Für die Zuhörer war es ein Gewinn, jeweils die biologischen Tatsachen und das Brauchtum zu den Bäumen kennenzulernen und gleichzeitig einen sonnigen Frühlingsspaziergang zu machen.

Botanischer Garten der Universität des Saarlandes, Campus B7 1, 66123 Saarbrücken: Führungen sind am Sonntag, 11. Mai, 10 Uhr, "Wenn Blumen lieben - Sexualität im Pflanzenreich", am Sonntag, 25. Mai, 15 Uhr, "Mit den Waffen der Natur" und am Sonntag, 15. Juni, 11 Uhr, "Kräuter zum Brutzeln, Dippen, Marinieren".

uni-saarland.de/fak8/bot

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