Stadt startet Einbürgerungskampagne

Saarbrücken. Am 31. Mai startet die Landeshauptstadt Saarbrücken eine Einbürgerungskampagne, die mit einer Informationsreihe und vielen Plakaten für die Einbürgerung werben soll. Ziel: Mehr ausländische Saarbrücken sollen den deutschen Pass bekommen

Saarbrücken. Am 31. Mai startet die Landeshauptstadt Saarbrücken eine Einbürgerungskampagne, die mit einer Informationsreihe und vielen Plakaten für die Einbürgerung werben soll. Ziel: Mehr ausländische Saarbrücken sollen den deutschen Pass bekommen. Doch wie erreicht man das? Wie nimmt man Migranten die Scheu vor dem langen bürokratischen Weg bis zur Einbürgerung? Wie wirbt man für Deutschland?Das Zuwanderungs- und Integrationsbüro (ZIB) lud am Donnerstagabend zum Workshop "Deutsche(r) werden!" ein. Über 50 Teilnehmer, meist aus Vereinen, die sich für Migranten starkmachen, aber auch Privatpersonen trafen sich im "u2raum" in der Ufergasse 2, um über Chancen, Hürden und neue Ideen zu diskutieren.

Die Einbürgerungskampagne fuße auf der Idee, "mehr aktive Bürger und mehr gesellschaftliche Teilhabe" zu ermöglichen, erklärte Veronika Kabis, Leiterin des ZIB. Den Erfolg der neuen Kampagne wolle man zwar nicht nur an Zahlen messen, aber die Statistik stimme nachdenklich. Die Zahl der Einbürgerungen in Saarbrücken geht zurück: 2009 wurden 440 Menschen eingebürgert, 2010 nur 432, und 2011 verbuchte man mit 391 Einbürgerungen einen weiteren Rückwärtstrend. Rund 13,3 Prozent der Bevölkerung in Saarbrücken hat keinen deutschen Pass. Doch bevor man neue Schritte gehen kann, müsse festgestellt werden, wo der Schuh drückt.

In vier Arbeitsgruppen entfachten sich schnell lebhafte Diskussionen. Hindernisse gebe es viele, berichteten eingebürgerte Migranten: Zu kompliziert und zu teuer seien die Anträge zur Einbürgerung, Rückfragen zum Einbürgerungsantrag beim Innenministerium kaum möglich, Wartezeiten zu lang, zu unpersönlich die Antragsstellung.

Neben den bürokratischen Hürden spiele aber auch oft ein persönlicher Zwiespalt mit. Eine eingebürgerte Griechin erinnerte sich an ihre Bedenken: "Ich hatte das Gefühl, mein Land, dem ich nicht nur meine Kindheit und mein Studium verdanke, zu verraten."

Andere Eingebürgerte beschrieben die Angst vor einem Identitätsverlust: Wer bin ich, wenn ich meine Staatsbürgerschaft aufgebe?

Nur Probleme? Nein, fassten die Teilnehmer zusammen, denn als großer Vorteil wurde das Wahlrecht beschrieben. Ein Land mitzugestalten, wählen zu können, berge viel Kraft für die eigene Identität. Andere beschrieben die Reisefreiheit als großen Zugewinn.

Im zweiten Teil des Workshops wurden neue Ideen gebündelt. Die Teilnehmer waren sich einig: Eine Willkommenskultur müsse her. Insbesondere Jugendliche sollen sich in Deutschland eingeladen fühlen: "Die Jugend ist nicht nur eine Chance, sondern natürlich auch unsere Zukunft", so Kabis.

Der "Jugendmigrationsdienst der Diakonischen Werke an der Saar" will demnächst einen Videoclip realisieren: Ein Musikvideo von Jugendlichen für Jugendliche, das über YouTube, Facebook und als Vorfilm im Kino möglichst viele erreichen soll. Stimmungsvoll und jugendgerecht müsse das Video sein. Auch "JunOSt e.V. Saarbrücken", ein Verein der russischsprechenden Jugendlichen, will bei der Jugend ansetzen. Hier soll ein Workshop, Thema: "Typisch deutsch!", angeboten werden. Spielerisch soll er Klischees und Vorurteile abbauen. Am Ende soll ein Fotokalender entstehen.

Foto: Heike Theobald

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