Ruf nach Südumfahrung wird lauter

Saarbrücken. Wenn die Führungskräfte in der Stadtverwaltung und die Saarbrücker Kommunalpolitiker die Stadtmitte am Fluss attraktiver gestalten wollen, dann müssen sie sich von der Idee, die Stadtautobahn in einem Tunnel verschwinden zu lassen, verabschieden und stattdessen schnell mit der Planung einer Südumfahrung beginnen

Saarbrücken. Wenn die Führungskräfte in der Stadtverwaltung und die Saarbrücker Kommunalpolitiker die Stadtmitte am Fluss attraktiver gestalten wollen, dann müssen sie sich von der Idee, die Stadtautobahn in einem Tunnel verschwinden zu lassen, verabschieden und stattdessen schnell mit der Planung einer Südumfahrung beginnen. Das hat das Saarbrücker Bürgerforum kurz vor Weihnachten gefordert. Ein Tunnel wäre schön, aber er sei weder finanzierbar noch in der Bevölkerung mehrheitsfähig, also dürfe man keine Zeit verlieren und müsse sich der Alternative widmen, argumentierte die Bürgergruppe, die sich seit über drei Jahrzehnten immer wieder in Sachen Stadtentwicklung engagiert.Es folgte Schweigen. Lediglich die CDU-Stadtratsfraktion reagierte, bekundete ihre Sympathie für die Südumfahrung durchs Deutschmühlental, allerdings nicht als Alternative, sondern als Ergänzung zum Tunnel. Von der rot-rot-grünen Stadtratsmehrheit keine Reaktion, von der Stadtverwaltung bisher auch nicht.

Nun hat eine zweite Bürgergruppe, die Initiative Südumfahrung (ISU), Politik und Verwaltung aufgefordert, sie solle die Zeit, für die die Tunnelentscheidung auf Eis gelegt ist (also bis 2015), "endlich für eine ernsthafte Prüfung der Alternative Südumgehung nutzen". Der ISU gehören unter anderem der Diplom-Ingenieur Norbert Mendgen von der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft, der ehemalige Amtsleiter für Bauaufsicht, Planung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit beim Regionalverband, Walter Delarber, und der Journalist und Buchautor Wilfried Voigt an.

Die ISU fordert die Stadt nun auf, das nicht mehr benötigte Messegelände nicht zu verkaufen, weil es für den Anschluss der Südumfahrung an die Autobahn gebraucht werde. Außerdem soll die Stadt "umgehend alle Planungsunterlagen zu dem Großprojekt Stadtmitte am Fluss zugänglich machen". "Nur so wird Transparenz möglich", sagt die ISU. Insbesondere die Verkehrszählungen interessieren die Initiative. Sie bezweifelt, dass die Messungen, wonach nur 20 Prozent des Verkehrs auf der Stadtautobahn Durchgangsverkehr sind, stimmen.

Die Zahlen seien "valide, sie wurden durch Verkehrszählungen und durch das Verkehrsmodell bestätigt", teilte Stadtsprecher Robert Mertes gestern auf SZ-Anfrage mit. Was die Forderungen der ISU angehe, sagte er: "Grundsätzlich nehmen wir gerne Ideen und Anregungen aus der Bevölkerung und von Initiativen auf, um sie zu prüfen und in unsere Planungen einfließen zu lassen." Man habe mit der ISU für nächste Woche einen Gesprächstermin vereinbart. "Wir werden das Gespräch nutzen, um die Initiative über die umfassenden Voruntersuchungen der Stadtverwaltung und des Landesbetriebs für Straßenwesen zu informieren", sagt Mertes.

Und die Forderung von ISU und Bürgerforum, das Messegelände nicht anzutasten, um die Alternative Südumfahrung nicht zu verbauen? Dazu sagt die Stadt: "Über die Zukunft des Messegeländes am Schanzenberg ist noch keine Entscheidung gefallen." "Die Stadt muss die Südumgehung endlich ernsthaft prüfen."

Wilfried Voigt,

Initiative Südumfahrung

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