Hier steht Abfall auf Rädern

Saarbrücken. Das alte Auto ohne Nummernschilder ist offenbar nur noch Abfall und seit Wochen seinem Schicksal überlassen. Und das ausgerechnet ein paar Meter entfernt vom Umweltministerium in der Alt-Saarbrücker Keplerstraße. Auf dem leuchtend roten Zettel an der Windschutzscheibe heißt es: Ist der Wagen nicht bis zum 1

Saarbrücken. Das alte Auto ohne Nummernschilder ist offenbar nur noch Abfall und seit Wochen seinem Schicksal überlassen. Und das ausgerechnet ein paar Meter entfernt vom Umweltministerium in der Alt-Saarbrücker Keplerstraße. Auf dem leuchtend roten Zettel an der Windschutzscheibe heißt es: Ist der Wagen nicht bis zum 1. März weg, dann muss sich der Halter wegen eines Verstoßes gegen das Kreislaufwirtschaftsgesetz auf ein Bußgeld bis zu 50 000 Euro gefasst machen. Außerdem wird die geparkte Altlast nach Ablauf der Frist zum Fall für den städtischen Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetrieb, also verschrottet.Nicht gefruchtet hat diese Drohung in einem besonders krassen Fall. Schauplatz: Burbach, genauer der Parkstreifen in der Völklinger Straße. Dort steht im nun schon zweiten Winter ein zurückgelassener metallicfarbener Renault herum. Seit Monaten ohne Schilder. Seit Monaten, ohne dass sich am Auto etwas getan hat.

Ein Unding, wie Astrid Rippel findet. Sie will den Parkplatz-Blockierer vorm Haus nicht hinnehmen und lässt seit bald einem Jahr bei der Stadt die Telefondrähte glühen. "Wir werden immer wieder nur vertröstet. Ich möchte, dass sich endlich etwas tut."

Genau das sagt ihr die Stadt Saarbrücken jetzt zu. Sie hat mit einer umfangreichen Stellungnahme auf diesen Fall reagiert. Ergebnis: "Das Abschleppen ist mittlerweile in Auftrag gegeben." Außerdem habe die Stadt ohnehin lange warten müssen, um überhaupt einschreiten zu können. Grund: "Das fragliche Fahrzeug war bis 26. September 2012 zugelassen. Also konnten wir bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei rechtliche Maßnahmen einleiten." Das Ordnungsamt habe den Halter trotzdem angeschrieben. Vergebens. Das Amt hat das Auto am 25. Oktober 2012 mit einer roten Plakette versehen.

Es folgte eine weitere Verzögerung, die den Anwohnern in Burbach den zweiten Winter mit dem Wrack bescherte: "Ab dem 25. November hätte der Zentrale Kommunale Entsorgungsbetrieb das Fahrzeug abschleppen können. Doch in den Wintermonaten hat der Winterdienst wegen unserer Verkehrssicherungspflicht Priorität. Die Mitarbeiter waren hier dauerhaft im Einsatz. Dadurch hat sich der Vorgang verzögert", teilt die Stadt mit.

Für Ordnungsamt und ZKE ist der Kampf gegen geparkten Schrott ärgerlicher Alltag. Auf die Frage, wie viele dieser Rostlauben im Saarbrücker Stadtgebiet an den Straßenrändern landen, heißt es: "In den vergangenen Jahren waren es jeweils etwa 400 bis 500 Fahrzeuge." Dabei scheint die Bußgelddrohung auf dem leuchtenden Zettel meist doch noch zu wirken. Denn von den vielen Rostlauben mit dem Warnaufkleber blieben 2012 letztlich nur 60, die der ZKE dann tatsächlich an den Abschlepphaken nehmen lassen musste.

Dass diese Zahl seit Jahren sinkt, habe mit einem Trend zu tun, der rechtschaffene Halter freut - und den die Stadt nur gut finden kann: "Die Wiederverkaufspreise für Einzelteile, welche die Händler aus Schrottautos erzielen können, sind mittlerweile so hoch geworden, dass man in der Regel Geld bekommt, wenn man sein Altauto verschrotten lässt."

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