Riesen-Lücke in Frankreichs Rentenkasse

Paris. Kurz nachdem die konservative Regierung Frankreichs zu Beginn der Woche den Auftakt zu den Verhandlungen mit den Sozialpartnern über die geplante Rentenreform gegeben hat, hat der Rentenorientierungsrat (COR) am Mittwochabend einen Bericht zur Lage der französischen Rentenkassen vorgelegt

Paris. Kurz nachdem die konservative Regierung Frankreichs zu Beginn der Woche den Auftakt zu den Verhandlungen mit den Sozialpartnern über die geplante Rentenreform gegeben hat, hat der Rentenorientierungsrat (COR) am Mittwochabend einen Bericht zur Lage der französischen Rentenkassen vorgelegt. Demnach wird das Rentensystem ab 2050 einen jährlichen Fehlbetrag zwischen 71,6 und 114,4 Milliarden Euro ausweisen, sollte es unverändert bleiben. Bereits 2020 dürften demnach in den Rentenkassen 40,7 bis 48,8 Milliarden Euro fehlen. Schuld daran ist neben der immer älter werdenden Bevölkerung auch die Wirtschaftskrise, die das Defizit der Sozialversicherung stark nach oben getrieben hat. Präsident Nicolas Sarkozy (Foto: afp) hat angesichts der drohenden Lücken eine Anhebung des Rentenalters vorgeschlagen, das derzeit bei 60 Jahren liegt. Sowohl die Gewerkschaften als auch die Mehrheit der Franzosen lehnen dies jedoch ab. Arbeitnehmervertreter fordern, stattdessen die Rentenbeiträge zu erhöhen und Steuerschlupflöcher abzuschaffen. Dieser Vorschlag stößt jedoch auf Arbeitgeberseite auf erbitterten Widerstand. Durch eine ständige Erhöhung der Beiträge würden Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen bestraft, meint die Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Medef, Laurence Parisot. Der Rentenorientierungsrat COR will nun Anfang Mai berechnen, wie sich eine Erhöhung des Rentenalters und andere Maßnahmen auf das Rentensystem auswirken. Allerdings wurde bereits jetzt Kritik an den von ihm vorgestellten Zahlen laut, die nach Ansicht der Arbeitgeber von sehr unrealistischen Szenarien ausgehen. Die Fehlbeträge beruhen nämlich auf der Annahme, dass die Arbeitslosenquote in Frankreich bei 4,5 Prozent, im schlimmsten Fall bei sieben Prozent liegen wird. Derzeit liegt sie jedoch viel höher - bei rund zehn Prozent.

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