Prüfungsordnungen auf dem Prüfstand

Berlin/Saarbrücken. Der Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat den Stein unfreiwillig ins Rollen gebracht. Nach der Plagiatsaffäre um den gefallenen Politstar der CSU reicht es der Bonner Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Sie will den Doktoranden künftig genauer auf die Finger schauen. Die HRK ist das Sprachrohr der deutschen Hochschulen

Berlin/Saarbrücken. Der Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat den Stein unfreiwillig ins Rollen gebracht. Nach der Plagiatsaffäre um den gefallenen Politstar der CSU reicht es der Bonner Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Sie will den Doktoranden künftig genauer auf die Finger schauen. Die HRK ist das Sprachrohr der deutschen Hochschulen. Deren Präsidentin, Professor Margret Wintermantel (Foto: dpa), will, dass alle Doktoranden eidesstattliche Erklärungen abgeben, also rechtskräftig versichern, dass sie nicht bei anderen Wissenschaftlern abgeschrieben haben. Doch damit nicht genug: Promovierende sollten künftig auch regelmäßig über die Fortschritte ihrer Arbeit berichten und die Hochschulen sollten darüber nachdenken, ob sie gerade bei externen Promotionen, wie im Falle Guttenberg, genauer hinschauen könnten, so die HRK-Präsidentin Wintermantel.Aber nicht nur Wintermantel sucht nach Auswegen aus dem Plagiate-Sumpf, wie eine Umfrage an deutschen Universitäten zeigt. Auch die Universität des Saarlandes zieht Konsequenzen, obwohl sie eigentlich im Bereich Plagiate gut aufgestellt scheint. Seit 2001 gab es an der Saar-Uni nur einen Betrugsversuch in einer Dissertation im Fach Empirische Humanwissenschaften. In den Promotionsordnungen vieler Fakultäten sei ein extra Paragraf zu Plagiaten verankert und viele Fakultäten würden bereits heute eidesstattliche Erklärungen verlangen, sagt Manfred Schmitt (Foto: Saar-Uni), Vizepräsident für Studium und Lehre. Doch ein wenig verunsichert scheinen die Uni-Verantwortlichen nach den Skandalen um Guttenberg oder Koch-Mehrin doch zu sein. In einer Sitzung des Studienausschusses der Hochschule haben sie jüngst allen Fakultäten empfohlen, bei Dissertationen genau hinzuschauen und eidesstattliche Erklärungen von ihren Doktoranden zu verlangen.

Acht Plagiatoren in nur fünf Jahren überführte die Berliner Humboldt-Universität (HU). Nach den jüngsten Skandalen will die Hochschule nun härter durchgreifen und bis zum Wintersemester das Promotionsrecht für alle Doktoranden verschärfen, so HU-Sprecher Thomas Richter.

Keine eidesstattliche Erklärung einreichen müssen bis heute die Doktoranden der Uni Bayreuth, die Guttenbergs Arbeit prüfte. Der Uni-Chef Professor Rüdiger Bormann (Foto: dpa) will das jetzt ändern.

Die Unis Greifswald, Chemnitz und Frankfurt sind da weiter: Alle Fakultäten verlangen eidesstattliche Erklärungen oder eine Versicherung, dass der Promovend die Arbeit selbst und nur mit den angegebenen Hilfsmitteln angefertigt hat. "Wir haben bisher schon sehr streng kontrolliert und haben in dem Bereich sehr hohe Standards", sagt ein Sprecher der Goethe-Uni Frankfurt. Nach eigenen Angaben gab es seit 2007 keinen Plagiatsfall mehr.

An der Uni Hamburg geht Kontrolle über Vertrauen. Einige Fakultäten setzen bereits auf eine Software zur Plagiatsprüfung ein, die übrigen wollen jetzt nachziehen. Derzeit gibt es einen Fall mit einem Täuschungsversuch bei einer Jura-Dissertation.

Doch nicht alle Hochschulen sind optimistisch, was die Jagd auf Plagiatoren betrifft. Beispielsweise Professor Volker Reible von der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Sicherlich würden die Hochschulen "Doktorarbeiten künftig noch besser kontrollieren und noch genauer hinschauen", so Raible. Die Hochschulen haben für ihn im Kampf gegen Betrüger aber das Nachsehen. "Gute Plagiatoren sind einfach kaum zu erwischen."

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