Milosevic in Serbien "auferstanden"

Belgrad. Pünktlich zum 10. Jahrestag des Volksaufstandes gegen den damaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic am 5. Oktober ist der Autokrat wieder "auferstanden"

Belgrad. Pünktlich zum 10. Jahrestag des Volksaufstandes gegen den damaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic am 5. Oktober ist der Autokrat wieder "auferstanden". Während der Drahtzieher der Bürgerkriege im ehemaligen Jugoslawien in den 90er Jahren schon 2006 im UN-Kriegsverbrechertribunal an einem Herzinfarkt gestorben war, sind Dutzende seiner ehemals Getreuen wieder ganz oben in Staat und Wirtschaft angekommen. Jetzt wollten auch seine Ehefrau Mirjana Markovic und Sohn Marko nach Verjährung ihrer Strafanklagen frei in ihre Heimat reisen. Doch der Staatsanwalt zog die Notbremse. Die Justiz verschärfte kurzerhand eine Anklage aus dem Jahr 2002 so, dass die Verjährung am 13. Oktober nicht in Kraft treten kann.

Die Gattin war in den eineinhalb Milosevic-Jahrzehnten beim Volk verhasst. Die heute 68 Jahre alte Soziologieprofessorin galt als eigentliches Gehirn der Politik ihres diktatorisch regierenden Mannes. Der nun 36-jährige Sohn genoss das Leben in vollen Zügen: teuerste Autos, wertvoller Schmuck, Luxusreisen - alles bezahlt mit fremden Kreditkarten. Doch das ganz große Geld machten Mutter und Sohn in den 90er Jahren mit Zigarettenschmuggel. Mit Hilfe des Zolls und der Geheimpolizei sollen sie hunderte Millionen Euro in die eigenen Taschen gewirtschaftet haben. Die auf Eis gelegten staatsanwaltlichen Untersuchungen sollen jetzt weitergehen, kündigten die Justizbehörden an. Mutter und Sohn sollen große Summen außer Landes geschafft haben, bevor sie in Russland politisches Asyl erhielten.

Doch nicht nur die Familie von Milosevic bleibt frei von Strafverfolgung wegen ihrer Rolle während der internationalen Isolation Serbiens, wegen Wirtschaftssanktionen, Kriegen, politischen Morden und wegen des Zusammenschlusses von Staat und Mafia. Viele seiner engsten Mitarbeiter sind heute wieder Minister oder leiten die großen Staatsunternehmen. Die Milosevic-Getreuen sind überall dort in Führungspositionen, wo besonders viel Geld im Umlauf ist: in den Sektoren Energie, Infrastruktur oder Verkehr. Für die "Wiederauferstehung" von Milosevic seien die Demokraten als seine einstigen schärfsten Gegner verantwortlich, schreibt die größte Zeitung "Blic": "Als echte Pioniere von Slobo". dpa

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