"Die Bundeswehr nicht überfordern"

Warum tragen Sie die gelbe Schleife?Königshaus: Das ist international das Zeichen der Solidarität mit den Soldaten. Ich trage es für unsere Frauen und Männer, die zum Beispiel in Afghanistan im Auftrag des Parlaments und damit im Auftrag der Gesellschaft ihren Kopf riskieren

Warum tragen Sie die gelbe Schleife?Königshaus: Das ist international das Zeichen der Solidarität mit den Soldaten. Ich trage es für unsere Frauen und Männer, die zum Beispiel in Afghanistan im Auftrag des Parlaments und damit im Auftrag der Gesellschaft ihren Kopf riskieren. Wir sind ihnen nicht nur zu Sympathie und Empathie verpflichtet, sondern auch dazu, ihnen alles zu geben, was sie für ihren Auftrag brauchen.

Haben die Soldaten das?

Königshaus: Die Situation bei Fahrzeugen und Ausrüstung hat sich deutlich verbessert. Dennoch gibt es immer noch zum Teil gravierende Mängel. Fairerweise muss man allerdings auch sagen, dass sich der Einsatz verändert hat. Er begann als Aufbau-Mission, die die Soldaten nur absichern sollten. Über die Jahre ist der Einsatz in ein viel unfreundlicheres Umfeld gekommen.

Sie sind als Wehrbeauftragter schon drei Mal dort gewesen und fahren demnächst erneut hin. Welche Mängel haben sie festgestellt?

Königshaus: Bis vor einem Jahr war die Truppe nicht gut ausgerüstet: Viel zu wenige geschützte Fahrzeuge, kaum Mittel, um sich zu wehren. Der Wendepunkt waren wohl die Angriffe im April vergangenen Jahres im Dorf Isa Khel und an der Dutch Bridge, wo bei schweren Gefechten insgesamt vier unserer Soldaten gefallen sind. Da war auch dem Letzten klar: Die Soldaten brauchen eine bessere, robustere Ausstattung. In diesem Bereich hat sich zum Glück einiges getan: Es gibt jetzt Panzerhaubitzen, Schützenpanzer und deutlich mehr geschützte Fahrzeuge. Das Problem liegt jetzt woanders, nämlich bei der Ausbildung. Was nützt eine gute Ausstattung, wenn die Soldaten daran nicht geübt sind. Ein anderes Problem sind Waffen oder Nachtsichtgeräte: Viele Soldaten haben solche Geräte erstmals im Einsatz in der Hand. Das darf nicht sein.

Wird Ihnen nicht mulmig, wenn über einen weiteren Einsatz, nämlich in Libyen, nachgedacht wird?

Königshaus: Wenn, dann ginge es dort ja um eine humanitäre Mission, die abgesichert werden muss. Dafür wären die gleichen Fähigkeiten gefragt, die schon in Afghanistan am meisten gefordert sind: Infanterie, Kampfmittelbeseitiger und Ähnliches. Diese Einheiten sind jetzt schon höchst belastet. Man muss aufpassen, dass man die Bundeswehr nicht überfordert.

Karl-Theodor zu Guttenberg hat bei seinem Abschied im Blick auf die Bundeswehrreform gesagt, er habe ein bestelltes Haus hinterlassen. Stimmt das?

Königshaus: Minister zu Guttenberg war knapp ein Jahr im Amt. Natürlich konnte er in diesem Jahr keine komplette Bundeswehrreform hinterlassen, das wäre zu viel verlangt. Die Quadratur des Kreises ist ohnehin schwierig.

Ist das die Bundeswehrreform für Sie?

Königshaus: Wenn man die Bundeswehr grundlegend umbauen und gleichzeitig dadurch Geld sparen soll, kommt das der Quadratur des Kreises gleich.

Sie meinen, entweder kann sich Finanzminister Wolfgang Schäuble die 8,3 Milliarden Einsparung abschminken oder Verteidigungsminister Thomas de Maizière die Reform?

Königshaus: Nein, so kann man das nicht sagen. Aber üblicherweise kosten Reformen zunächst einmal Geld, bevor sie mittelfristig Einsparungen bringen. Was geplant ist, braucht eine Anschubfinanzierung. Zum Beispiel muss dringend militärisches Gerät erneuert werden, das ist an vielen Stellen veraltet. Minister De Maizière hat bei seinem Besuch im Gefechtsübungszentrum ein Wiedersehen mit einem Marder-Panzer feiern können, den er vor bald 40 Jahren als Rekrut gefahren hat.

sztipp.de/koenigshaus

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