24 449 Brotdosen für den Bundestag

Berlin · Eigenwerbung schadet nie. Das mag sich wohl auch der Bundestag gedacht haben, als er in zwei Jahren Werbegeschenke für 700 000 Euro gekauft hat. Beim Steuerzahlerbund kommt das nicht gut an.

Der Bundestag macht kräftig Werbung in eigener Sache - fast 700 000 Euro hat die Verwaltung in den vergangenen beiden Jahren nur für Werbegeschenke ausgegeben. Auf der unserer Zeitung vorliegenden internen Liste der "Give Aways" finden sich nicht nur Info-Broschüren oder Kugelschreiber, sondern auch Einkaufswagen-Chips, Eiskratzer und Fahrradsattelbezüge. Zu viel des Guten, meint jetzt der Steuerzahlerbund. Er kritisiert die Geschenke-Flut, die sich Berlin leistet.

Werbung muss sein. Vor allem für die Demokratie. Doch "der Bundestag ist kein Wohlfahrtsverein, der für die Verteilung kostenloser Präsente zuständig ist", sagt Verbandspräsident Reiner Holznagel.

21 Positionen umfasst die offizielle Aufstellung der "Give Aways", die für die Besucher des Parlaments bereit liegen oder auf den Info-Touren des Bundestages im Land verteilt werden. Darunter waren in den letzten zwei Jahren allein 447 580 Leinentaschen. Aber auch 20 685 Mouse-Pads, 21 713 Einkaufswagen-Chips, 41 648 Fahrradsattelbezüge, 24 449 Brotdosen und 27 027 Frisbeescheiben. Alles in allem sind dadurch Kosten von genau 680 000 Euro entstanden. In den kommenden Monaten sei die Nachbestellung von Ansteckern, Bleistiften, Brotdosen und Schlüsselbändern beabsichtigt, heißt es seitens des Bundestages.

Allerdings müssen nicht nur die Geschenke bezahlt werden, sondern auch ihre Lagerung. Das übernimmt ein "externer Lagerdienstleister", so die offizielle Sprachregelung. Dadurch entstehen weitere Kosten von jährlich knapp 6000 Euro. Das bringt den Steuerzahlerbund auf die Palme: "Das Eigen-Marketing des obersten deutschen Parlaments geht eindeutig zu weit", bemängelt Präsident Holznagel. "All das haben die Steuerzahler zu finanzieren." Gleichwohl gilt: Der Bundestag ist das bestbesuchte Parlament weltweit. Jährlich werden rund drei Millionen Gäste vom Besucherdienst betreut. Und viele dürften sich dann auch über ein Andenken freuen.

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