Flaschenpost statt Facebook

Edward Island. Der Kanadier Harold Hackett hat Tausende von Freunden in aller Welt, aber nicht dank Internet und Facebook. Er setzt auf die gute, alte Flaschenpost und kann eine erstaunliche Erfolgsrate vorweisen. In 15 Jahren hat er 5231 Briefe als Flaschenpost übers Meer geschickt und bislang 3188 Antworten erhalten

 Harold Hackett präpariert die Flaschen, bevor er sie verschickt.Foto: Journal Pioneer

Harold Hackett präpariert die Flaschen, bevor er sie verschickt.Foto: Journal Pioneer

Edward Island. Der Kanadier Harold Hackett hat Tausende von Freunden in aller Welt, aber nicht dank Internet und Facebook. Er setzt auf die gute, alte Flaschenpost und kann eine erstaunliche Erfolgsrate vorweisen. In 15 Jahren hat er 5231 Briefe als Flaschenpost übers Meer geschickt und bislang 3188 Antworten erhalten. "Manche Leute senden mir Fotos von ihrem Hund oder Boot und sogar DVDs", sagt der 58-jährige ehemalige Fischer aus der kleinsten kanadischen Provinz Prince Edward Island.Seit der 58-jährige Junggeselle aus dem Dorf Tignish 1996 seine erste Flaschenpost in den Nordatlantik warf, hat er nicht mehr damit aufgehört. Seine Flaschen fanden Leute in Ländern wie Marokko, Südafrika, Russland, Guatemala, Deutschland und auf den Bahamas. In den Flaschen steckt Hacketts Adresse, aber nicht seine Telefonnummer. "Ich will Briefe erhalten, damit ich etwas vorzeigen kann", sagt er. "Manchmal kommen mich die Leute auch besuchen, sogar ein Ehepaar aus Holland."

Er fürchtet nicht, dass die Weltmeere von Flaschenpost übersät werden, denn sein Hobby brauche viel Geduld. An diesem Morgen ist er bereits um 4.30 Uhr aufgestanden, um seine Flaschenpost rechtzeitig wegzuschicken. Jede Flasche wirft er einzeln ins Wasser. "Es hat mich fast fünf Stunden gekostet, bis ich alle 48 Flaschen auf den Weg gebracht hatte", erzählt er. Wichtig ist der Westwind, sonst landen alle wieder an seinem Strand. Auf der ostkanadischen Insel Prince Edward Island nennt man ihn "Harold, den Flaschenmann". Fruchtsaftflaschen sind perfekt für seine Post, er kauft sie für zehn Cent pro Stück von der Sammelstelle. Ein Reflektorenband lässt die Flaschen in der Nacht leuchten. Bislang hat Hackett 680 Rollen schwarzes Isolierband für die Flaschenverschlüsse verbraucht, mehr als tausend Notizblöcke, etwa 500 Filzstifte - und natürlich Briefmarken für über 3100 Antworten an die Finder.

E-Mails zu verschicken wäre zwar billiger, aber Hackett hat keinen Computer. Er schreibt heute seine Botschaften nicht mehr von Hand wie zu Beginn, sondern kopiert sie auf fluoreszierendes Papier. "Ich arbeite nicht mehr, also habe ich viel Zeit", sagt er. "Ich schreibe allen Findern zurück und schicke ein Bild von mir." Im Winter läuft Hackett aufs Eis hinaus und legt die Flaschenpost auf eine Scholle. Wenn das Eis aufbricht, treiben die Flaschen mit den Gezeiten. "Die können dann bis zu 13 Jahre unterwegs sein", sagt er. Einmal habe es einen Leserbrief in der örtlichen Zeitung gegeben, der ihn der Umweltverschmutzung bezichtigte. Das lässt Hackett aber nicht auf sich sitzen, denn die Flaschen würden ja von Leuten aufgelesen und blieben nicht liegen.

 Harold Hackett präpariert die Flaschen, bevor er sie verschickt.Foto: Journal Pioneer

Harold Hackett präpariert die Flaschen, bevor er sie verschickt.Foto: Journal Pioneer

Seine Flaschenpost ist nicht immer eine Schneckenpost. Vor zwei Jahren schickte er eine Flasche um sieben Uhr morgens los. Um fünf Uhr abends rief ihn der Finder von den Madeleine-Inseln in der Provinz Quebec an, die 150 Kilometer entfernt sind. Der Anrufer hatte Hacketts Telefonnummer herausgefunden. Hacketts allererste Flaschenpost von 1996 ist allerdings noch nicht aufgetaucht. Er hat aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben: "Mein Gefühl sagt mir, dass sie in diesem Jahr gefunden wird!"

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