Berater hilft Migranten bei Existenzgründung

Saarbrücken · 25 Prozent aller Existenzgründer im Saarland sind Migranten. Viele davon scheuen den Weg zu deutschen Institutionen, die sie beraten können, sagt Gründungslotse Faruk Sahin. Das Gründungsbüro des Netzwerks Integration durch Qualifizierung (IQ) in Saarbrücken soll ihnen Mut machen.

Zweimal war er schon selbstständig - einmal mit Erfolg, einmal ist er gescheitert - die besten Voraussetzungen, anderen Migranten bei der Existenzgründung zu helfen. Deshalb ist Faruk Sahin Gründungslotse für Migranten und damit Teil des IQ-Netzwerks Saarland (siehe Info).

Sahin kam 1974 als Kind einer türkischen Gastarbeiterfamilie nach Deutschland. Er studierte Wirtschaftsinformatik und machte sich 1999 zum ersten Mal selbstständig.

Gemeinsam mit einem deutschen Caterer gründete er in Trier eine Cateringfirma mit Restaurant. Das lief fünf Jahre sehr erfolgreich. Dann zog Sahin ins Saarland, um näher bei seinen Eltern zu sein. Hier gründete er 2000 ein Unternehmen zur Veredelung von Naturdärmen für die Wurst industrie. Nach einem guten Start musste er seine Firma 2006 aufgeben. "Der Markt hat sich nicht so entwickelt, wie ich gehofft hatte", erzählt er. Aber ergab nicht auf.

Seine Laufbahn überzeugte seinen neuen Arbeitgeber. Seit 2011 ist er IQ-Gründungsberater für Migranten im IQ-Landesnetzwerk, untergebracht bei der Forschungs- und Transferstelle GIM (Gesellschaftliche Integration und Migration) an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Seit März 2012 heißt die Stelle IQ-Gründungslotse für Migranten und ist Teil des Beraternetzwerks "Saarland Offensive für Gründer (SOG)", das vom Wirtschaftsministerium koordiniert wird.

Gemeinsam mit seiner Kollegin Stefanie Valcic-Manstein ist er erster Ansprechpartner für gründende Migranten. "Wir nehmen ihnen die Angst und machen ihnen Mut", beschreibt Sahin den Kern seiner Arbeit. Denn viele Migranten scheuen sich vor deutschen Institutionen, oft aufgrund sprachlicher Unsicherheiten oder bürokratischer Hürden. "Hier bei uns achten wir deshalb darauf, dass es eine sehr persönliche Beratungsatmosphäre ist". Es gibt Kaffee, Tee und Gebäck, Sahin erzählt viel von sich, damit sich die Gründer gut aufgehoben fühlen. Dann erklärt er wichtige Voraussetzungen für eine Selbstständigkeit in Deutschland. Etwa den Businessplan. "Viele Migranten wissen nicht, wie wichtig ein guter Businessplan ist. Danach entscheiden Geldgeber, ob eine Geschäftsidee zu Ende gedacht ist."

Nach den ersten Vorgesprächen vermittelt er die Gründer an den passenden Berater des SOG-Netzwerks. Manchmal begleitet er sie sogar zu den Beratungsterminen. Auch danach hält er Kontakt zu seinen Kunden. "Ich will schon sehen, was aus den Ideen wird." Und die Palette ist vielfältig: Fleischverarbeitung, Bäckereien, freischaffende Künstler, Handwerksberufe, Beraterfirmen.

Bei so viel Kreativität ist es kein Wunder, dass es den ehemaligen Firmenchef manchmal in den Fingern juckt: "Vielleicht mache ich mich irgendwann wieder selbstständig."

Kontakt: IQ-Gründungsbüro, Ludwigstraße 60 in Saarbrücken, Tel. (06 81) 68 87 91 77, E-Mail: sahin@gim-htw.de

saarland.netzwerk-iq.de

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HintergrundDas Netzwerk Integration durch Qualifizierung (IQ) ist ein bundesweites Netzwerk mit einzelnen Landesnetzwerken. Es wird gefördert vom Bundesarbeitsministerium, Bundesbildungsministerium und der Bundesagentur für Arbeit. Das Netzwerk hat die Aufgabe, Migranten in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Schwerpunkte sind unter anderem die Anerkennung von Abschlüssen und Existenzgründung. Das IQ-Landesnetzwerk arbeitet in elf Projekten eng mit verschiedenen Partnern zusammen, unter anderem mit dem Diakonischen Werk, der Caritas, der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Handwerkskammer (HWK) und Migrantenorganisationen. dög

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