. Das Glück ist noch etwas müde an diesem Samstagmorgen, weshalb die Tennisbälle oft an ihren Empfängern vorbei fliegen. Werfer und Fänger heißen heute mal nicht Filippo, Ilknur, Siyabend oder Yuri aus der 6a, sondern sind Luke Skywalker, Ronaldo, SpongeBob oder Lana Del Rey. Die spielerische Konzentrationsübung ist Teil des Glücksunterrichts von Klassenlehrer Sebastian Ecker. Beide, Glücksunterricht und Glückslehrer, sind längst ein Aushängeschild für die Gemeinschaftsschule Neunkirchen-Stadtmitte, die Glücksschule heißen sollte.

"Das neue Fach verändert die Schule", ist sich Rektor Dieter Schön sicher. Wobei Glück für vieles steht: Zufriedenheit, Lebenskompetenz, Selbstvertrauen. Fakt ist: "Im Vergleich mit anderen Klassen ist der Zusammenhalt in der Projektklasse 6a viel stärker", resümiert Konrektor Reiner Kiefer. "Streitigkeiten sind stark zurückgegangen, Lernleistungen deutlich gestiegen."

Normalerweise rangiert ein Schulbesuch auf der Beliebtheitsskala Heranwachsender gleich hinter einem Zahnarztbesuch. Hier an der ERS Stadtmitte soll das bald Geschichte sein - und ist es zum Teil schon. Wo sonst schreiben die größten Rabauken ihrem Rektor glühende Dankesbriefe. Bedankt wird sich zum Teil mit origineller Rechtschreibung für die Chance, die ihnen hier gegeben wird und unterschwellig für die Achtung, die man sich an dieser Schule entgegen bringt. Keine Kleinigkeit, bei einem Anteil von über 50 Prozent Schülern mit Migrationshintergrund. 25 Lehrer plus zwei Förderlehrer sind für die im Schnitt 320 Kinder da. 170 nutzen die Nachmittagsbetreuung der ASB.

Neben dem Glück, das die Lehrer nach entsprechenden Fortbildungen im Unterricht mittels Spielen und Übungen einfließen lassen, gehören weitere Module dazu: "Wir legen Wert auf eine gewisse Strenge. Daraus machen wir keinen Hehl", meint Schön im Gespräch mit Eltern, die er mit "Ich bin der Rektor, Guten Morgen" am liebsten alle persönlich in Empfang nimmt.

Die Fünftklässler erwartet im September ein männlicher Klassenlehrer. Was Schön nach der weiblich-dominierten Grundschulzeit für höchst sinnvoll erachtet. Ein langes Kennenlern-Wochenende erleichtert den Start. In Klasse Sechs gibt es Schwimmunterricht, im Badeanzug oder Burkini, in Klasse Acht Skifahren. Islam, Christentum und Judentum versucht man hier auf Augenhöhe zu begegnen, wofür es von der Herbert Quandt Stiftung die Auszeichnung "Schule im Trialog der Kulturen" gab. Auch die Zertifizierung für "hervorragende qualitätszentrierte Schulentwicklung" wurde erfolgreich abgeschlossen. Wichtig ist auch die Prävention, gerade läuft klassenübergreifend "Cyber-Mobbing"-Aufklärung vom Dauer-Partner Pro Kids. Drogenwoche, Zoo-Projekt, Besuch der 5er-Klassen im Polizeipräsidium - die Liste ist lang.

Was für Dieter Schön das Wichtigste ist? "Dass wir mit Glück Erfolg haben."