Neuer Platz für Kimotos Mahnmal

Neunkirchen · Eine Bronzeskulptur im Neunkircher Hüttenpark, die Kriegsdeportierten gewidmet war, war im Oktober skrupellosen Metalldieben zum Opfer gefallen. Auf einhelligen Wunsch von Verwaltung und Stadtrat erneuert der Künstler Seiji Kimoto seine Installation.

 In mehr als dreimonatiger Arbeit ist in Seiji Kimotos Atelier das Corpus fürs Mahnmal nach der alten Vorlage neu entstanden. Foto: Stadt/Sören Meng

In mehr als dreimonatiger Arbeit ist in Seiji Kimotos Atelier das Corpus fürs Mahnmal nach der alten Vorlage neu entstanden. Foto: Stadt/Sören Meng

Foto: Stadt/Sören Meng

Die Leiden der im Eisenwerk schuftenden Zwangsarbeiter des Zweiten Weltkriegs sind der Stadt Neunkirchen weiterhin eine öffentliche Erinnerung wert. Das "Denkzeichen" von Seiji Kimoto, ein Skulpturen-Arrangement, das den unter dem Nazi-Terror Verschleppten gewidmet war, wird wiedererstehen. Allerdings nicht am früheren abgelegenen und mit der Zeit zugewucherten Standort im Hüttenpark, sondern an einer belebteren Stelle: auf einer kleinen Freifläche gegenüber dem Wasserturm, oberhalb der Stummschen Reithalle. Dies werde dem Stadtrat vorgeschlagen, so Oberbürgermeister Jürgen Fried.

Der Rat hatte einhellig den Wunsch geäußert, dass das Mahnmal wieder errichtet wird, nachdem es, wie in der SZ berichtet, im vergangenen Oktober geschändet worden. Offenbar nicht von ewig Gestrigen aus ideologischen Gründen, sondern von kriminellen Metalldieben aus schnöder Gewinnsucht. Trotz ausgesetzter Belohnung gab es keine Hinweise auf die Täter. Sie hatten das zentrale Element des Denkmals, eine Bronzeskulptur, die einen ausgemergelten, an eine meterhohe Metallsäule geketteten Menschen zeigt, fachgerecht abgeflext. Auch ihr Schöpfer Seiji Kimoto hatte kommentiert: "Das kann nur ein Metaller gewesen sein."

Der renommierte Neunkircher Künstler war sofort dazu bereit, eine Replik des Mahnmals anzufertigen, das ihm und seiner Familie viel bedeutet. Immerhin kam der Anstoß von Tochter Hisako, die sich als Waldorfschülerin mit dem Kriegsschicksal der Neunkircher Fremdarbeiter beschäftigt hatte. Was dazu führte, dass 1997 die "Erstauflage" der Skulptur aufgestellt und eingeweiht wurde. Nun hat Kimoto - "mühsam nach alten Entwürfen", wie seine Frau Ursula sagt - binnen dreieinhalb Monaten die Skulptur wiedererschaffen. Die übrigen Elemente der alten Installation können am neuen Ort integriert werden.

An der vorgesehenen Stelle passe das Kimoto-Kunstwerk gut ins Stadtbild, stellt OB Fried fest. "Es wird sicherlich mehr wahrgenommen als zuvor." Und sei an der meist belebten Örtlichkeit auch eher einer sozialen Kontrolle im Hinblick auf Vandalen ausgesetzt.

Das von Seiji Kimoto "in Kopie" geschaffene Corpus wartet nun in einer Neunkircher Kunstschlosserei darauf, in Bronze gegossen zu werden. Zuvor muss man im Rathaus die Finanzierung sicherstellen - rund 26 000 Euro wird das Ganze kosten. Im städtischen Haushalt ist keine entsprechende Summe eingestellt. 1997 hatte Saartoto die Kosten für das Projekt übernommen, nun denkt man an Beiträge von Stiftungen oder auch Sponsoren und privaten Spendern. "Ich bin optimistisch, dass die Finanzierung zustande kommt", sagt der Verwaltungschef. Die Installation des Mahnmals werde dann wohl im Herbst möglich sein, nehmen der OB und der zuständige Dezernent Sören Meng an.

Da der neue Platz auch Aufenthaltsort vieler Jugendlicher ist, hat Ursula Kimoto einen bedenkenswerten Vorschlag: Sie als frühere Berufsschullehrerin würde gerne auf jugendliche Cliquen, auch auf solche mit Migrationshintergrund, zugehen und ihnen die Bedeutung des Mahnmals erklären. Das werde durchaus angenommen, meint sie aufgrund ihrer Erfahrungen. "Hier kann man über Kunst Dinge ins Bewusstsein rufen", so ihr Credo zur öffentlichen Präsenz der Installation.

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HintergrundGeschätzte 3000 Zwangsarbeiter - zwangsdeportierte Zivilisten und Kriegsgefangene - waren im Zweiten Weltkrieg, vorwiegend ab 1942, in Neunkirchen eingesetzt. Sie kamen meist aus Russland und der Ukraine, aber auch aus Belgien, Frankreich, Italien, Holland, Polen, Serbien, Spanien und Tschechien. Sie waren nach Recherchen des Stadtarchivs auf 22 Lager im Stadtgebiet verteilt und mussten auf dem Eisenwerk, in den Gruben, bei Firmen, Gemeinden oder in der Landwirtschaft schuften - fast immer streng bewacht und unter unwürdigen Bedingungen. Etwa 400 von ihnen kamen bis Kriegsende ums Leben. red

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