Stattliche Herde von „Rasenmähern“

Humes · Vor allem für Kinder sind die Schafe der Familie Brill in Humes eine Attraktion. Jetzt an Ostern tummeln sich viele neu geborene Lämmer im Winterquartier, bevor es raus auf die Weide geht.

 Ronja und Ida Brill mit frisch geborenen Lämmern aus der Zucht ihres Opas Manfred Brill. Fotos: Andreas Engel

Ronja und Ida Brill mit frisch geborenen Lämmern aus der Zucht ihres Opas Manfred Brill. Fotos: Andreas Engel

. Das hatte sich Manfred Brill vor fast 25 Jahren so schön vorgestellt: Anstatt selbst die große Wiese der Schwiegereltern zu mähen, holte er sich zwei "Angestellte". Sozusagen vollautomatische Rasenmäher, die mähen, düngen, vertikutieren und im Herbst auch noch gut für die Pfanne sind.

Manfred Brill lacht herzlich, wenn er diese Geschichte erzählt. Denn was 1980 "aus Faulheit" mit zwei Schafen begann, hat sich längst zu einem schweißtreibenden und sehr arbeitsaufwendigen Hobby entwickelt. 75 Mutterschafe plus 60 Lämmer der Rasse Suffolk, dazu noch einige Jakobschafe (auch Vier- oder Mehrhornschafe genannt), ein Dutzend englische Langhornrinder und auch noch Hühner - da wissen Manfred und Rita Brill, was sie am Ende des Tages geschafft haben. "Ich brauche nicht ins Fitness-Studio", meint der Schafzüchter im Nebenerwerb, der im "richtigen Leben" Polizeibeamter ist. Wie zum Beweis packt Brill ein stattliches Mutterschaf fachmännisch im Nacken und setzt es auf, damit er mit der elektrischen Handschermaschine den Winterpelz abschneiden kann. Drei bis vier Kilogramm Wolle "erntet" Brill auf diese Weise, für eine "Rasur" braucht er etwa sechs bis sieben Minuten. Das sei vergleichsweise langsam, ein professioneller Schafscherer brauche nur die Hälfte der Zeit.

Aber die Schafzucht betreiben die Brills und ihre Söhne sowieso aus Passion. Die bunte Wolle der Jakob-Schafe werde sogar verschenkt etwa an Spinnkreise, weil es sich nicht lohnt, diese auf eigene Kosten verarbeiten zu lassen. Etwas besser sieht es bei der Wolle der Suffolk-Schafe aus. Für das Kilo zahlt eine Forbacher Firma, die die verarbeitete Wolle in die ganze Welt exportiert, 60 bis 70 Cent. Auch nicht die Welt, aber die Schafe müssen aus Naturschutzgründen regelmäßig geschoren werden, berichtet Brill, der sich auch als Vorsitzender des saarländischen Schaf- und Ziegenzuchtverbandes engagiert.

Die Wiese der Schwiegereltern reicht natürlich längst nicht mehr aus, um die vielen Schafe satt zu kriegen. Zur Zeit sind die Tiere noch in ihrem Winterquartier auf einem Grundstück hinter dem Wohnhaus. Gefüttert werden sie hier mit Heu aus eigener Ernte und Melasse-Schnitzeln. Wenn diese verbraucht sind, werden die Schafe auf die Weide gelassen. Zu Beginn nur für ein, zwei Stunden, damit sich die Tiere an das Wiesenfutter, das sehr viel Eiweiß enthält, gewöhnen können. Dann werden die Schafe auf verschiedene Weiden verteilt, die weiteste ist siebeneinhalb Kilometer entfernt. Zu beachten ist dabei, dass die Mütter und ihre Lämmer zwei Tage lang nicht in Sicht- und Hörweite gehalten werden, denn "dann kann es laut werden", weiß Brill.

Gerade ruft eine Mutter mit lautem Mähen ihr Lamm, das vor 30 Stunden auf die Welt gekommen ist und nun für ein paar Minuten dem SZ-Fotografen als ultimatives Ostermotiv dient. Ostern und Lamm - das gehört für viele Familien auch heute noch zusammen. Lammbraten aus dem Hause Brill wird es diese Ostern allerdings nicht geben. "Unsere Lämmer sind dieses Jahr ein bisschen spät auf die Welt gekommen", erzählt Manfred Brill. Schuld daran ist der Bock, der Anlaufschwierigkeiten hatte. Damit das nicht noch einmal passiert, wurde ein neues Prachtexemplar gekauft, das 13 Monate alt ist und aus Niedersachsen stammt. "In die Zucht muss man schon was reinbuttern", wissen die Brills. "Aber: neuer Bock - neues Glück", lacht Manfred Brill. Übrigens wird auch im heimischen Ofen an Ostern kein Lammbraten schmoren. "Wir essen Ente oder grillen bei schönem Wetter", berichtet Rita Brill. Und verrät am Ende unseres Besuches, dass sie früher den Schafen noch Namen gegeben haben wie Franziska oder ähnliches. "Aber wer isst schon gerne seine Franziska!"

 Manfred Brill aus Humes beim Scheren eines seiner Suffolk-Schafe. Die Tiere sind die Prozedur gewohnt und halten gewöhnlich still.

Manfred Brill aus Humes beim Scheren eines seiner Suffolk-Schafe. Die Tiere sind die Prozedur gewohnt und halten gewöhnlich still.

Zum Thema:

Auf einen BlickIm Saarland gibt es zirka 600 Schaf- und 200 Ziegenhalter. Etwa zwei Drittel der Schafhalter sind Hobbyschafhalter. Als Existenzbasis benötigt man zirca 300 Mutterschafe. Je nach den betrieblichen Voraussetzungen und der Vermarktungsschiene kann man ab zirka 30 Schafen von einem Nebenerwerb sprechen. Ansprechpartner ist Geschäftsführer Anton Schmitt, E-Mail: anton.schmitt@lwk-saarland.de Quelle: Landwirtschaftskammer Saarland

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