Gefühle zulassen und beherrschen

Neunkirchen. Mit der eigenen Wut umgehen zu können, ist gar nicht so einfach. Wenn man nicht lernt, wie man sie in den Griff bekommt, lässt man sie gerne an anderen aus und schlägt im schlimmsten Falle sogar zu. Deshalb ist es wichtig, dem Nachwuchs bereits in den Kinderschuhen näher zu bringen, was Gewalt ist, wohin sie führt und vor allem wie man Konflikte ohne Gewalt lösen kann

 Anti-Gewalt-Training an der Neunkircher Bachschule. Die Trainingsstunden werden von Torsten Rheinschmitt geleitet, Assistent ist Thorsten Ellmer. Foto: Willi Hiegel

Anti-Gewalt-Training an der Neunkircher Bachschule. Die Trainingsstunden werden von Torsten Rheinschmitt geleitet, Assistent ist Thorsten Ellmer. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen. Mit der eigenen Wut umgehen zu können, ist gar nicht so einfach. Wenn man nicht lernt, wie man sie in den Griff bekommt, lässt man sie gerne an anderen aus und schlägt im schlimmsten Falle sogar zu. Deshalb ist es wichtig, dem Nachwuchs bereits in den Kinderschuhen näher zu bringen, was Gewalt ist, wohin sie führt und vor allem wie man Konflikte ohne Gewalt lösen kann. An der Bachschule in Neunkirchen nehmen derzeit zwölf Schüler zwischen acht und elf Jahren an dem Anti-Aggressionstraining der Organisation "Yourschoolcontrol" teil. Torsten Rheinschmitt, Hauptschullehrer und Anti-Gewalt-Trainer aus Köln, arbeitet vier Tage zu jeweils fünf Stunden mit den Kindern. Er will ihnen beibringen, wie sie ihre Gefühle in den Griff bekommen können. "Die Kinder, mit denen ich arbeite, kommen meist aus zerrütteten Familien. Sie sollen lernen, jemandem zu vertrauen, sich fallen lassen zu können und zu wissen, dass sie jemand auffängt. Sie müssen lernen Berührungen zuzulassen und Beleidigungen zu ertragen, ohne gleich kämpfen zu wollen. Konflikte müssen ohne Gewalt gelöst werden", so der Hauptschullehrer. Es ist ein Kommunikations- und Kooperationstraining, das den Kindern Regeln beibringen soll. Doch damit diese Strukturen gefestigt werden können, muss die Nachhaltigkeit gefördert werden. Und das kostet Geld. "Wir sind auf Sponsoren angewiesen. Dieses Training hat uns die Sparkasse ermöglicht. Wir würden dieses Programm gerne weiterführen, damit bei den Schülern auch etwas hängen bleibt. Wir bräuchten kontinuierliche Unterstützung", so Ulrike Kremp, Lehrerin an der Bachschule. "Die Wut soll nicht unterdrückt werden, sie soll rausgelassen werden. Jedoch müssen die Kinder das Raufen lernen, und zwar nach Regeln", erklärt Torsten Rheinschmitt. Wichtig sei es vor allem, dass die Kinder auch Mitgefühl entwickelten. Deshalb werden sie in einer Übung selbst zum Opfer. Das Gefühl, wehrlos am Boden zu liegen und ausgeliefert zu sein, veranlasse viele, beim nächsten Mal weniger fest zuzutreten oder im besten Falle überhaupt nicht mehr. Nach der Übung wird dann in der Runde darüber gesprochen, wie das Gefühl ist, sich nicht wehren zu können. Die Schüler waren sich einig: "Das ist kein gutes Gefühl." Auch wird darüber gesprochen, was mit dem Körper passiert, wenn man wütend ist. "Die Muskeln spannen sich an. Die Ohren werden warm und rot", antwortet ein Schüler. "Und es gibt Möglichkeiten, diese Wut herauszulassen, ohne dass es jemandem wehtut. Zum Beispiel könnt ihr hier gegen den Boxsack schlagen", erklärt Torsten Rheinschmitt. Und dabei hatten die Dritt- und Viertklässler auch sichtlich Spaß. Rheinschmitt: "Die geistigen Gewaltstrukturen müssen aufgebrochen werden. Damit die Kinder lernen, mit den Aggressionen umzugehen, muss kontinuierlich daran gearbeitet werden. Feste Regeln sind ein Muss." "Die Muskeln spannen sich an. Die Ohren werden warm und rot."Das passiert im Körper, wenn man wütend ist.

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