"La Gomera ist mein Garten"

San Sebastian. Bereits mit achtzehneinhalb Jahren verließ Marina Luise Seiwert ihr Zuhause in Losheim und zog in die weite Welt. Die junge Frau wollte nach dem Beenden ihrer Ausbildung zur Motorradmechanikerin "vor dem deutschen Wetter fliehen", wie sie sagt. Doch vor allem wollte sie eines: dort leben, wo es ihr gefällt

 Marina Luise Seiwert beim Klettern auf der Kanareninsel La Gomera. Foto: Marina Seiwert

Marina Luise Seiwert beim Klettern auf der Kanareninsel La Gomera. Foto: Marina Seiwert

San Sebastian. Bereits mit achtzehneinhalb Jahren verließ Marina Luise Seiwert ihr Zuhause in Losheim und zog in die weite Welt. Die junge Frau wollte nach dem Beenden ihrer Ausbildung zur Motorradmechanikerin "vor dem deutschen Wetter fliehen", wie sie sagt. Doch vor allem wollte sie eines: dort leben, wo es ihr gefällt.1982 ging es erstmal nach Südfrankreich, drei Jahre später nach Tunesien, dann für elf Jahre nach Griechenland und 1998 schließlich nach San Sebastian, in die Hauptstadt La Gomeras, wo die 49-Jährige auch heute noch lebt - und angekommen zu sein scheint. Als Wanderführerin für "Activida Tours" ist sie jeden Monat zehn Tage am Stück mit ihrer Hündin Calima unterwegs, zeigt auf ihren Trekkingtouren wissbegierigen Wanderern die Naturwunder "ihrer Insel", der zweitkleinsten der sieben Inseln des kanarischen Archipels. Den Rest des Monats kann sie ausspannen, hat Zeit für sich, ihren Partner - ein echter "Gomero" - und ihre zahlreichen Tiere, darunter ihre Mischlingshündin, Meerschweinchen, Wellensittiche und elf Kleinpapageien.

Im Sommer herrschen auf La Gomera Temperaturen zwischen 25 und 29 Grad, im sommerlichen Winter liegen sie zwischen angenehmen 20 und 25 Grad. Für Marina Luise Seiwert ist es also warm genug, um sich das ganze Jahr über wohl zu fühlen.

Meer, Berge, Wald - all das bietet ihr die neue Heimat: "La Gomera ist die schroffste aller Kanareninseln, die aber gleichzeitig die größte Abwechslung auf kleinstem Raum bietet", schwärmt die naturverbundene Wanderführerin. Der Nationalpark Garajonay, durch den ihre Führungen gehen, sei in seiner Pflanzenvielfalt einzigartig: "Auf vielen Wanderwegen gibt es selbst für mich, die schon seit 13 Jahren hier lebt, ständig wieder etwas Neues zu entdecken." Momente wie das Entdecken eines neuen Weges durch den Dschungel, Campen am Meer und die Begegnungen beim Tauchen mit Schildkröten und Rochen, bestätigen Marina Luise Seiwert immer wieder, dass es der richtige Schritt war, Deutschland zu verlassen. "Manchmal habe ich das Gefühl als wäre ganz La Gomera mein Garten, als könnte ich die Insel umarmen und sie mich", sagt die 49-Jährige.

Von den Aussteigern, für die La Gomera bekannt ist, will sich Seiwert ganz klar abgrenzen: "Ich sehe mich nicht anders als einer, der von New York nach Kalifornien zieht, weil ihm das Klima besser gefällt. Ich arbeite hier, zahle meine Sozialversicherungen, Rente und Steuern, und wohne ganze bieder in den eigenen vier Wänden."

Von zuhause wegzugehen, sei ihr damals nicht schwer gefallen: "Mit 18, da fällt alles leicht. Außerdem stand die Tür zuhause für mich jederzeit offen. Meine Eltern Irmtraud und Josef haben immer gesagt, dass ich nach Hause kommen kann, wenn ich auf die Schnauze falle. Das hat mir Rückhalt gegeben und ich konnte viel risikobereiter sein, viel weiter gehen", erzählt Seiwert. Gerne kommt sie nach Hause nach Losheim zurück, zu Mama. All das, was ihr in der Ferne fehlt - besonders Mamas Eisbein mit Sauerkraut, Lyoner, echte Holzfeuer-Schwenker, Schaumküsse und "alles Hausgemachte" - gibt es dann zuhauf.

Und manchmal kommt auch ein Stück Saarland zu der Exilantin nach La Gomera: "Jedes Jahr besucht mich meine Freundin Petra aus Losheim und oft bringt sie auch Verwandte oder Freunde mit zum Wandern."

Einmal kam ein Wiedersehen mit Bekannten aus der Heimat ganz unerwartet: "Es waren schon mal Wanderer aus Nalbach und Dillingen da. Bei diesen Gästen stellte sich dann heraus, dass es ehemalige Surffreunde vom Losheimer Stausee waren, mit denen ich 30 Jahre keinen Kontakt mehr hatte und die nicht wussten, dass ich auf La Gomera wohne", erzählt Seiwert und lacht. "Das war vielleicht eine Wiedersehensfreude, die nun bei jedem Heimatbesuch aufgefrischt wird." < Wird fortgesetzt.

Auf einen Blick

"Exilanten" gesucht: Die Serie über die "Merzig-Waderner im Exil" lebt von der saarländischen Methode "Ich kenne einen, der einen kennt". Die SZ bittet ihre Leser um Mithilfe: Haben Sie Freunde, Bekannte oder Familienangehörige, die aus dem Landkreis Merzig-Wadern in die Welt (Ausland oder Deutschland) gezogen sind? Dann melden Sie sich in der Lokalredaktion der SZ in Merzig und geben Sie uns einen Tipp! kes

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