In Wadrill steigt die Fastnacht schon jetztVom Familienabend zur Kappensitzung: Ursprünge der "Fratzenmacher" in GehweilerUmzug wird wieder einzigartiges Erlebnis für die Zuschauer

"Dö Wadreijller Fratzenmacher sejn net ganz juscht, machen ön Kappensitzung mötten öm Auguscht, sö hann sich awwer net öm Kalenner verdohn, on do mött ös et noch lang net gedohn, geckisch, närrisch on emmer goud droff, gefft öm Hochwald de Narrhallamarsch dreij Do lang geblos, Konfetti un Gutzjer öm Summer, welch große Wonne, beijm Faasendzuch lacht sicherlich och die Sonne !"

"Dö Wadreijller Fratzenmacher sejn net ganz juscht, machen ön Kappensitzung mötten öm Auguscht, sö hann sich awwer net öm Kalenner verdohn, on do mött ös et noch lang net gedohn, geckisch, närrisch on emmer goud droff, gefft öm Hochwald de Narrhallamarsch dreij Do lang geblos, Konfetti un Gutzjer öm Summer, welch große Wonne, beijm Faasendzuch lacht sicherlich och die Sonne !" Wadrill. "Für uns Fratzenmacher ist das nichts Ungewöhnliches, schon vor elf, 22 und 33 Jahren haben wir unsere Jubiläen mit großem Treiben im Sommer mit Festzelt (1987 richtiges Zirkuszelt) auf dem Dorfplatz gefeiert", sagt Ruth Brücker, die Vorsitzende. "Und in diesem Jahr soll es genau so hoch hergehen, wie bei den Jubiläen zuvor", verspricht sie. Die Wadriller Sommerjubiläen waren in der saarländischen Fastnacht einzigartig, ein Verdienst des Gründungsvorsitzenden Alois Barth.Fastnachtsrock im Sommer Ein tolles närrisches Unterhaltungsprogramm haben die Fratzenmacher wieder auf die Beine gestellt. Los geht es am Freitag, 15. August, um 11.11 Uhr mit einer Eröffnungsmatinee mit Festkommers und musikalischer Unterhaltung mit dem Duo Xanadu. Abends steigt ein Live-Konzert unter dem Motto "Fastnachtsrock im Sommer" mit der Rock'n'Raggae-Band Jomtones. Nackenschmerzen, Heiserkeit und Heiterkeit! Dies sind die unumgänglichen Folgen eines Konzertbesuches der Band Jomtones. Hier agieren routinierte Musiker, die sich nach reichlicher Erfahrungssammlung in diversen Bands jetzt zusammengefunden haben, um das gemeinsame Ziel "Spaß in Perfektion" zu verwirklichen. Am Samstag, 16. August, gibt es um 14.11 Uhr eine große bunte Kinderparty mit Clown "Lolek". Um 20.11 Uhr laden Prinz Jörg I. und Prinzessin Silke I. zusammen mit dem Kinderprinzenpaar Till I. und Elena I. zur Jubiläums-Gala-Kappensitzung ein. Anschließend ist Party-Stimmung mit den Tuwacken. Die Tuwacken sind eine junge, fünfköpfige Band, die sich 2006 formierte und einer wieder tanzbaren Musik verschrieben haben. Sie bieten eine Mischung aus Schlagern, Evergreens, Rock'n'Roll, Pop, Party-, Karnevals- und Volksmusik bis Kölsche Hits. Guido, Scotty, Barry, Michael und Volker versprechen Musik von Interpreten, die ihre Zuhörer schon lange nicht mehr gehört haben. Doch damit noch nicht genug gefeiert. Am Sonntag, 17. August, schlängelt sich ab 14.11 Uhr ein großer Jubiläums-Rosenmontagsumzug durch die Straßen von Wadrill. Die schönsten Gruppen und Wagen werden prämiert. Anschließend unterhalten die bekannte Band Crazy Hurricans im Festzelt und entführt auf eine Reise durch die Musikgeschichte. redWadrill ist im Hochwald für tolle Motivwagen bekannt. Wie gehen die Wadriller Narren beim Bau dieser Wagen vor? Wann wird gebaut?Lauer: Geplant wird ein halbes Jahr vorher. Gebaut wird drei Tage vorher, fertig sind die meisten Wägen ungefähr fünf Minuten vor Zugbeginn. Meist ist die Farbe noch nicht trocken, wenn der Umzug startet. Das hat aber überhaupt nichts mit der Qualität der Gefährte zu tun, im Gegenteil: Die schönsten Fastnachtsumzüge liefen schon immer in Wadrill!Gibt es Vereine, Gruppen oder sonstige Wadriller Originale, die sich beim Wagenbau besonders hervortun oder -getan haben?Lauer: Da müsste man viele Namen nennen. Jeder versucht sein Bestes zu geben, wenn es darum geht, einen Wagen zu bauen. Was die Menschen jedoch früher mit wenigen Mitteln auf die Straße gezaubert haben, das verdient ehrlichen Respekt. Ach ja, ein paar Namen: Martin Weber, Lorenz Treitz, die Schreinerei Nickels, die Bäckerei Nickels, Miller Helga und viele, viele mehr. Sie haben mit ihrem Enthusiasmus und ihrer unendlichen Ideenvielfalt wunderschöne Wagen gebaut.Wie ist es um den diesjährigen Jubiläumsumzug bestellt?Lauer: Wir können den Zuschauern wieder mal ein einzigartiges Erlebnis bieten. Momentan besteht unser Jubiläumsumzug aus 70 (!) Positionen, und es werden stündlich mehr. Davon sind fast 30 Wagen dabei, im Zug verteilt sind fünf Musikkapellen, ein Spielmannszug und eine Sambatruppe, die uns dem Wetter entsprechend heiße Rhythmen spendiert. Doch nicht nur die Wagen, sondern auch die Kostüme unserer Fußgruppen sind farbenfroh und ideenreich. Also auf nach Wadrill!Wadrill. Die Fratzenmacher haben den Hochwaldort zu einer Hochburg der Fastnacht gemacht. Angefangen hatte alles im Herbst 1964 mit der Gründung einer Interessengemeinschaft für einen Rosenmontagsumzuges. Der schlängelte sich 1965 mit rund 40 Wagen und Gruppen unter dem ersten Prinzenpaar Hans Marmitt und Lieselotte Lohrig-Nickels durch die Straßen von Wadrill. Damit war eine Euphorie entfacht, die IG wurde zum Verein. Erster Vorsitzender war der unvergessene Alois Barth, Stellvertreter Lorenz Treitz, Schriftführer Dagobert Nickels. In kürzester Zeit hatten sich bereits 100 Narren eingeschrieben. Martin Görgen: "Der Ursprung der Wadriller Fastnacht liegt in Gehweiler, denn dort fanden Mitte der 50er Jahre schon Kappensitzungen im Saal bei "Kloosen" (heute Baurnschenke Klauk-Baur) statt. Davon ließ sich der Gesangverein Constantia anstecken und funktionierte seine Familienabende in Kappensitzungen um." Bei so vielen närrischen Talenten war es nicht weit bis zur Gründung eines Karnevalvereins, der erst 14 Jahre später seinen Namen "Fratzenmacher" erhalten sollte. Alljährlich gab es zwei Sitzungen, eine vom MGV, eine vom KV. "Bei beiden war ich Sitzungspräsident, eine nicht ganz einfache Doppelbelastung, denn ich war maßgeblich für die Programme zuständig", sagte Görgen weiter. Schwerpunkte waren Büttenreden und Gardetanz. Im Laufe der Jahre haben sich die Wadriller aber mit Schautänzen, Männerballett und tollen Umzügen einen Namen gemacht. Als später nur noch der Karnevalverein seine Sitzungen durchführte, und zwar "off der Fuerstuff", waren wegen der Nachfrage zwei Sitzungen notwendig. Das war nicht immer leicht, mussten die Akteure doch an zwei Abenden hintereinander fit sein, auch wenn am zweiten Abend der Schädel vom Vorabend noch brummte. Dies wurde bis 1985 beibehalten, es erfolgte ein Umzug in die Waderner Stadthalle, in der vor rund 800 Zuschauern eine Sitzung stattfand. Dieses "Fremdgehen" endete 2003, als die neue Wadrilltalhalle zur Narrhalla wurde. Seit diesem Jahr werden an zwei Wochenenden die Kappensitzungen abgehalten. Unvergessen bleibt die Sitzung in der Forsthof-Narrhalla, als eine Gasflasche, mit der Rauch bei einem Schautanz erzeugt werden sollte, sich selbstständig machte und wie eine Rakete durch den Saal flog. "Es gab gottlob nur Verletzte", erinnerte sich Görgen. Unvergessen aber auch der Umzug zum elfjährigen Jubiläum, der schon wegen Regens abgesagt war. Als aber um 16 Uhr die Sonne schien, kamen die Wadriller mit ihren Motivwagen aus allen Ecken und zogen doch noch durchs Dorf. eb "In Gehweiler fanden Mitte der 50er Jahre schon Kappensitzungen im Saal Kloosen statt"Martin Görgen

Auf einen BlickOriginale und Höhepunkte: Gründungsvorsitzender Alois Barth, der nie in der Bütt stand, aber Karnevalist durch und durch war. Poser und Lilliputaner Toni, "Bläcky" Alois Weber, die Eiermänner Günther Großmann und Klaus Schonarth, der Wanderclub, die Sänger ohne Namen, "Engel" Juppes Barth, Edi Koch, Wanderer vom Teufelskopp Pauli, Flipper, Robert Swenne, Christian "Festus" Lauer.Erfolge: 1989 Jenny Swenny: Vize-Saarlandmeisterin im Mariechentanz; 1994 Prinz Bernd und Prinzessin Nicole: Prinzenpaar des Jahres; 2001 Wadriller Männerballett: Saarlandmeister im Schautanz Herren; 2003 Christian Lauer Sieger im Wettbewerb zur Erhaltung des karnevalistischen Liedguts. Vorsitzende: Alois Barth (1964 - 1986), Ferdi Gebel (1986 - 1990), Jeannot Kaes (3 Tage im November 1990), Robert Swenne (1990 - 1997), Wolfgang Schütz (1997 - 2002), Michael Biewer (2002 - 2003), Hans Peter Lohrig (2003 - 2004), Heinz Fandel (2004- 2007), Ruth Brücker (seit 2007).Elferratspräsidenten: Martin Görgen, Heinz Decker, Edi Koch, Raimund Hassler, Christa Faust, Robert Swenne, Wolfgang Schütz und Bernd Nickels, Michael Biewer, Hans Peter Lohrig sowie Christian Lauer. red

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